Frühlingserwachen – Ein Blick in die Verlagsvorschauen

Das Leben besteht bekanntlich aus Entscheidungen. Manchmal muss eine von zwei Möglichkeiten gewählt werden. Schwieriger wird es, wenn mehrere bestehen. Ob in Lebensphasen oder konkreten Situationen. Bücherfans stehen immer wieder vor der Frage, welches Buch lese ich als nächstes, welche Bücher kaufe ich – angestachelt von Rezensionen in den Medien, Lesetipps von Freunden, Bücherbergen in den Buchhandlungen. Vor allem zweimal im Jahr scheint das Meer aus Möglichkeiten sich zu einem Ozean auszudehnen, in denen Bibliophile jedoch mit Begeisterung hineinspringen. Im Frühjahr und Herbst ist Hochkonjunktur  für Neuerscheinungen, die mit Verlagsvorschauen angekündigt werden.

So nach und nach habe ich zahlreiche Vorschauen betrachtet und mir Titel von mir bekannten Schriftstellern, auf die ich mich freue, oder mit denen ich neue Autoren entdecken will, notiert.  Eine Wunsch-Liste ist handschriftlich entstanden, die natürlich nicht in den Papierkorb wandern wird.

Hello again oder ein Wieder-Lesen

Große Namen werden auch im kommenden Frühjahr nicht fehlen – das ist schon einmal sicher.  Unter den deutschsprachigen Autoren, die ich sehr schätze, kündigen sich Christoph Hein mit „Glückskind mit Vater“ (Suhrkamp, März), Thomas Glavinic mit „Der Jonas-Komplex“ (Fischer, März), Antje Rávic Strubel mit „In den Wäldern des menschlichen Herzens“ (S. Fischer, Februar), Michael Köhlmeier mit „Das Mädchen mit dem Fingerhut“ (Hanser, Februar), Norbert Gstrein „In der freien Welt“ (Hanser, Februar), Juli Zeh „Unterleuten“ (Luchterhand, März), Stefan Moster „Neringa oder die andere Art der Heimkehr“ (mare, Februar) sowie Jan Wagner mit dem Band „Selbstporträt mit Bienenschwarm“ (Hanser Berlin, Februar) an.

In den Weiten fremdsprachiger Werke geht es nicht minder namhaft zu. Vorfreude gibt es deshalb auf: Yann Martel mit „Die hohen Berge Portugals“ (S. Fischer, April), John Irving mit „Straße der Wunder“ (Diogenes, März), Alberto Manguel mit „Eine Geschichte der Neugierde“ (S. Fischer, April),  Orhan  Pamuk mit „Diese Fremdheit in mir“ (Hanser, Februar), Maarten ‚t Hart mit „Die grüne Hölle“ (Piper, März), Joël Dicker mit „Die Geschichte der Baltimores“ (Piper, Mai), Muriel Barbery mit „Das Leben der Elfen“ (dtv Verlag, März) und David Mitchell „Die Knochenuhren“ (Rowohlt, März).

Heimisch im Norden

Skandinavische Autoren und ihre Werke faszinieren mich bereits seit einigen Jahren. Und auch da gibt es natürlich neue Bücher. Erscheinen wird Jon Fosses Werk „Trilogie“ (Rowohlt, Mai), mit dem der Norweger den Literaturpreis des Nordischen Rates erhalten hat. Nominiert für diese renommierte Auszeichnung war Jóanes Nielsen für sein Roman „Die Erinnerungen“, der  auf den Faröer Inseln spielt (btb, März). In der Krimi-Reihe „Snow on Blood“ des Norwegers Jo Nesbø wird es mit „Das Versteck“ (Ullstein, Februar) den zweiten Band geben.

Nach den schrecklichen wie unfassbaren Attentaten des Norwegers Anders Behring Breivik in Oslo und auf der Insel Utoya am 22. Juli 2011 arbeitet der Band „Einer von uns“ der norwegischen Journalistin Åsne Seierstad das Geschehen auf (Kein & Aber, Mai). Von Lars Gustafsson erscheint „Doktor Wassers Rezept“ (Hanser, Feburar). Gespannt bin ich vor allem aber auf den Roman „Die Birken wissen’s noch“ des Norwegers Lars Mytting, den ich bis jetzt noch nicht kenne (Insel, März). Im Übrigen: Alle  Knausgård-Fans (mich eingeschlossen) sollten ganz tapfer sein und Geduld beweisen. Der Abschluss-Band der „Min Kamp“-Reihe“soll in deutscher Übersetzung erst 2017 in den Buchhandel kommen.

Fund-Stücke

Die Literatur an sich ist bekanntlich ein großes Gedächtnis. Nicht nur bewahrt sie Gedanken und Erinnerungen auf. Regelmäßig werden Werke wiederentdeckt oder wiedergefunden. Das gilt auch für einen Roman von Siegfried Lenz, der zwei Jahre nach dessen Tod, erscheinen wird. „Der Überläufer“ war 1951 von Lenz verfasst worden, kam allerdings nie zur Veröffentlichung (Hoffmann & Campe, März). In der Urfassung wird Hans Falladas Roman „Kleiner Mann was nun“ zu lesen sein (Aufbau, Juni).

Mit „Kind aller Länder“ wird an die lange Zeit vergessene Irmgard Keun erinnert (Kiepenheuer & Witsch, Februar). Eine große Entdeckung mit einer  spannenden Geschichte dahinter kündigt sich mit „Durchbruch bei Stalingrad“ von Heinrich Gerlach an. Das Buch wurde im Kriegsgefangenenlager geschrieben, galt, da vom russischen Geheimdienst konfisziert, später als verschollen und wurde kürzlich in russischen Archiven gefunden (Galiani, März).  Den Klassiker „Herr der Fliegen“ von William Golding wird es in einer Neuübersetzung geben (S. Fischer, Juni). Der 1978 erschienene und damals gefeierte Roman „Kinderjahre“ von Jona Oberski (Diogenes, April) und E.M. Forsters Werk „Die Maschine steht still“ (Hoffmann & Campe, März) können wiederentdeckt werden.

Neue Namen oder Lesevorsätze

Natürlich herrscht bei der Lektüre von Verlagsvorschauen die Neugierde auf neue Namen und Titel oder auch Erinnerungen an Autoren, die man schon immer mal lesen wollte.  Bekannte oder noch nicht gelesene Schriftsteller und mit ihren interessanten Werke sind: Kurt Vonnegut mit „Schlachthof 5“ (Hoffmann & Campe, Mai, in neuer Übersetzung), Howard Jacobson mit „Shylock“ (Knaus, April), Mircea Cartarescu „Die schönen Fremden“ (Zsolnay, Februar) und Benedict Wells mit „Vom Ende der Einsamkeit“ (Diogenes, Februar).

Mir noch völlig unbekannt und deshalb besonders spannend sind: Anna Katharina Hahn mit „Das Kleid meiner Mutter“ (Suhrkamp, März), Andreas Pflüger mit „Endgültig“ (Suhrkamp, März), Anthony Marra „Letztes Lied einer vergangenen Welt“ (Suhrkamp, April), Pierre Jarewan „Am Ende bleiben die Zedern“ (Berlin Verlag, März), Paolo Bacigalupi mit „Wasser – Der Kampf beginnt“ (Blessing, März), Filip Florian mit „Alle Eulen“ (Matthes  & Seitz, März), Nis-Momme Stockmann mit „Der Fuchs“ (Rowohlt, März), Smith Anderson mit „Montana“ (Luchterhand, April), Lasha Bugadze „Der Literaturexpress“ (Frankfurter Verlagsanstalt, März), Alice Greenway „Schmale Pfade“ (mare, Februar) sowie Tom McCarthy mit „Satin Island“ (DVA, März).

Wer noch weitere Literatur-Tipps für das Frühjahr braucht, wird unter anderem bei den Bloggern Ilja Regier und Stefan Mesch fündig, die ebenfalls bereits in Vorschauen gestöbert haben. Gern könnt Ihr mir in Kommentaren Eure Favoriten nennen.

7 Kommentare zu „Frühlingserwachen – Ein Blick in die Verlagsvorschauen

  1. Schließe mich Jutta an. Eigentlich möchte und muss ich diesen Beitrag mit geschlossenen Augen lesen – so vieles, was Du vorstellst, klingt interessant und gut…aber … naja, die übliche Klage lesender Menschen …! Danke für die Zusammenstellung!

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    1. Ja, da hast du recht. Schon die Vielzahl an wunderschönen Vorschauen macht es nicht leicht, eine Auswahl zu treffen. Aber Bücherfreunden würde es doch nicht gut gehen, wenn sie diese Möglichkeiten nicht hätten, oder? Ihnen würde doch sehr viel fehlen. Viele Grüße

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