„Die Zukunft hat Zeit, und Geschichten aus der Wirklichkeit enden abrupt.“
Die halbe Welt kennt James Earl Ray, als er mit einem Flugzeug aus London im Mai 1968 in Lissabon landet. Tausende Polizisten sind hinter dem Attentäter her, der am 4. April Martin Luther King, die Ikone der Bürgerrechtsbewegung, in Memphis erschossen hat. Ray, nun in Europa auf der Flucht, taucht unter. Er ist ein Schauspieler, er wechselt die Identitäten wie manche ihre Kleidung. Das Gefühl, als einer der meist gesuchten Verbrecher zu gelten, schmeichelt ihm. 2012 begibt sich der spanische Schriftsteller Antonio Muñoz Molina in Lissabon auf die Spuren des Amerikaners, seine Erinnerungen an seinen ersten Besuch in der portugiesischen Hauptstadt in den 80er-Jahren begleiten ihn dabei. In seinem autobiografisch gefärbten Roman „Schwindende Schatten“ lässt Molina seine eigene Biografie mit der des Martin-Luther-King-Attentäters verschmelzen.