Also, hiermit gebe ich es zu: Ich bin Fan des Schiedsrichters. Wer gerade gegen wem auf dem heiligen Rasen europäischer Nation spielt, ist mir nahezu schnuppe. Meine vollste Sympathie gilt dem Pfeifenmann. Denn er muss mehr einstecken als Herr Robben. Der Unparteiische muss Schwarz tragen, bekommt weit weniger Gehalt als die geschniegelten Stars, wird auch noch beschimpft und kann den Stinkefinger hinter seinem Rücken nur erahnen. Spucken ist ja seit einigen Jahren verpönt, so sagte man mir.
Überhaupt wird jetzt ziemlich viel über Fußball geredet. Er ist ja mit dem Besuch der Kanzlerin zur Chef(in)-Sache erklärt worden. Nahezu vergessen ist die Finanzkrise, die Armut in der Dritten Welt und der Reichttum von Herrn Wulff, dessen Privatkonto mal wieder in die Schlagzeilen kam. So unter der Rubrik „Neues aus aller Welt“. Der Mann hat es aber auch schwer, fast wie Robben, der Schiedsrichter und Herr Schweinsteiger wegen seiner angeschlagenen Gesundheit zusammen.
Aber sagen Sie mal, ist es nicht verwunderlich, dass in der deutschen Nationalelf zwei Spieler mit dem Namen Lahm und Schweinsteiger Seite an Seite spielen. Ich stelle mir die Namen immer etwas bildlich vor. Ein Herr Schweinhaber wäre mir da eher recht. Gegen Italien im Halbfinale würde er das runde Leder zwei Sekunden vor dem Abpfiff aus einer halbrechten Mittelfeldposition ins obere linke Eck schießen, nein, was sage ich, zirkeln. Das wäre dann allerdings erst der Ausgleich zum 1:1. Für die Verlängerung und das Elfmeterschießen sind dann mal andere Spieler dran, warum gibt es denn auch elf Stück in einer Mannschaft.
Und nun mal zum Schluss: Nein, an meinem Auto hängt keine Flagge, nicht mal eine gelbe-rote – natürlich nur als Symbol für die Karten des Schiedsrichters und nicht als Orakel, versteht sich. Und nein, ich diskutiere nicht mit jenen, die jetzt jedes Spiel in ihrer unnachahmlichen Weise analysieren und ihren Beitrag zur Spielkultur mit Fremdwörtern schmücken oder Entschuldigungen für eine miese Leistung ihrer Mannschaft wählen. Ich erzähle ja auch keinem, welchen Einfluss die Nasenklammer auf das Synchronschwimmen der Damen hat. Bleiben wir doch einfach mal am Boden. Auch bei der Chefin liebstes Spiel, das ich ebenfalls spannend finde – zugegeben.
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