Trude Teige – „Als Großmutter im Regen tanzte“

„Starke Menschen lassen sich nicht beugen. Sie werden gebrochen oder zerbrechen.“

Tekla liebt Otto. In normalen Zeiten wäre ihre Beziehung akzeptiert worden. Doch ein Krieg ist ein verheerender Ausnahmezustand, den Tekla, die Norwegerin, und Otto, der deutsche Soldat, erfahren. Ihre Liebe ist ein Stigma – für die Familie der jungen Frau und für ihr Land. Ein Schicksal, das sie mit vielen teilt. Wie viele „Tyskerjenten“, „Deutschenmädchen“, es während des Zweiten Weltkriegs in dem nordischen Land gegeben hat, weiß keiner ganz genau. Die Zahlen schwanken zwischen 30.000 bis 100.000. Die norwegische Autorin und Journalistin Trude Teige verarbeitet in ihrem Roman „Als Großmutter im Regen tanzte“ dieses bereits bekannte Thema und verbindet es jedoch mit einer bis heute wenig bekannten Tragödie.

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James Kestrel – „Fünf Winter“

„In seinem Inneren machte sich eine Stille breit, ein tiefer, dunkler Raum.“

Paradies im Pazifik, tropische Perle. Hawaii ist Sehnsuchtsort und Traumziel. Am 7. Dezember 1941 wird die Insel indes zur Hölle. Mehr als 2.400 Menschen sterben beim Angriff der japanischen Armee auf die US-amerikanische Pazifik-Flotte in Pearl Habor. Joe McGrady, Police Detective auf Hawaii und Ex-Soldat, wird da schon auf der anderen Seite des Ozeans, in Hongkong sein. Er ist auf der Suche nach einem kaltblütigen Mörder, nichtsahnend, dass seine Jagd ihn fünf Jahre lang von seinem Zuhause trennen wird. „Fünf Winter“ heißt denn auch der Roman des Amerikaners James Kestrel, der dafür zwei hochrangige Preise erhalten hat.

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Carolin Würfel – „Drei Frauen träumten vom Sozialismus“

„Über Wasser halten, schwimmen lernen, eine gemeinsame Insel finden.“

Christa Wolf, Maxie Wander, Brigitte Reimann – das literarische Dreigestirn. Ohne diese drei Frauen wäre die Literatur der DDR um vieles ärmer, womöglich undenkbar. Noch heute werden sie gelesen, in Schule, im Studium. Ihre Bücher erleben Neuauflagen, werden – einst gekürzt veröffentlicht – nun in voller Länge gedruckt. Wie aktuell Reimanns Roman „Die Geschwister“ (Aufbau). Die Journalistin und Autorin Carolin Würfel zeichnet mit ihrem Band „Drei Frauen träumten vom Sozialismus“ nicht nur die einschneidenden Ereignisse und Einflüsse der drei Schriftstellerinnen nach. Sie erzählt von ihrem Verhältnis untereinander – und zur DDR, dem Land, in dem sie lebten. „Carolin Würfel – „Drei Frauen träumten vom Sozialismus““ weiterlesen

Janina Ramirez – „Femina“

„Ob nun vergessen, übersehen oder absichtlich herausgeschrieben – es ist ein Wunder, dass überhaupt weibliche Stimmen erhalten geblieben sind.“ 

Femina – so hießen im Mittelalter Randnotizen, die in Büchern auf Texte hinwiesen, die von Frauen verfasst worden sind. Dabei sind weibliche Stimmen im Lauf der Jahrhunderte bewusst unterdrückt oder gar entfernt worden, wird die bis heute andauernde Sicht auf die damalige Zeit ihnen nicht wirklich gerecht. Die britische Kulturhistorikern sowie Literatur- und Sprachwissenschaftlerin Janina Ramirez wirft in ihrem großartigen Buch „Femina“ einen anderen Blick auf das Mittelalter und konzentriert sich auf Frauenfiguren, die sehr wohl Einfluss hatten – ob politisch, kulturell oder religiös. Ihr Werk ist dabei eine Reise durch die Jahrhunderte und durch weite Teile Europas und zeichnet eine mittelalterliche Welt, die kosmopolitisch, mobil und offen war.

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Toine Heijmans – „Der unendliche Gipfel“

„Hier oben zu sein, hat keine Bedeutung – das zu begreifen, ist das Schwierigste.“

Was treibt Menschen an, die höchsten Gipfel unserer Erde zu besteigen? Trotz der Strapazen, trotz der Gefahren? Nicht wenige haben ihre (Sehn)sucht nach den Bergen mit ihrem Leben bezahlt. Über eine spezielle Männerfreundschaft, die Berge und das Bergsteigen hat der Niederländer Toine Heijmans einen großartigen Roman geschrieben. „Der unendliche Gipfel“ erteilt dem Leser einige Lektionen – zur Geschichte des Kletterns und in Sachen Demut.

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David Hewson – „Garten der Engel“

„Man sollte eine Geschichte nie beurteilen, bevor sie nicht zu Ende ist.“

Paolo Uccelo bleibt nicht mehr viel Lebenszeit. Er liegt im Krankenhaus, weiß, seine Tage sind gezählt. Bald wird er mit dem Boot seine letzte Reise auf die Friedhofsinsel San Michele antreten. Doch vor seinem Tod gibt er seinem Enkel Nico in regelmäßigen Abständen Umschlag für Umschlag seine Aufzeichnungen. Ein Vermächtnis, das letztlich ein Jahrzehnte lang gehütetes Familiengeheimnis offenbart und in die Zeit führt, als Venedig 1943 von den Deutschen besetzt wurde und Paolo einem Geschwisterpaar Zuflucht bot. In seinem Roman „Garten der Engel“ erzählt der britische Schriftsteller David Hewson von einem besonderen Kapitel venezianischer Historie und welchen Einfluss geschichtliche Ereignisse und Erinnerungen auf das Leben folgender Generationen haben.

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Dirk Schümer – „Die schwarze Rose“

„Wer, dachte ich, hat je entschieden, wem ein Baum oder ein Stein, ein Acker oder ein Mensch gehört?“

Bereits in den ersten Jahren Millionen Mal verkauft, wenige Jahre nach seinem Erscheinen erfolgreich verfilmt, von der französischen Tageszeitung Le Monde zu einem der besten Bücher des 20. Jahrhunderts gekürt: „Der Name der Rose“, Umberto Ecos Debüt als Romanschriftsteller und zugleich Weltbestseller, 1980 in Italien erschienen, kennen sicherlich sehr viele; und wenn auch nur dem Namen nach. Eine Wiederbegegnung mit William von Baskerville, dem weisen Franziskaner-Mönch, beschert Dirk Schümer mit seinem Roman „Die schwarze Rose“, der ähnlich wie Ecos Klassiker von einem Meister und seinem Novizen sowie von einer Mordserie erzählt. Unterschiede zwischen beiden Büchern gibt es trotzdem.

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Peter Süß – „1923“

„Das Land liegt darnieder wie eine tote Katze im Garten.“

Zeiten ähneln sich. Auch wenn dies ein eigenartiges, womöglich sogar ein unbehagliches Gefühl weckt. Manche gestrigen Ereignisse erinnern an die heutige Zeit, das Jahr 2023. Derzeit herrscht Inflation, vieles wird teurer, die Kosten steigen. Sorgen und Existenzängste sind zu spüren, der Unmut in der Bevölkerung wächst. Vor 100 Jahren, 1923, ist die Weimarer Republik im Krisenmodus. Banknoten weisen Millionen-Beträge aus, im Ruhrgebiet gibt es erneut Krieg, und in München versucht ein Österreicher, die Macht in Deutschland an sich zu reißen. In seinem lehrreichen wie unterhaltsamen Band „1923. Endstation. Alles einsteigen!“ führt Peter Süß in jenes Jahr, das Vorbote ist für das spätere Grauen.

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Sorj Chalandon – „Verräterkind“

„Aber was warst du dann, Papa?“

Als der gefürchtete Ex-Gestapo-Chef Klaus Barbie im Frühjahr und Sommer 1987 im Lyoner Justizpalast auf der Anklagebank sitzt, hat Sorj Chalandon, Auslandskorrespondent der französischen Tageszeitung Libération, in den Reihen der akkreditierten Reporter Platz genommen. Sein Vater verfolgt die öffentlichen Gerichtsverhandlungen als Zuschauer. Die Resonanz auf den Prozess ist riesig. Derweil eskaliert zwischen Vater und Sohn ein Konflikt. Chalandon erhält Informationen über die Vergangenheit seines Vaters, der über seine Rolle im Zweiten Weltkrieg seine Familie belogen hat. Mit seinem neuen autofiktionalen Roman „Verräterkind“ führt der Franzose sowohl in die 80er-Jahre und in die Zeit der deutschen Besatzung als auch in seine eigene Familiengeschichte.

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Rakel Haslund-Gjerrild – „Adam im Paradies“

„Künstler zu sein ist das Herrlichste von allem. Künstler kann jeder werden, der will.“

In der dänischen Malerei nimmt Kristian Zahrtmann (1843 – 1917) eine Sonderstellung ein. Er ist Künstler und zugleich Mentor, der seine Erfahrungen an seine zahlreichen Schüler weitergibt. Mit seinen Bildern geht er eigene Wege, als er sich von gewissen Traditionen und dominierenden Stilen verabschiedet, um anderen wieder neues Leben einzuhauchen. In ihrem Roman „Adam im Paradies“ widmet sich die dänische Schriftstellerin Rakel Haslund-Gjerrild Zahrtmanns Leben, Schaffen und seiner Zeit. Im Mittelpunkt ein großer Skandal: 1906/07 stehen mehrere Männer wegen ihrer Homosexualität vor Gericht. Denn erst 1930 wird in Dänemark der Paragraf 177 des Allgemeinen bürgerlichen Strafrechts, der „Umgang wider die Natur“ unter Strafe stellt, aufgehoben. „Rakel Haslund-Gjerrild – „Adam im Paradies““ weiterlesen