Eule fährt gen Rastplatz – ein Spiel mit Autokennzeichen

Kfz-Zeichen bieten ja immer wieder viele Möglichkeiten, sich die Zeit während einer längeren Fahrt oder im nervtötenden Stau zu vertreiben. Für dieses wunderbare und zugleich fantasiereiche Spiel benötigt man Kennzeichen mit einer besonderen Mischung aus Vokalen und Konsonanten. 

Neulich unterwegs in Dresden mit Mutti im Schlepptau fiel das Nummernschild mit den Buchstaben PIR-ZE ins Auge. Klar, das ist einer aus dem sächsischen Pirna oder Umgebung. Aber was ist eine Pirze? Sicherlich ein großer schielender Vogel mit Federn gestreift wie bei einem Zebra. Ein Apak ist nicht im thüringischen  Apolda heimisch, sondern lebt im afrikanischen Regenwald. Es ist eine kleine Katze, die auf dem Affenbrotbaum lebt und den Affen die Bananen mopst. Und keiner kennt vermutlich in Leipzig das Lop. Es ist sehr scheu und nur in recht kleiner Zahl auf Grönland zu finden. Diese besondere Fuchsart kann die Farbe des Fells ganz plötzlich ändern – je nachdem, ob das Tier über Schnee oder über eine Hochebene läuft, wo es etwas grünt. 

Und die Eule? Na das ist ja ganz leicht. Die kommt aus Euskirchen und ist gerade Richtung Rastplatz gefahren.

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Schluss mit Süßkram

Häufig werde ich derzeit mit einer Frage konfrontiert: „Na, was macht das Fasten?“. Als ob „Fasten“ mein Wellensittich wäre, der die Mauser hat. Doch auch ich habe sprichwörtlich Federn gelassen. Denn zugegeben: So ein Stück Quarkkuchen wäre jetzt gar nicht so schlecht. Doch ich versuche, eisern zu bleiben. Schon allein die Tatsache, dass eine Kollegin sich ebenfalls dem Süßkram verweigert, bringt den Ehrgeiz wieder auf Touren. Sollte doch gelacht sein, wenn das nicht zu schaffen wäre – dachte ich zuerst.

Denn schon vor Aschermittwoch begann die Diskussion, was unter Süßkram denn alles fällt. Kuchen, Schokolade und Kekse sind klar. Aber wie sieht es mit dem Schokoraspeln im Müsli oder der Marmelade auf dem Brötchen aus? Als mir Verena Jähn während eines Besuches in ihrem derzeit veganen Haushalt eine Praline reichte, streifte mich schon ein Hauch des schlechten Gewissens. Das leckere Stück bestand weder aus Schokolade noch aus Zucker oder Milch, redete ich mich heraus. Meine Kollegin lächelte jedoch nur verschmitzt – ganz nach dem Motto „1:0 für mich“. Zum Ausgleich und zur Reue reichte ich einem Kollegen das Tiramisu vom Nachtisch.

Selbst schuld, werden jetzt einige meinen. Und sicherlich erscheint Fasten vielen nur als Verzicht. Aber es ist mehr: Es bietet die Chance, über den eigenen Konsum nachzudenken. Denn seien wir ehrlich: Oft heißt es zwar, ich will mir nur etwas gönnen, aber meist beginnt dann erst das große Fressen ohne Seele und Verstand.

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Auch Hundertjährige wollen doch nur spielen!

Manch Spielenachmittag verhilft zu existenziellen Erkenntnissen. In jenem Fall ist ein Spielevormittag gemeint, nach einem reichlichen Frühstück mit frischem Kaffee und Brötchen, Honig und Familiennutella-Glas als Gast bei den Erdmanns in gemütlicher Runde. Zwischen den ersten Partien eines Kartenspiels, bei der der blutige Laie mit dem Glück des Anfängers jubelnd, gar kreischend die alten Hasen schlug, fiel der Blick auf die Verpackung des Spiels. Bei der Angabe des Alters für mögliche Spieler waren die Zahlen 10 und 99 vermerkt. Nun, fragten wir uns, warum sollte es Hundertjährigen nicht gestattet sein, mitzuspielen.

Schließlich können die Betagten auch durchaus agil sein und wie im Fall eines derzeit berühmt-berüchtigten schwedischen Helden („Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand“) sogar aus Altersheimen türmen und die gesamte Nachbarschaft im Umkreis mehrerer Kilometer auf den Kopf stellen. Gut, Altersbeschränkungen gibt es ja  bekanntlich viele im Verlauf unseres Lebens, von blutigen oder allzu erotischen Kinofilmen über den Alkoholausschank bis zur Wahlberechtigung und die Heiratsfähigkeit. Aber für einen Hundertjährigen muss doch mittlerweile die Welt offen stehen – sowohl für die „Nur für Personen ab 18 Jahren“-Ecke in der Videothek bis hin zu den Spielen, die selbst Kinder nutzen können.

Aber womöglich sind die Senioren im dreistelligen Alter zu weise und zu ausgebufft. Sie würden jeden Teilnehmer der Runde blass aussehen lassen. Oder die Spielunternehmen haben Angst, dass sie eines Tages verklagt werden, weil während einer Partie einer der Teilnehmer angesichts der körperlichen oder nervlichen Belastung verstirbt und die anderen mit einem Traumata zurücklässt. Aber wer nichts wagt, der nichts gewinnt. Also sollte vielleicht eine Petition gemacht werden, um im Grundgesetz eindeutig zu verankern, dass Spiele ein Grundrecht sind, für das Kind wie für den hundertjährigen Erwachsenen. Nur so wachsen die Generationen zusammen, und wer sagt denn, dass sie nicht einen besonderen Effekt auf das Wohlbefinden haben. So ein herzlicher Jubelschrei ist doch ein Jungbrunnen, und wenn dann noch die anderen Mitspieler bei der nächsten Partie erneut alt aussehen – bingo!

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Eine Schramme frei – dank der Versicherung!

Ich liebe es ja, Post zu bekommen. Nach Ansichtskarten aus den Ländern zwischen Nord- und Südpol stehen Werbebriefe in meiner persönlichen Beliebtheitsskala ganz weit oben. Hätte ich jedes Anschreiben einer Bank positiv beantwortet, hätte ich wahrscheinlich jetzt Kredite im Gesamtumfang von mehreren Millionen Euro am Hals. Gut, ich hätte sicherlich dafür eine schicke Villa gekauft hinter einem hohen schicken Zaun und einen schicken Porsche mit schicken Ledersitzen im knalligen Rot bekommen, aber es sollte nun mal nicht sein.

Heute erreichte mich wiederum  ein Werbebrief, der mir das Angebot schmackhaft machen wollte, mit dem Handy meine Heizung regulieren zu können. Ich bin froh, wenn ich mich mit meinem Mobiltelefon nicht verwähle und in Laos herauskomme.  

Ein Angebot bringt mich dagegen noch immer ins Grübeln. Es ist Post von meiner Autoversicherung, die sich hinter vier grünen, großen Buchstaben versteckt. Sie schreibt: „Denken Sie daran, dass Sie als Kfz-Kunde einmal im Jahr eine Schramme oder Delle an ihrem Auto „gut haben.“ Allerdings – jetzt kommt das große  Kleingedruckte! – dürfte nur ein Karosserie-Bauteil betroffen sein und eine Smart-Repair-Reparatur dabei durchgeführt werden. Also, ich sollte mir genauer überlegen, in welchem Winkel in welcher Geschwindigkeit ich wo mit meinem Auto anecke. Das schränkt das Angebot natürlich drastisch ein. Zumal „nur“ eine Delle frei ist.

Aber die Möglichkeit des freien Fehlverhaltens sollte es überall geben. Einmal kann die gefüllte Eierpappe im Supermarkt mal so richtig zu Boden klatschen, schließlich könnte mir das ja zu Hause auch passieren, und da wäre mein Laminat ruiniert. Oder der Einkaufswagen fährt ungebremst in eine Pyramide aus Kartons voll mit Weihnachtsbaumkugeln. Vielleicht bietet ja eine Haftplichtversicherung bald an, dass der eigene Hund einmal im Jahr ein Einrichtungshaus seiner Wahl betreten darf und dort die Kissen und Matrazen zerbeißen kann. Ein Feuer gratis hält die Hausratversicherung bereit. Allerdings könnte es dann heißen, dass nur ein Zimmer wiedererstattet wird, im Smart-Repair-Verfahren mit Papp-Möbeln.

Foto: Joujou/pixelio.de

Mein Postkartentrauma

Wann kommt sie denn endlich? Ich warte schon seit Tagen, nein Wochen. Ach, Mensch, das ist nun wirklich nicht mehr schön. In den letzten Jahren war sie schon mindestens im Juli, nein im Juni bei mir. Muss ich mir schon selbst eine Postkarte aus dem Urlaub schicken, um endlich die erste des Jahres zu bekommen. Das ist einfach nicht fair. Wo sind die Zeiten, in denen manch einer kugelschreiberkauend im Strandkorb saß und zum wiederholten Mal die Worte „Essen gut, Wetter fantastisch, Zeltnachbarn naja“ geschrieben hat. Und nicht zu vergessen: „Wir senden liebe Urlaubsgrüße“. Und wer nicht ans Meer gefahren war, saß eben in einer Berghütte oder im Hard Rock Café von Kairo, Rio oder Dallas. Heute werden ja viel lieber SMS geschickt. Da braucht man keine Briefmarken zu kaufen, sie anzulecken und in der Pampa den Briefkasten zu suchen. Mit der Anzahl der Zeichen hat sich ja nicht viel verändert – jedenfalls bei den Wenigschreibern. Und wer kann, kürzt eben „Zeltnachbarn“ mit „Zelna“ ab. Ach, ich vergaß, dass mit den Generationen i-Pad und W-Lan die Kommunikation weitaus leichter geworden ist. Schnell müssen 200 Mails beantwortet werden, die aber auch wirklich nicht vergessen werden dürfen. Omas Postkarte muss halt warten oder sie bekommt sie ohne Text und Briefmarke direkt in die Hand gedrückt. Irgendwie frönen wir der Kommunikation, ohne indes das wirklich Wichtige zu sagen. Uns ist die Häufigkeit von Mitteilungen wichtiger als deren Inhalt.   

An dieser Stelle folgt also ein Geständnis: Ja, ich liebe bunte Postkarten und freue mich immer wieder, wenn eine mir regelrecht aus meinem Briefkasten entgegenfällt, auch wenn es nicht immer leicht ist. Schließlich bin ich auf Arbeit und die Urlauber eben im Urlaub, ich habe Stress, der andere Freizeit en masse. Aber ich weiß, dass jemand an mich denkt. Und das freut mich ungemein. Selbst schreibe ich natürlich auch. Mein grünes Adressbüchlein steht auf der Liste fürs Kofferpacken ganz oben. Direkt über „Ladekabel Handy“. In den bekannten Souvenirshops zähle ich dann die Leute zusammen, denen ich schreiben will. Freunde, Familie, Kollegen. Mein Gedächtnis sollte dann schon stimmen, auch wenn in Woche zwei ja noch Zeit bleibt für die zweite Staffel der Urlaubsgrüße. In den letzten Jahren musste ich allerdings die eine oder andere Rüge hinnehmen: Meine Schrift sei wahrlich eine „Sauklaue“, meinten einige. Der Computertastatur sei dank. Doch die Freude der Adressaten überwiegt. Und manchmal sehe ich nach dem Urlaub eine Karte von mir irgendwo liegen – als schöne Erinnerung zum Greifen nah.

 Foto: Wolfgang Dirscherl/Gerd Altmann /pixelio.de

Schweinhaber auf Halbrechts – Meine Gedanken zur Fußball-EM

Also, hiermit gebe ich es zu: Ich bin Fan des Schiedsrichters. Wer gerade gegen wem auf dem heiligen Rasen europäischer Nation spielt, ist mir nahezu schnuppe. Meine vollste Sympathie gilt dem Pfeifenmann. Denn er muss mehr einstecken als Herr Robben. Der Unparteiische muss Schwarz tragen, bekommt weit weniger Gehalt als die geschniegelten Stars, wird auch noch beschimpft und kann den Stinkefinger hinter seinem Rücken nur erahnen. Spucken ist ja seit einigen Jahren verpönt, so sagte man mir.

Überhaupt wird jetzt ziemlich viel über Fußball geredet. Er ist ja mit dem Besuch der Kanzlerin zur Chef(in)-Sache erklärt worden. Nahezu vergessen ist die Finanzkrise, die Armut in der Dritten Welt und der Reichttum von Herrn Wulff, dessen Privatkonto mal wieder in die Schlagzeilen kam. So unter der Rubrik „Neues aus aller Welt“. Der Mann hat es aber auch schwer, fast wie Robben, der Schiedsrichter und Herr Schweinsteiger wegen seiner angeschlagenen Gesundheit zusammen.

Aber sagen Sie mal, ist es nicht verwunderlich, dass in der deutschen Nationalelf zwei Spieler mit dem Namen Lahm und Schweinsteiger Seite an Seite spielen. Ich stelle mir die Namen immer etwas bildlich vor. Ein Herr Schweinhaber wäre mir da eher recht. Gegen Italien im Halbfinale würde er das runde Leder zwei Sekunden vor dem Abpfiff aus einer halbrechten Mittelfeldposition ins obere linke Eck schießen, nein, was sage ich, zirkeln. Das wäre dann allerdings erst der Ausgleich zum 1:1. Für die Verlängerung und das Elfmeterschießen sind dann mal andere Spieler dran, warum gibt es denn auch elf Stück in einer Mannschaft.

Und nun mal zum Schluss: Nein, an meinem Auto hängt keine Flagge, nicht mal eine gelbe-rote – natürlich nur als Symbol für die Karten des Schiedsrichters und nicht als Orakel, versteht sich. Und nein, ich diskutiere nicht mit jenen, die jetzt jedes Spiel in ihrer unnachahmlichen Weise analysieren und ihren Beitrag zur Spielkultur mit Fremdwörtern schmücken oder Entschuldigungen für eine miese Leistung ihrer Mannschaft wählen. Ich erzähle ja auch keinem, welchen Einfluss die Nasenklammer auf das Synchronschwimmen der Damen hat. Bleiben wir doch einfach mal am Boden. Auch bei der Chefin liebstes Spiel, das ich ebenfalls spannend finde – zugegeben.

Foto: Rike/pixelio.de