Im Duett #5: Colson Whitehead „Harlem Shuffle“ & „Die Regeln des Spiels“

„Die Stadt war eine einzige wimmelnde, armselige Mietskaserne, und die Wand zwischen einem selbst und allen anderen war so dünn, dass man sie mühelos durchstoßen konnte.“ 

Er verkauft Möbel und gebrauchte Elektrogeräte. Auch Haushaltsauflösungen spülen etwas Geld in die Kasse. Woher die Ware kommt, ist Raymond „Ray“ Carney egal. Trotz eines eigenen Ladens und Nebengeschäften ist der Möbelhändler fast pleite. Als sein Cousin Freddie ihn zu einem krummen Ding überredet, betritt Ray die gefährliche Welt der glücklosen Kleinkriminellen, der korrupten Cops und skrupellosen Bandenchefs, die er so schnell nicht verlassen will – und kann. Mit „Harlem Shuffle“ (2021) und dem Nachfolgeroman „Die Regeln des Spiels“ (2023) erzählt Colson Whitehead vom Harlem der 60er- und 70er-Jahre und den Gesetzen der Unterwelt, die dort kaum einer entrinnen kann.

„Im Duett #5: Colson Whitehead „Harlem Shuffle“ & „Die Regeln des Spiels““ weiterlesen

Xi Xi – „Meine Stadt“

„Tag für Tag verabschiedet sich etwas in dieser Stadt still und leise von uns, verblasst allmählich, und verschwindet dann ganz.“

Hongkong: multikulturelle mehrsprachige Metropole, vom Wasser umgeben. Einst britische Kronkolonie, heute Sonderverwaltungszone der Volksrepublik China. Teuer, aber sicher. Mehr als sieben Millionen Menschen leben hier, auf einer Halbinsel und auf mehr als 260 Eilande verteilt. Zugegeben: Ich war noch nie dort. Selbst literarisch recht selten. Nun allerdings ergibt sich die Möglichkeit dafür, wenigstens mit einem Buch nach Fernost zu reisen. Denn erstmals ist der Kultroman „Meine Stadt“ der hongkong-chinesischen Autorin Xi Xi (1937-2022) in deutscher Übersetzung erschienen. „Xi Xi – „Meine Stadt““ weiterlesen

Elizabeth Wetmore – „Wir sind dieser Staub“

„Und wie sterben die Frauen? Normalerweise, wenn Männer sie umbringen.“ 

Den einen gelingt die Flucht. Selbst wenn sie dafür Mann und Kind Hals über Kopf zurücklassen. Die anderen verstecken sich in ihrem Haus, wollen von all den schrecklichen Geschehnissen, die sich tagtäglich ereignen, nichts wissen. Von dieser erbärmlichen Verachtung, dieser aus Frust und Dominanz geborenen brutalen Gewalt. Mary Rose steht jedoch eines Tages mit der Flinte auf der Veranda ihres Hauses. Nicht nur um sich selbst und ihre Tochter zu verteidigen. Gloria hat zuvor verletzt, barfuß und unter Schock stehend das Grundstück inmitten der Wüste erreicht. Die 14-jährige Mexikanerin flieht vor ihrem Peiniger und bittet um Hilfe. Dabei erzählt die Amerikanerin Elizabeth Wetmore in ihrem großartigen Debüt „Wir sind dieser Staub“ nicht nur die Geschichte dieser beiden ungleichen Frauen und ihrer folgenreichen Begegnung. „Elizabeth Wetmore – „Wir sind dieser Staub““ weiterlesen