Blogbuster: 11 Fragen an Franziska Gänsler

Vor einigen Wochen stellte ich hier auf meinem Blog meine Entscheidung vor, wen ich in puncto Blogbuster in die nächste Runde schicke. Zwei Manuskripte, die ich sehr gern gelesen habe, hatten es mir nicht leicht gemacht, eine alles entscheidende Auswahl zu treffen: Sören Heim mit „Lenz“ sowie Franziska Gänsler mit „Kahn“.  Ihr –  meiner Kandidatin im Wettbewerb um den Preis der Literaturblogger – stellte ich nun für ein Interview einige Fragen.

Wie sind Sie auf Blogbuster gestoßen? Weshalb haben Sie teilgenommen?

Ich bin nicht sicher, aber ich glaube, ich habe über Twitter zuerst vom Blogbuster gehört. Damals habe ich die Artikel der Blogger zu ihrer jeweiligen Auswahl gelesen und fand es spannend, mal in andere, unveröffentlichte Manuskripte reinlesen zu können. Als „Kahn“ dann fertig war, dachte ich, der Wettbewerb ist eine gute Gelegenheit, meinen Text mal jemandem zu lesen zu geben, der mich nicht kennt und der den Prozess nicht mitbekommen hat, und zu sehen, was dann dabei rauskommt.

Gänsler Franziska
Franziska Gänsler                                                                                        Foto: Lina Schubert

Wie ist Ihr Roman entstanden, wie sind Sie auf dieses Thema gestoßen?

Ich habe mit „Kahn“ angefangen, als ich Kunst studiert habe und über den Sommer keinen Ort zum Malen hatte. Ich habe davor auch geschrieben, aber nie mit einem bestimmten Fokus, nie so wie ich das in der Malerei gemacht habe. Das Schreiben war also erstmal ein Transfer, und dadurch ist der Text am Anfang sehr szenisch entstanden, mehr über den visuellen Zugang.

Das Thema kam mit der Figur von Kahn, ich hab ihn quasi beim Schreiben kennengelernt.

Was war Ihnen wichtig zu erzählen?

Generell denke ich, dass es mir um Unzugehörigkeit geht. Das haben die Figuren gemeinsam. Keiner gehört irgendwo dazu und es geht den Leuten entweder um die Suche nach Zugehörigkeit oder um das Vermeiden davon, je nachdem, auf wen man schaut.

Was machen Sie beruflich?

Ich habe eine Weile als Designerin gearbeitet, dann bei einem Maler und jetzt arbeite ich in der Kunstvermittlung im Museum.

Sie sind aus Wien. Machen Sie Unterschiede zwischen der deutschen und österreichischen Literatur aus – sowohl inhaltlich als auch stilistisch? 

Ich bin erst 2017 nach Wien gezogen, aber ich hab auch davor schon gern österreichische Autoren gelesen. Mir kommt es so vor, als hätten österreichische Texte häufig eine spezielle Form von unterschwelligem Humor oder (Selbst)Ironie, die mir so in deutschen Texten weniger auffällt.

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Sprachlich, klar, gibt es Begriffe die sich unterscheiden, aber es gibt zum Beispiel auch einige Worte, die in Österreich ganz gebräuchlich sind und die man in Deutschland genauso kennt, aber selten hört. „Mühsam“ oder „Gebrechen“ zum Beispiel. Für mich, als Deutsche, entsteht durch diese Begriffe, besonders in modernen Texten, eine Reibung und eine besondere Art der Präzision, die ich sehr mag.

Wie beeinflusst das Schreiben Ihr Lesen, lesen Sie kritischer?

Ich glaube nicht, dass ich kritischer lese, eher anders herum: Wenn ich etwas lese, das mich beeindruckt, dann schreibe ich kritischer. Das kann gut aber auch sehr hemmend sein.

Welche Lieblingsautoren haben Sie und was würden Sie niemals lesen? 

Lucia Berlin, Ottessa Moshfegh, Rachel Cusk und Aria Aber haben mich in den letzten Jahren, glaube ich, am meisten begeistert. Aria Abers Gedichtsammlung „Hard Damage“ ist mein aktueller Favorit. Ein Lieblingsbuch, an das ich seit Jahren oft denken muss, ist „A Pale View of Hills“ von Kazuo Ishiguro.

Zur Zeit gibt es vieles, was ich sicher nicht lesen werde, vor allem weil ich nicht mehr so viel Zeit habe und deswegen ziemlich genau aussuche, was ich lese. Was ich vermeide, seit ich ein Kind habe, sind Geschichten, in denen es um den Tod oder das Leid von Kindern geht. Das quält mich zu sehr, da habe ich momentan keine Distanz.

Arbeiten Sie an einem neuen Text?

Ja.

Wem geben Sie Ihre Manuskripte zum Lesen?

Ich habe eine enge Freundin, die sich zum Glück immer Zeit nimmt, meine Sachen zu lesen. Als ich noch in Berlin gelebt habe, war ich auch Teil einer Gruppe, in der wir gegenseitig unsere Texte besprochen haben, das vermisse ich richtig. Ich konnte aber letztes Jahr an der Sprachkunst in Wien ein Seminar bei Raphaela Edelbauer belegen, das war extrem hilfreich für mich. Ihr Feedback hat mir den letzten Anschub gegeben, „Kahn“ zu Ende zu schreiben.

Haben Sie bereits Reaktionen auf Ihre Teilnahme am Blogbuster erhalten?

Hauptsächlich von meiner Familie und Freunden, aber auch eine sehr nette Agentin hat mir zur Longlist gratuliert.

Lesen Sie gern Literatur-Blogs? Wenn ja, warum?

Ich folge Bloggern gern auf Twitter oder Instagram und klicke dann von da weiter, wenn ein Buch oder ein Thema mich interessiert. Ich glaube, meine Lese-Liste speist sich hauptsächlich darüber. Ich bin oft überrascht, welche anscheinend bekannten Autoren oder Autorinnen ich bisher komplett verpasst habe.

 


Bild von PublicDomainPictures auf Pixabay

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