Louise Kennedy – „Übertretung“

„Wenn Mord zum Alltag gehörte, war es schwer, die Kinder davon zu überzeugen, dass diese Geschichten Unsinn waren.“ 

Es gibt geschichtliche Ereignisse, die sind bekannt, erscheinen einem indes fern. Weil sie außerhalb der eigenen Lebenszeit und örtlich gesehen eher in der Ferne geschehen sind. Der Nordirland-Konflikt zählt zu den weißen Flecken auf meiner Landkarte des Wissens. Zugegeben: Er war weder Thema in der Schule noch habe ich mich näher mit ihm beschäftigt. Bis ich nun jedoch den Roman „Übertretung“ der irischen Schriftstellerin Louise Kennedy in die Hand nahm. „Louise Kennedy – „Übertretung““ weiterlesen

Dirk Schümer – „Die schwarze Lilie“

„Was war das Leben anders als eine Maskerade.“

Er ist wieder zurück. 20 Jahre sind vergangen. Aus Wittekind Tentronk ist ein reifer Mann geworden, aus dem einstigen Dominikaner-Novizen ein Agent einer einflussreichen Familie, von Avignon hat es ihn nun nach Florenz verschlagen. Mit „Die schwarze Lilie“ erzählt Dirk Schümer die Geschichte seines Helden aus „Die schwarze Rose“ weiter. Wieder geht es um rätselhafte Morde sowie Geld und Macht. Und wieder gelingt es ihm, ein großartiges Panorama jener Zeit zu schaffen.

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Dennis Lehane – „Sekunden der Gnade“

„Was ist nur los mit dieser Welt, Detective?“

1974. Richard Nixon steht vor dem Rücktritt als Präsident der USA, das Land zieht seine letzten Soldaten aus Vietnam ab. Intel stellt den ersten vollwertigen 8-Bit-Mikroprozessor vor. VW bringt den VW Golf heraus. Schwergewichtsboxer Muhammad Ali gewinnt gegen George Foreman und wird Weltmeister. In jenem Jahr kommt es in Boston zu Unruhen zwischen der schwarzen und weißen Bevölkerung. Der Grund: ein Erlass, nach dem künftig städtische Busse schwarze Kinder zu Schulen transportieren, die bisher durchgehend „weiß“ waren und umgekehrt. In jene spannungsgeladene Zeit führt Dennis Lehane mit seinem neuen Roman „Sekunden der Gnade“.

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Jan-Erik Fjell – „Nachtjagd“

Eine junge Frau wird mit unzähligen Verletzungen tot an einem See nahe einem Sägewerk aufgefunden. Ermittler Anton Brekke und seine Kollegen haben einen schlimmen Verdacht. Er ist wieder zurück: Stig Hellum, der gefürchtete Serienmörder, der kürzlich aus der Haftanstalt Ila fliehen konnte. Er war einige Jahre zuvor schuldig gesprochen worden, drei Frauen getötet zu haben. Dann wird eine zweite tote Frau, ebenfalls grausam zugerichtet, gefunden. Die Polizei stochert im Nebel, kommt bei ihrer Suche nach Hellum nicht weiter. Bis eine weitere Leiche gefunden wird, die allerdings die Arbeit der Ermittler komplett auf den Kopf stellt. Mit „Nachtjagd“ erleben deutsche Leser den sechsten Fall der Brekke-Reihe des norwegischen Krimi-Autors Jan-Erik Fjell.

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Chris Lloyd – „Die Toten vom Gare d’Austerlitz“

„Krieg entfremdet uns von uns selbst.“

Es ist Tag eins der deutschen Besatzung. Soldaten der Wehrmacht nehmen Paris ein. Es ist nicht das einzige Problem von Inspecteur Éduard „Eddie“ Giral. Er wird zum Gare d’Austerlitz gerufen. In einem Waggon auf einem Abstellgleis sind die Leichen von vier polnischen Flüchtlingen gefunden worden. Wenig später sorgt ein weiterer Fall für Aufregung: Ein weiterer Pole hat sich aus dem Fenster gestürzt. Der Ermittler vermutet einen Zusammenhang zwischen beiden Fällen. In seine Arbeit mischen sich jedoch die neuen Herren der Seine-Stadt ein. Sein missliebiger Kollege Auban macht, was er will. Und dann taucht auch noch Girals Sohn auf, den er 15 Jahre nicht mehr gesehen hat. Chris Lloyds historischer Krimi ist spannend, komplex und ein eindrückliches Panorama vom Paris jener Zeit. „Chris Lloyd – „Die Toten vom Gare d’Austerlitz““ weiterlesen

Christoffer Carlsson – „Unter dem Sturm“

„Dörfer haben ihre Erinnerungen. Sie haben Lebensschicksale und Todesfälle.“ 

In die Krimi-Literatur scheint ein anderer Ton einzuziehen, ein leiser, indes nicht minder fordernder. In diesen Geschichten gibt es zwar Täter und Opfer, aber keine extremen Grausamkeiten, keine ausufernden Blutlachen, keine wilden Verfolgungsjagden. Es geht darin vielmehr um die Menschen und den Ort, in dem sie leben. Was macht ein Verbrechen mit den Personen, die das Opfer kannten, was mit einer Gemeinschaft, die bereits den Schuldigen gefunden zu haben glaubt? Der schwedische Kriminologe und preisgekrönte Autor Christoffer Carlsson stellt sich in seinem Roman „Unter dem Sturm“ diesen Fragen und erzählt von einer besonderen Beziehung zwischen einem Onkel und seinem Neffen und einem charismatischen Polizisten, den ein Fall viele Jahre nicht loslässt.

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