Eine Frau und ihr Hotel, Mutter und Tochter auf der Flucht. Es herrschen Hitze und Trockenheit, ein Waldbrand rückt immer näher. Das vielschichtige Debüt „Ewig Sommer“ von Franziska Gänsler ist den aktuellen Bildern aus den Nachrichten unglaublich nah und lässt den Leser eine untergründige Spannung spüren. Ein Kammerspiel mit markanten Figuren vor dem Hintergrund der Klimakrise. Mit der Autorin sprach Zeichen & Zeiten über ihren ersten Roman.
Franziska Gänsler: Nach dem Blogbuster-Preis war ich in Kontakt mit verschiedenen Agenturen und kleineren Verlagen, aber es ist nie eine Zusammenarbeit daraus entstanden. Meine Agentin, Zoe Martin, und ich haben dann durch den open mike zusammengefunden. Sie war interessiert an dem neuen Projekt, das ich da gerade begonnen hatte – und daraus ist dann „Ewig Sommer“ geworden.
Ganz am Anfang stand eigentlich eine völlig andere Geschichte, die auf einem Erlebnis meiner Oma und meiner Mutter basiert. Die beiden waren etwa 1957 wegen eines Polio-Ausbruchs mehrere Wochen in einem Hotel mitten in Deutschland gestrandet. Das hat mich irgendwie interessiert, die Situation, mit einem kleinen Kind an einem Ort festzusitzen, in dem man niemanden kennt.

Ich habe „Ewig Sommer“ sehr schnell geschrieben, innerhalb von fünf Monaten. Ich hatte aber davor schon die ganze Geschichte im Kopf.
Meine Agentin hat das Manuskript an verschiedene Verlage geschickt und mehrere Absagen aber auch mehrere Angebote bekommen. Bei Kein & Aber hatte ich das Gefühl, dass das einfach passt. Ich mag deren Programm, und beim ersten Gespräch mit meinem Lektor, Patrick Sielemann, war spürbar, dass er ein sehr ernsthaftes Interesse an der Geschichte und der Situation der Frauen hat. Er hatte verschiedene sehr konkrete Fragen und ich dachte, dass das Buch von der Zusammenarbeit auf jeden Fall profitieren wird.
Das war eher so nebenbei, digital und schnell erledigt. Richtig realisiert hab ich es dann so nach und nach.
Ich mag Iris sehr gern und bin froh, dass Dori und Ilya ausgerechnet bei ihr (und Baby) gelandet sind. Iris bewertet Doris Verhalten nicht, sondern ist ernsthaft daran interessiert, sie zu unterstützen.
Für mich ist das auch eine seltsame und unangenehme Verschiebung, wenn ich die Nachrichten lese und teilweise das, was ich mir zwar als nahe Zukunft, aber doch Zukunft, vorgestellt habe, plötzlich schon fast real geworden scheint.
Ja, ich glaube, dass einige der Reaktionen auf die Pandemie auf andere Krisensituationen übertragbar sind, wie zum Beispiel auch die Nutzung von Warn-Apps – aber auch, dass irgendwann eine Art Gleichmut einsetzt, weil die Leute lernen, trotz der Gefahr ihren Alltag zu leben.
Vieles, aber vor allem, dass das Thema durch die multiplen Krisen politisch hinten angestellt wird und dadurch strukturell viel zu wenig passiert, um eine nachhaltige Veränderung zu erwirken.
Ich habe bisher hauptsächlich positive Rückmeldungen bekommen und freue mich sehr, dass das Buch jetzt gelesen wird.
Ich habe keine Routine, sondern schreibe neben Lohn- und Care-Arbeit, wenn ich Fenster dafür habe. Oft ist das am Abend. Das Schreiben ist fast immer entspannend für mich, da reichen manchmal auch zwanzig Minuten, dass ich das Gefühl habe, es geht irgendwie voran.
Ja, und es werden es glücklicherweise immer mehr.
Ich schreibe zur Zeit an einem neuen Projekt, und „Kahn“ ist auch immer noch zu haben. Wer also Lust auf eine etwas vertrackte Familiengeschichte hat, kann sich gern bei mir melden.
Für mich war sehr bedeutend, dass meine beste Freundin von Anfang an meine Texte gelesen und mich bestärkt hat. Außerdem war es hilfreich, mich an andere Schreibende zu wenden und mich auszutauschen, zum Beispiel über private Schreibgruppen, Wettbewerbe wie den Blogbuster oder den open mike oder Seminare, die ich belegt habe. Ansonsten hab ich bis zu deiner Nominierung für die Blogbuster Longlist jahrelang geschrieben und bei verschiedenen Zeitschriften oder Wettbewerben eingereicht, meistens ohne überhaupt eine Rückmeldung zu bekommen. Es war oft frustrierend und der Zuspruch von Freund*innen war einfach sehr wichtig. Im Rahmen der Dyke Dogs Literaturreihe, die Eva Tepest und Lynn Takeo Musiol am Literarischen Colloquium Berlin (LCB) und der Schaubühne Berlin kuratieren, planen wir gerade, eine Textwerkstatt auf die Beine zu stellen, deren Fokus unter anderem auch das solidarische Vernetzen unter Schreibenden sein soll.
Franziska Gänsler, geboren 1987 in Augsburg, hat in Berlin, Wien und Augsburg Kunst und Anglistik studiert. 2020 stand sie auf der Shortlist des Blogbuster-Preises und war Finalistin des 28. open mike. „Ewig Sommer“ ist ihr Debütroman. Sie lebt in Augsburg und Berlin.
Franziska Gänsler: „Ewig Sommer“, erschienen im Verlag Kein & Aber; 208 Seiten, 23 Euro
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