Wenn sich vom 19. bis 23. Oktober Frankfurt am Main wieder zum Buch-Mekka verwandelt, werden auf der Buchmesse nicht nur die beiden Ländern Niederlande und Flandern als Ehrengäste thematisch besonders im Fokus stehen. Zwei runde Jubiläen stehen im Jahr 2016 an und verlangen nach Aufmerksamkeit: Auf 50 Jahre Geschichte kann die Stiftung Buchkunst zurückblicken. Und seit bereits 60 Jahren wird alljährlich der Deutsche Jugendliteraturpreis vergeben, die bedeutendste Auszeichnung im Bereich Kinder- und Jugendliteratur in Deutschland.

Bereits mit mehreren Veranstaltungen wurde dieser runde Jahrestag in den vergangenen Monaten begangen. Zur Frankfurter Buchmesse wird am 21. Oktober schließlich der diesjährige Jugendliteraturpreis im feierlichen Rahmen übergeben; in den insgesamt vier Kategorien Bilderbuch, Kinderbuch, Jugendbuch und Sachbuch. Eine Jury aus neun Juroren verschiedenster Professionen wie Wissenschaftler und Pädagogen sowie unter dem Vorsitz von Birgit Müller-Bardoff, Kulturredakteurin bei der Augsburger Allgemeinen, entscheidet über die Sieger. Zudem verleiht eine Jugendjury, in der sechs Leseclubs ihre Stimmen abgeben können, einen eigenständigen Preis. Hinzu kommt der Sonderpreis, den ein deutscher Künstler ob Autor, Übersetzer oder Illustrator für sein Lebenswerk erhält. Im kommenden Jahr soll zudem erstmals der Preis „Neue Talente“ gestiftet werden. Insgesamt ist der Preis, der in früheren Jahren „Deutscher Jugendbuchpreis“ genannt wurde, in jeder Kategorie mit 10.000 Euro Preisgeld dotiert; ausgenommen der Sonderpreis in Höhe von 12.000 Euro. Das Geld stammt dabei aus Bundesmitteln, denn Preisgeber ist seit Beginn an das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Die Auszeichnung soll vor allem eine Orientierungshilfe im Büchermarkt bieten, so Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig. Für die Organisation zeichnet sich jedoch der Arbeitskreis für Jugendliteratur verantwortlich, der im Jahr 1955 ins Leben gerufen wurde. Zu seinen wichtigsten Aufgaben zählt indes nicht nur die Vorbereitung der Preisvergabe. In Zusammenarbeit mit dem Deutschen Literaturfonds vergibt der Arbeitskreis die Kranichsteiner Jugendliteratur Stipendien jährlich an zwei Autoren. Zudem setzt er sich im Bereich Leseförderung ein.
Blickt man nun auf die Liste der Preisträger in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten, gibt es die eine oder andere Wiederbegegnung mit bekannten Namen, deren Werke heute zu den Kinderbuch-Klassikern zählen und im Unterricht gelesen werden, wie „Die Wolke“ von Gudrun Pausewang (Preisträger 1988), „Krabat“ von Otfried Preußler (1972), „Sofies Welt“ von Jostein Gaarder oder Michael Endes Erfolgsroman „Momo“ (1974). Apropos: Momo. Die berühmte Heldin aus dem gleichnamigen Buch wird in Gestalt einer Bronzestatue an den Sieger in jeder Kategorien verliehen. Aber auch weniger bekannte Namen und Titel finden sich in den Listen, die damit sowohl Kindern und Jugendlichen als auch Erwachsenen einen Anreiz bieten, Werke wieder zu entdecken.
Nominiert werden Bücher von deutschsprachigen Autoren sowie internationale Werke, die in Deutschland bereits in Übersetzung vorliegen. In diesem Jahr sind nominiert – unter Nennung des Autors, Illustrators und Übersetzers:
- In der Kategorie Bilderbuch: Anna Castagnoli/Carll Cneut/Ulrike Schimming „Der goldene Käfig“ (Bohem Press); Edward van de Vendel/Anton van Hertbruggen/Ralf Erdorf „Der Hund, den Nino nicht hatte“ (Bohem Press); Emmanuelle Polack/Barroux/Babette Blume „Kako, der Schreckliche“ (mixtvision); Anja Mikolajetz „Das Herz des Affen“ (Aladin); Marianne Dubuc/Julia Süßbrich „Bus fahren“ (Beltz & Gelberg); Marcelo Pimentel „Eine Geschichte ohne Ende“ (Baobab Books)
- In der Kategorie Kinderbuch: Uwe Michael Gutzschhahn/Sabine Wilharm „Ununterbrochen schwimmt im Meer der Hinundherhering hin und her“ (cbj Verlag); Frida Nilsson/Anke Kuhl/Friederike Buchinger „Frohe Weihnachten, Zwiebelchen“ (Gerstenberg Verlag); Hayfa Al Mansour/Catrin Frischer „Das Mädchen Wadjda“ (cbt Verlag); Stefanie Höfler/Franziska Walther „Mein Sommer mit Mucks“ (Beltz & Gelberg); Ann M. Martin/Gabriele Haefs „Die wahre Geschichte von Regen und Sturm“ (Königskinder); Ross Montgomery/André Mumot „Alex, Martha und die Reise ins Verbotene Land“ (Hanser)
- In der Kategorie Jugendbuch: Erna Sassen/Rolf Erdorf „Das hier ist kein Tagebuch“ (Verlag Freies Geistesleben); Rainbow Rowell/ Brigitte Jakobeit „Eleanor & Park“ (Hanser); Kirsten Fuchs „Mädchenmeute“ (Rowohlt Rotfuchs); Mariko und Jillian Tamaki/Tina Hohl „Ein Sommer am See“ (Reprodukt); Makiia Lucier/Katharina Diestelmeier „Das Fieber“ (Königskinder); Erin Jade Lange/Jessika Komina/Sandra Knuffinke „Halbe Helden“ (Magellan Verlag)
- In der Kategorie Sachbuch: Iwona Chmielewska „abc.de“ (Gimpel Verlag); William Grill/Harald Stadler „Shackletons Reise“ (NordSüd Verlag); Britta Teckentrup „Alle Wetter“ (Verlagshaus Jacoby & Stuart); Jean Paul Mongin/Julia Wauters/Heinz Jatho „Leibniz oder die beste der möglichen Welten“ (Diaphanes Verlag); Krista Gehrmann „Im Eisland“ (Hinstorff Verlag); Reinhard Kleist „Der Traum von Olympia“ (Carlsen Verlag)
- Für den Preis der Jugendjury nominiert sind: Nicola Yoon/Simone Wiemken „Du neben mir und zwischen uns die ganze Welt“ (Dressler Verlag); Dirk Reinhardt „Train Kids“ (Gerstenberg Verlag); Peer Martin „Sommer unter schwarzen Flügeln“ (Oetinger Verlag); Matthew Quick/Knut Krüger „Goodbye Bellmont“ (dtv); Erna Sassen/Rolf Erdorf „Das hier ist kein Tagebuch“ (Verlag Freies Geistesleben); Patricia McCormick/Maren Illinger „Der Tiger in meinem Herzen“ (Fischer KJB)