Ian McEwan – „Lektionen“

„So viele vergessene Lektionen.“ 

Das ganze Leben. Die Meisterklasse in der Literatur. Schriftsteller haben sich daran abgearbeitet, die einem Menschen gegebene Zeit zu erzählen. Manchen ist es bravourös gelungen, manche sind daran kläglich gescheitert. Der Engländer Ian McEwan zählt zur ersten Gruppe. Denn sein neuer Roman „Lektionen“ ist ein Meisterwerk, das dem Leser einen Leserausch verschafft, der lange im Gedächtnis bleibt. 

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Olive Schreiner – „Die Geschichte einer afrikanischen Farm“

„In ihrer bittersten Not sind alle Seelen allein.“

Zugegeben: Es gibt Regionen dieser Erde, die sind literarisch gesehen weiße Flecken, wenn ich an meine vergangene Lektüre zurückdenke. Dazu zählen weite Teile Asiens und Afrikas. Speziell bei Südafrika fallen mir nur J. M. Coetzee und Kenneth Bonert als Gegenwarts-Autoren ein. Wer historisch weiter zurückgehen möchte, dem sei der Roman „Die Geschichte einer afrikanischen Farm“ von Olive Schreiner (1855 – 1920) ans Herz gelegt, eine Wiederentdeckung eines Werkes und seiner Autorin, für die man dankbar sein sollte.

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Das ganze Leben – Robert Seethaler „Das Feld“

„Du gewinnst ein paarmal. Dann verlierst du. Aber du machst weiter. Du machst immer weiter.“

Er sitzt auf einer Bank, über ihm der Himmel und die Krone einer Birke. Es könnte ein Park sein, vielleicht der große Garten eines Altersheims. Doch es ist ein Friedhof, zu den es den alten Mann immer wieder zieht. Es ist der Friedhof der kleinen Stadt Paulstädt, kurz das Feld genannt. Hier finden die verstorbenen Einwohner ihre letzte Ruhe. Was sie im Rückblick auf ihr Leben zu berichten haben, treibt den alten Mann um und bildet zugleich das Geschehen des neuen Romans von Robert Seethaler, der sich nach seinem vielgelobten Werk „Das ganze Leben“ wieder den großen Fragen des menschlichen Daseins stellt, aber auch den vielen kleinen.   „Das ganze Leben – Robert Seethaler „Das Feld““ weiterlesen

Schweigen – Sylvie Schenk „Schnell, dein Leben“

„Eltern stecken in ihren Kindern und können sie schwer und traurig machen.“

Um das Leben literarisch zu erfassen, braucht es keine großen Worte, keine bekannten Personen als Protagonisten. „Stoner“ von John Williams, Robert Seethalers „Ein ganzes Leben“ – zwei Romane, die daran erinnern, dass große Literatur vor allem die Geschichte der kleinen, nicht berühmten Leute in ihrem Alltag im Lauf der Zeit erzählt. Dieser Reihe kann ein neuer Roman hinzugefügt werden: „Schnell, dein Leben“ von Sylvie Schenk. Dabei wird den wenigsten wohl der Name der deutsch-französischen Schriftstellerin bekannt sein, die in der Vergangenheit vor allem Lyrik und einige wenige Romane (Picus Verlag Wien) veröffentlicht hat. Doch mit ihrem neuen Werk gilt es, sie zu entdecken. Denn es ist ein großartiges Buch. „Schweigen – Sylvie Schenk „Schnell, dein Leben““ weiterlesen

Warum ich lese

Mit seinem Beitrag „Warum ich lese“ hat Sandro Abbate auf seinem Blog „novelero“ ein Thema berührt, das nachfolgend viele weitere Blogger beschäftigt hat. Unterschiedliche Einblicke in Lesebiografien und persönliche Gedanken sind so entstanden. Dies ist nun meine Geschichte. „Warum ich lese“ weiterlesen

Schatten – Christoph Hein „Glückskind mit Vater“

„Mit unseren Erinnerungen versuchen wir, ein missglücktes Leben zu korrigieren, nur darum erinnern wir uns. Es sind die Erinnerungen, mit denen wir uns gegen Ende des Lebens beruhigen.“

Der folgende Gedanke macht zugegeben recht traurig: Der Wunsch auf ein selbstbestimmtes Leben bleibt meist unerfüllt, erweist sich als Trugschluss, als Fantasie. Selbst wenn wir hoffen, wenn wir tapfer, wenn wir ehrgeizig sind. Unser Lebensweg wird oft in andere, nicht gewollte und erwünschte Richtungen gelenkt. Christoph Heins neuer Roman „Glückskind mit Vater“ erzählt davon und weckt ein melancholisches Gefühl wie er wiederum glücklich macht, einen besonderen Helden kennengelernt zu haben.  „Schatten – Christoph Hein „Glückskind mit Vater““ weiterlesen

Lebenslügen – Richard Yates „Cold Spring Harbor“

„In der Realität konnte einen alles auf Schritt und Tritt daran erinnern, dass das eigene Leben verknäuelt und gefährlich unvollständig war.“

Was haben wir nicht alle für Lebenspläne. Eine Weltumsegelung, den Doktor-Titel, Haus bauen, Baum pflanzen, Kind zeugen. Wir machen Ideen für unser Dasein auf Erden, als ob sie wie auf einer Liste nur nach und nach abgehakt werden müssen. Wir ahnen nicht, dass wir auf Hindernisse stoßen könnten, zu denen das Leben selbst gehört. In seinem Roman „Cold Spring Harbor“ erzählt der Amerikaner Richard Yates von Menschen, die Großes wollen, aber schlichtweg im Alltag versumpfen. „Lebenslügen – Richard Yates „Cold Spring Harbor““ weiterlesen

Wie die Jahre ziehen – Robert Seethaler "Ein ganzes Leben"

„Der Mensch ist oft allein in dieser Welt.“

Woher er kommt, das weiß er nicht mehr. Auch sein richtiges Geburtsdatum ist nicht bekannt. Als Kleinkind wird Andreas Egger vom Bauer Kranzstocker aufgenommen (und ziemlich oft mit der Haselnuss-Gerte verdroschen). Seine Mutter stirbt an der Schwindsucht, sein eigenes Leben nimmt seinen Lauf inmitten der einzigartigen Bergwelt der Alpen. Und die wird er im Laufe seiner sieben Lebensjahrzehnte nur einmal verlassen – um in den Krieg zu ziehen. Erst einige Jahre später kehrt er zurück nach Krieg und Kriegsgefangenschaft. Aber er lebt, viele andere nicht. „Wie die Jahre ziehen – Robert Seethaler "Ein ganzes Leben"“ weiterlesen