„Alle tuten ins selbe Horn, das große Orchester eines kleinen Landes.“
Sonnabendvormittag. Zeitungslektüre auf der Parkbank. Ein Beitrag, obwohl recht kurz gehalten, springt mir sofort ins Auge: In Belarus soll das Pen-Zentrum aufgelöst werden. Mit Schlagzeilen, die sich in den vergangenen Wochen und Monaten zu mehren scheinen, rückt das osteuropäische Land mit seinen knapp zehn Millionen Einwohner zunehmend in den Fokus. Die Verhaftung eines regimekritischen Bloggers nach der erzwungenen Landung eines Flugzeugs, die Schließung des Goethe-Institutes nach dem Druck der Behörden, eine Leichtathletin, die sich während der olympischen Spiele in Tokio in die Obhut der japanischen Polizei begibt und Schutz sucht in der polnischen Botschaft. Es sind nur einige Beispiele, die Liste ließe sich getrost fortsetzen. Mit den diktatorischen Zügen seines Heimatlandes beschäftigt sich der belarussische Autor Sasha Filipenko in seinem bereits 2014 veröffentlichten Debüt-Roman „Der ehemalige Sohn“, der nun auch in deutscher Übersetzung erschienen ist. Ein eindrückliches Buch, das aktueller denn je ist.