Frühlingserwachen – Ein Blick in die Vorschauen 2019

Es ist der letzte Tag im Jahr 2018. Ein neues steht bevor. Statt eines Rückblicks gibt es an dieser Stelle von mir einen Ausblick – auf die kommenden Bücher in den ersten Monaten des Jahres 2019. In den vergangenen Wochen habe ich die Abende oft genutzt, um in den Frühjahrsvorschauen großer und kleiner Verlage zu blättern. Hier ein Überblick über interessante Titel. Die Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und wird mit jeder weiteren Entdeckung auch ergänzt.

Deutschsprachige Literatur

Mit „Flammenwand“ erscheint ein neuer Roman von Marlene Streeruwitz (S. Fischer, Mai). Nach ihrem Bestseller „Machandel“ über die DDR und die Wendezeit hat Regina Scheer mit „Gott wohnt im Wedding“ erneut einen Familienroman geschrieben (Penguin, März). Auch der Schweizer Charles Lewinsky ist mit einem neuen Werk zurück. Es trägt den Titel „Der Stotterer“ (Diogenes, März). „Alte Sorten“ ist der Titel des Romans von Ewald Arenz über zwei Frauen und das Landleben (Dumont, März). Mystisch geht es in „Die Nebelkrähe“ des Österreichers Alexander Pechmann zu, ein Roman, in dem der verstorbene Oscar Wilde eine nicht unwesentliche Rolle spielt (Steidl, März).

Schon reichlich Aufmerksamkeit in den sozialen Medien hat der neue Roman von Takis Würger „Stella“ erhalten (Hanser, Januar). Eine Biografie über die Malerin Hilma af Klint (1862-1944) hat Julia Voss geschrieben (S. Fischer, April). Dem britischen Naturforscher Alfred Russel Wallace (1823 – 1913) setzt Anselm Oelze mit seinem philosophischen Abenteuerroman „Wallace“ ein Denkmal (Schöffling, Februar). Der gebürtige Wiener Marko Dinić, der jedoch in Belgrad aufgewachsen ist, legt mit „Die guten Tage“ sein Debüt vor (Zsolnay, Februar). Herbert Kapfer erzählt vom Jahr „1919“ (Kunstmann, Februar).

In den hohen Norden

Große Vorfreude: Norwegen ist Gastland der kommenden Frankfurter Buchmesse. Deshalb werde ich mich in den nächsten Monaten mehr als sonst verstärkt auf Autoren und Werke aus dem skandinavischen Land und meiner Seelenheimat konzentrieren. Mit mehr als 1.200 Seiten und einem ganz speziellen Titel ist zweifellos „Max, Mischa und die Tet-Offensive“ von Johan Harstad Backstein und Hingucker zugleich (Rowohlt, März). Mit „Echo eines Freundes“ erfährt die amüsante Kultgeschichte rund um Elling aus der Feder von gvar Ambjørnsen ihre Fortsetzung (Edition Nautilus, April). Geier Gulliksen hat die „Geschichte einer Ehe“ niedergeschrieben (Luchterhand, März). Nicht ganz unbekannt hierzulande ist Carl Frode Tiller. Sein neuer Roman: „Der Beginn“ (btb, Juni). „Von allen Seiten“ heißt das kommende Buch von Tore Renberg (Heyne Encore, März). Der Dörlemann-Verlag stellt den Schriftsteller Dag Solstad in den Mittelpunkt. In Kürze in deutscher Überragung: „T. Singer“ (Februar). Im Alter von nur 46 Jahren verstarb 2012 Stig Sӕterbakken. Von ihm und dem Italiener Nino Vetri erscheint der Band „Lillehammer – Palermo oder: Suite für eine viertel Kuh“ (edition.fotoTAPETA, Juni). Lyrik und Prosa der norwegischen Schriftstellerin Dagny Juel (1867 – 1901) versammelt der Band „Flügel in Flammen“ (Weidle, März). Ein Blick sollte man auch auf die Kinderliteratur des Landes werfen: Ich bin gespannt auf „Ein Bruder zuviel“ von Linde Hagerup (Gerstenberg, Februar). Mit sehr viel Freude las ich vor einiger Zeit den Reisebericht „Sowjetistan“ von Erika Fatland. Nun erscheint „Die Grenze. Eine Reise rund um Russland“ (Suhrkamp, April).

Aus dem Norden kommt zudem mit „Die Frauen von Själö“ ein neuer Roman der schwedisch-finnischen Autorin Johanna Holmström (Ullstein, Februar). Von dem großen schwedischen Autor Lars Gustafsson kann in Kürze „Etüden für eine alte Schreibmaschine“ gelesen werden (Hanser, März). Besonders freue ich mich auf das neue Werk des Dänen Peter Høeg „Durch deine Augen (Hanser, Februar). Das Landleben ist Thema des Romans „Einer von uns schläft“ der Dänin Josefine Klougart (Matthes & Seitz, März). „Vom Flügelschlag des Sterntauchers. Das verborgene Leben am Myvatn“ erzählt die Isländerin Unnur Jökulsdóttirs (Insel, Mai). In „Der europäische Frühling“ des Dänen Kaspar Colling Nielsen geht es in Form einer Zukunftsvision um Migration, Mozambique und die Insel Lolland (Heyne Encore, Mai).

Blicke nach Ost und West

Die Leipziger Buchmesse rückt indes Tschechien als Gastland in den Fokus. Nicht unbekannt hierzulande ist Jaroslav Rudiš. Von ihm erscheint „Winterbergs letzte Reise“ (Luchterhand, Februar). Ebenfalls einen Namen hat in Deutschland bereits Jáchym Topol. Sein neuer Roman: „Ein empfindsamer Mensch“ (Suhrkamp, März). Für ihren Roman „Unrast“ hat die polnische Autorin Olga Tokarczuk den Man Booker International Prize erhalten (Kampa, Februar). Der Balkankrieg ist Thema im kommenden autobiografischen Werk „Zwei Jahre Nacht“ von Damir Ovčina (Rowohlt, April). Nach seinen Romanen „Der weiße König“ und „Der Scheiterhaufen“ ist György Drgomán mit dem Novellenband „Löwenchor“ zurück (Suhrkamp, Februar). Der rumänische Autor Sándor Zsigmond Papp ist mit seinem Roman „Der süße Betrug des Lebens“ im deutschen Buchhandel vertreten (Heyne Encore, April). Eine Jahrhundertchronik Russlands legt Jewgeni Wodolaskin mit seinem Roman „Luftgänger“ vor (Aufbau, März). Ein Exilroman erscheint mit „Die Nacht der Seelen“ des 1977 verstorbenen Esten Karl Ristikivi (Guggolz, Februar).

Nach „Die Farbe von Milch“ erscheint mit „Der Wald“ ein neuer Roman der englischen Autorin Nell Leyshon (Eisele, März). Besonders freue ich mich auf neue Lektüre von: Ian McEwan „Maschinen wie ich“ (Diogenes, Mai), William Boyd „Blinde Liebe“ (Kampa, März), Pierre Lemaitre „Die Farben des Feuers“ (Klett & Cotta, Februar) und Julian Barnes „Die einzige Geschichte“ (Kiepenheuer & Witsch, Februar). Vor einiger Zeit für mich entdeckt und gespannt auf ein Wiederlesen: Javier Marias mit „Berta Isla“ (S. Fischer, Mai) und Willy Vlautin mit „Ein feiner Typ“ (Berlin Verlag, Mai). Zum Namen von Elena Ferrante braucht man, so denke ich, nicht viel zu schreiben. Von ihr erscheint „Frau im Dunkeln“ (Suhrkamp, März).

Von der Französin Maylis de Kerangal erschien 2015 der vielbeachtete Roman „Die Lebenden reparieren“. In der Jahresmitte ist ihr neuer Roman „Eine Welt in den Händen“ erhältlich (Suhrkamp, Juni). Dass auch europäische Autorinnen und Autoren den Wilden Westen beschreiben können, beweist Carys Davies mit ihrem Roman „West“ (Luchterhand, Juni).  Schon das Cover macht Lust auf „Der Wal und das Ende der Welt“ von John Ironmonger (S.Fischer, März). Das kann man ebenfalls sagen von „Warum die Vögel sterben“ von Victor Pouchet (Berlin Verlag, März). Gespannt bin ich auch sehr auf „Am Tag davor“ von Sorj Chalandon (dtv, April) und „Die Mauer“ von John Lanchester (Klett & Cotta, Februar). Mit dem Meer sehr eng verbunden ist für mich „Die Nordsee“ von Tom Blass Pflichtlektüre (mare, März). Und wo wir in der Sachbuch-Ecke sind – gleich noch zwei Tipps hinterher: „An den Ufern der Seine. Die magischen Jahre von Paris 1940-1950“ von Agnès Poirier (Klett & Cotta, ) und „Über alte Wege. Eine Reise durch die Geschichte Europas“ von Mathijs Deen (Dumont, April).

Über den großen Teich

Nach ihrem teils auch kontrovers diskutierten Bestseller „Ein wenig Leben“ erscheint mit „Das Volk der Bäume“ ein neuer Roman der Amerikanerin Hanya Yanagihara (Hanser Berlin, Januar). Nach dem Herzensbuch „Ein Leben mehr“ ist die Kanadierin Jocelyne Saucier mit „Niemals ohne sie“ ebenfalls mit einem neuen Roman vertreten (Insel, März). Mit „Flammenwerfer“ entdeckte ich vor einiger Zeit Rachel Kushner. Von ihr erscheint „Ich bin ein Schicksal“ (Rowohlt, Juni). Mit einer Dystopie ist auch Louise Erdrich zurück: „Der Gott am Ende der Straße“ (Aufbau, März).

Vom großen Walt Whitman kann „Leben und Abenteuer von Jack Engle“ entdeckt werden (dtv, April). Bleiben wir bei den Klassikern: Herman Melvilles dicker Wälzer „Mardi und eine Reise dorthin“ erscheint in einer prachtvollen Ausgabe (Manesse, Juni). Vorschuss-Lorbeeren hat Katherena Vermette im Übrigen von keiner Geringeren als Margaret Atwood erhalten. Von ihr kann in Kürze „Was in jener Nacht geschah“ gelesen werden (btb, März).

Zum Schluss noch etwas Spannung

Nicht ohne meinen Krimi heißt es auch bei mir. Ich freue mich dabei vor allem auf den neuen Roman von Friedrich Ani mit dem Titel „All die unbewohnten Zimmer“ (Suhrkamp, Juni) sowie den zweiten Kriminalroman der Dänin Katrine Engberg „Blutmond“ (Diogenes, März). Ulrich Ritzel ist ebenfalls wieder in den Krimiregalen vertreten – mit „Die 150 Tage des Markus Morgat“ (btb, Mai). Als Nachweihnachtsgeschenk habe ich mir den ersten Teil der zweiteiligen Dystopie „In Liebe, Dein Vaterland“ des Japaners Ryu Murakami gegönnt. In wenigen Wochen kommt Band zwei heraus (Septime, Februar).

Vor einiger Zeit las ich mit Begeisterung „Der letzte Pilger“ von Gard Seen. Mit „Die stille Tochter“ gibt es einen neuen Roman des Norwegers (List, Mai). Aus der Feder der Polin Katarzyna Bonda stammt „Der Rat der Gerechten“ (Heyne, März). Der Schauplatz in James Sallis‘ neuen Roman „Willnot“ ist eine amerikanische Kleinstadt (Liebeskind, Februar). Mit „Das Dorf in den roten Wäldern“ erscheint der erste Roman um den Ermittler Gamache der Kanadierin Louise Penny (Kampa, Februar).

Zum Abschluss wünsche ich all meinen Lesern sowie Bloggern und Verlagsmitarbeitern ein leseeifriges, glückliches, erlebnisreiches und gesundes neues Jahr. Welche Bücher stehen bei Euch ganz weit oben auf der Leseliste für 2019? 

10 Kommentare zu „Frühlingserwachen – Ein Blick in die Vorschauen 2019

  1. Eine schöne Fleissarbeit! Es gibt einige Übereinstimmungen, besonders im Norden und bei den Deutschsprachigen. Auf „Wallace“ bin ich echt gespannt und auf den neuen von Pechmann. „Stella“ fand ich übrigens erstaunlich lau. Aus so einer Hauptfigur hätte man mehr machen können. Boyd und Barnes sind Pflicht.
    Viele Grüße und komm gut ins neue Jahr!

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    1. Vielen Dank, Marina, für Deinen Kommentar. Ja, es hat einige Zeit gedauert. Aber das war sie mir wert. „Stella“ lese ich, wenn das Erscheinungsdatum herangerückt ist. Aber ich habe auch noch etliche Titel aus dem Herbst/Winter liegen und Lesekreis sowie Backlist-Reihe fordern mich auch. Viele Grüße nach Berlin

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  2. Auf meiner Wunschliste stehen schon etliche deiner Tipps, darunter Erdrich, Ambjørnsen und Saucier, vor allem aber das Buch „Wallace“. Ich kenne bereits eine ausgezeichnete Biografie über ihn von Matthias Glaubrecht. Dessen neues Buch „Das Ende der Evolution“ erwarte ich mit besonderer Spannung.
    Herzliche Grüße und ein frohes neues Jahr!

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    1. Das wird sicher spannend, nach der Biografie einen Roman zu Wallace zu lesen. Schön, dass wir einige Titel gemeinsam auf unserer Liste haben. Viele Grüße und ein gutes, glückliches und gesundes neues Jahr

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  3. Liebe Constanze,
    ein gutes Neues Jahr 2019 wünsche ich dir! Mit viel Glück und vielen schönen neuen Büchern!
    Und finde deine Idee, statt eines Rückblicks einen Vorausblick zu schreiben, ja super. Ich schaue mir ja auch immer gerne die die Vorschauen an, surfe immer schon vor der Zeit auf die Verlagsseiten, um Ausschau zu halten nach den neuen Katalogen. In denen ich dann, wenn sie da sind, gar nichts finde. Und denke: Wie gut, kannst du endlich all die Bücher lesen, die noch im Ragel stehen. Um dann doch Zug um Zug, wenn hier etwas über ein neues Buch lese und dort etwas über ein neues Buch höre, die Neuerscheinungen zu erwerben. Also lasse ich mich jetzt gar nicht von deiner beeindruckenden Liste wild machen, sondern warte in aller Seelenruhe auf deine Besprechungen – um dann neue Bücher zu den alten ungelesenen ins Regal zu stellen.
    Viele Grüße, Claudia

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    1. Das wünsche ich Dir auch, liebe Claudia. Vielen Dank für Deinen ausführlichen Kommentar. Ich denke, es geht beides: neue und ältere Titel zu lesen. Von der Flut der Neuerscheinungen sollte man sich, wie Du schon richtig meinst, nicht wild machen, sondern ganz seinem eigenen Instinkt folgen und eben lesen, was einem gefällt. Bei mir ist es dann allerdings auch so, dass ich nach Besprechungen auf neue Bücher stoße, die mir in den Vorschauen nicht so sehr aufgefallen sind oder die mein Interesse da noch nicht wecken konnten. Ich wünsche Dir ein gutes, glückliches und gesundes Jahr. Viele Grüße

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  4. Liebe Constanze, das wird spannend. Die meisten deiner Titel haben es in der Vorauswahl nicht auf meine Leseliste geschafft. Aber im Laufe des Jahres werden einige dank deiner Besprechungen doch wieder bei mir landen ;) Ich wünsche dir einen tollen Lesefrühling! Liebe Grüße!

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  5. Liebe Constanze,
    da hast du ja viele Schätze ausgegraben – vielen Dank für den schönen und informativen Beitrag!
    Auf mehrere Titel deiner Auswahl freue ich mich auch schon besonders – auf den neuen Barnes und den neuen Boyd, auf „Das Volk der Bäume“ und das mare-Buch über die Nordsee, auf „Ein Bruder zu viel“ (Kinderbücher von Gerstenberg sind einfach prima) und den neuen Roman von Frau Saucier („Ein Leben mehr“ mag ich sehr).
    Ich werde mir deine Liste in den nächsten Wochen aber sicher noch einmal anschauen (für weitere Inspirationen) und bin gespannt, welche Bücher du lesen und rezensieren wirst.
    Herzliche Grüße
    Tina

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