Tod an der Mole – Johan Theorin "Nebelsturm"

Öland sollte ihr neues Zuhause werden. Joakim und Katrine, zwei Lehrer aus Stockholm, ziehen mit ihren kleinen Kindern Livia und Gabriel auf den einst prachtvollen Bauernhof Åludden. Sie wollen die Hektik der Großstadt hinter sich lassen und das Gut auf Vordermann bringen, Zimmer und Gebäude liebevoll restaurieren. Was sie allerdings nicht wissen: Um diesen abseits gelegenen Bauernhof ranken sich zahlreiche Mythen. Selbst dessen Entstehung ist sagenumwoben, sollen die Häuser doch aus dem Holz errichtet worden sein, das von einem Schiffswrack stammte. An der Wand einer Scheune finden sich zudem Namen von Toten, die einst auf Åludden gelebt hatten und auf meist schreckliche Weise ums Leben gekommen waren.

Als Joakim ein letztes Mal nach Stockholm fährt, erreicht ihn auf der Heimtour eine entsetzliche Nachricht: Seine Tochter soll im Meer ertrunken sein. Doch es ist nicht Livia, die gestorben ist. Es ist Joakims Frau Katrine, die leblos in der Nähe der Mole aufgefunden wurde. Der Polizei ist bei der Übermittlung der traurigen Botschaft ein Fehler unterlaufen. Joakim steht unter Schock, während für die junge Polizistin Tilda Davidsson, die ihren Dienst auf der Insel gerade begonnen hat, die Verwechslung ein schlechtes Omen bedeutet. Doch die Beamtin untersucht nicht nur das vermeintliche Unglück der Frau. Eine Einbrecherbande sorgt auf dem sonst ruhigen Eiland für Angst und Schrecken.

Erneut bildet die Insel Öland den Schauplatz für ein Werk des schwedischen Autors Johan Theorin. Mit seinem Roman „Öland“ verbuchte der 1963 in Göteborg geborene Schriftssteller einen immensen Erfolg, nicht nur in seinem skandinavischen Heimatland, sondern auch in Deutschland. Mit dem  Öland-Krimi numero zwo beweist er ein weiteres Mal sein Talent für spannende und gruselige Lektüre und die Inszenierung einer schaurigen Stimmung. Auch dieses Buch legt man nur ungern aus der Hand. Und das hat seine Gründe: Zum einen wimmelt es in diesem Roman nur so von gruseligen und schockierenden Szenen, zum zweiten überrascht die Auflösung des Falles. Wie schon in seinem Roman „Öland“ ist der Mörder ein Mensch aus dem Umfeld des Opfers, den jedoch selbst geübte Krimileser sicherlich nicht auf der Rechnung haben. Hinzu kommen wunderbare Beschreibungen der kargen Küstenlandschaft und packende Schilderungen des ungemein verheerenden Nebelsturms, der jedes Mal einige Menschenopfer fordert. Theorin kennt die Insel aus dem Effeff. Auf ihr verbrachte er in der Kindheit seine Sommerferien.
Klug ist das Buch aufgebaut, das neben der eigentlichen Handlung kleine Geschichten rund um die früheren Bewohner des Bauernhofes einstreut und sich Familienschicksalen widmet. Die handelnden Personen beschreibt Theorin sehr plastisch, allen voran die Person des Lehrers, der nach dem Tod seiner Frau seine Kinder allein großzieht und das Gut weiter liebevoll restauriert, sowie die Polizistin, die sich für die Geschichte des Gutes interessiert und den Bruder ihres Großvaters dazu befragt.

Für Freunde skandinavischer Krimiliteratur ist dieses Buch ein unbedingtes Muss, für Greenhorns in diesem so überaus erfolgreichen Genre eine besondere Entdeckung. Für Skeptiker hier noch eine kleine Aufzählung an Preisen, die der Schwede für seine Werke bisher bekommen hat: Für „Öland“, sein Debüt, wurde er von der schwedischen Krimi-Akademie ausgezeichnet, für „Nebelsturm“ erhielt er in Schweden den Preis für den besten Kriminalroman des Jahres und wurde zudem mit dem Dagger-Award für den besten internationalen Kriminalroman prämiert.
Und versprochen: Beim Lesen läuft es einem wirklich ab und an kalt die Schulter herunter oder man fühlt sich nur sicher, wenn in allen Zimmern das Licht brennt.

Der Roman „Nebelsturm“ von Johan Theorin erschien bereits als Taschenbuch im Piper-Verlag in der Übersetzung aus dem Schwedischen von Kerstin Schöps.
448 Seiten, 9,95 Euro

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