Die Leipziger Buchmesse 2015 wirft ihre Schatten voraus und Post in meinen Briefkasten. Nach dem ersten Schreiben nebst meinem „Patenkind“, dem dritten Band der herausragenden Kafka-Biografie von Reiner Stach, gab es nun für alle Blogger-Paten die Tickets für die feierliche Eröffnung im Gewandhaus sowie für die Verleihung des Preises der Leipziger Buchmesse. Und langsam macht sich neben der Vorfreude ein gewisses Kribbeln breit. Solche besonderen Ereignisse ähneln Traum-Reisen, die man sich seit Jahren wünscht und unvergesslich bleiben werden. Natürlich werde ich keinen Koffer packen und keinen Sonderzug nehmen, um in einen Flieger zu steigen. Leipzig ist für mich nicht weit und nur etwas mehr als eine Autostunde entfernt.
Seit Jahren ist für mich die Buchmesse ein Muss, eine Pflicht, die allerdings nicht als eine Pflicht empfunden wird, sondern als ein geschätztes Spektakel, bei dem ich einfach teilhaben möchte, will und eben muss. Es fühlt sich schon irgendwie wie eine Form der Abhängigkeit an – wie die Liebe zu Büchern. Die Buchmesse ist wie ein riesiges Schaufenster in eine riesige Buchhandlung. Dort muss ich mir manchmal kräftig auf die Finger klopfen, um nicht mit einer Lkw-Ladung nach Hause zu fahren.
Für dieses Jahr hat die Buchmesse ein Plus an Ausstellern angekündigt, die Beziehung zwischen Deutschland und Israel wird als Schwerpunkt thematisch im Mittelpunkt stehen – mit Lesungen und Autoren-Besuchen. Zeitgleich findet das Lesefestival „Leipzig liest“ statt, hinzu kommen die Antiquariatsmesse und die Manga-Comic-Convention, Angebote zum Thema Bildung und Buchkunst. Bunter scheint keine andere Messe zu sein. Kleine Verlage sind ebenso vertreten wie die großen Namen. Und ein Blick auf die Besucher beweist diese Vielfalt jedes Jahr aufs Neue. Kinder und Jugendliche sind da ebenso zu sehen wie Familien, Schulklassen, Journalisten sowieso. Zwischendrin Prominente, Autoren, TV-Stars und zum Leben erweckte Manga-Figuren. Gerade Leipzig wird deshalb so geschätzt, weil es keine Berührungsängste trotz der zahlreichen Unterschiede gibt, viele Menschen viele Sprachen sprechen.
Statt mich zu fragen, was ich in meinen Koffer packe, ist klar, was ich nicht brauche. Keine große und schwere Tasche, keine dicke Jacke. Dank der Glashallen der Neuen Messe kann es recht heiß werden. Es sei denn, der Himmel ist grau und wolkenverhangen. Aber das war in den vergangenen Jahren selten der Fall. Eher gab es Frühling pur, Petrus scheint den Lesewütigen einheizen zu wollen. Auch Michael Krüger, langjähriger Verleger des renommierten Hanser-Verlages, schreibt in einem heute in der Süddeutschen Zeitung erschienenen Beitrag darüber – mit einem gewissen Augenzwinkern. Man könne dank dieser Hitze nahezu eine Thüringer Bratwurst in natura grillen, bemerkt er. Allgemein richten Medien aller Art ihren Blick nun konzentriert auf die Buchmesse.
Was ich allerdings brauche: gute leichte und bequeme Schuhe. Es kommen einige Kilometer zusammen, wenn man von Halle zu Halle, von Stand zu Stand läuft, Menschenmassen umgehend. Die Schuhe des kleinen Muck wären ideal! Doch auch Geduld und innere Ruhe sind gefragt. Im vergangenen Jahr wurde ich etwas unsanft zur Seite gestoßen. Ich machte nur einen rennenden Mann aus auf dem Weg zu einer Lesung von einem Promi – den ich allerdings nicht kannte. Dafür sah ich unter anderem Buchkritiker Denis Scheck, Schauspielerin Carmen Maja Antoni, den Autor Colum McCann. Die Buchmesse ist der Garant für überaschende Begegnungen, auch für recht persönliche. Hier sehe ich Menschen, die ich einige Jahre nicht gesehen habe: einstige Kommilitonen und Professoren, Bibliothekare und ja auch ehemalige Lehrer. Was ich mir mit Blick auf diesen Trubel wünsche: Wenn die Hallen sich leeren und die Tore verschlossen werden, einmal allein durch die Messe zu streifen, sich von den Verlagsständen Bücher zu nehmen, mit dem Stapel eine ruhige Ecke zu suchen – und dann den Schlafsack ausrollen und lesen. Das wird allerdings nicht möglich sein. Die Nacht ist die Zeit der Putzkolonne. Ich habe es selbst erlebt, war einst ein Teil der Gruppe. Während meines Studiums habe ich mir damit etwas Geld verdient.
In diesem Jahr wird die Buchmesse etwas Besonderes sein. Erstmals hat sie aus rund 70 Bewerbungen von Bloggern 15 Blogger-Paten ernannt. Einer bin ich. Auf die Gespräche und den Austausch mit den anderen freue ich mich besonders. Die Buchmesse hat in Halle 5 eine Blogger-Lounge eingerichtet. Es gibt Veranstaltungen zum Thema, so am Sonnabend mit Messe-Chef Oliver Zille (13 Uhr) sowie am Sonntagnachmittag eine Gesprächsrunde des Literatur-Onlineportals „Literaturcafé.de“ (15 Uhr).
Ich bin bereit für das Marathon-Event. Leipzig liest, und ich mit!