„Die Welt fühlte sich wie eine dunkle Kiste an.“
Die russische Küstenstadt Magadan am Nordpazifik gibt heute fast 100.000 Menschen ein Zuhause. Ihre tragische Vergangenheit hat sie indes längst noch nicht ablegen können. Hier, knapp 6.000 Kilometer von Moskau entfernt im tiefsten Osten des riesigen Landes, befand sich eines der gefürchteten Gulag-Lager. Tausende Häftlinge errichteten Stadt und Hafen sowie die Kolyma-Trasse, deren Bau das Leben unzähliger Gefangener kostete. In Magadan geboren ist die Autorin Kseniya Melnik, die in ihrem eindrucksvollen Erzählband „Schnee im Mai“ die wechselvolle Geschichte der Stadt, aber auch die Rolle von Geschichte im Leben von Menschen in den Mittelpunkt stellt.