Ian McEwan – „Lektionen“

„So viele vergessene Lektionen.“ 

Das ganze Leben. Die Meisterklasse in der Literatur. Schriftsteller haben sich daran abgearbeitet, die einem Menschen gegebene Zeit zu erzählen. Manchen ist es bravourös gelungen, manche sind daran kläglich gescheitert. Der Engländer Ian McEwan zählt zur ersten Gruppe. Denn sein neuer Roman „Lektionen“ ist ein Meisterwerk, das dem Leser einen Leserausch verschafft, der lange im Gedächtnis bleibt. 

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Greg Buchanan – „Sechzehn Pferde“

„Mit einem Geschöpf, das kein Mensch ist, kann man nach Belieben verfahren.“

Der schaurige Anblick erinnert an eine mystische, symbolisch aufgeladene Opferzeremonie. 16 Pferdeköpfe werden mit einem Auge gen Himmel blickend nebst einigen abgetrennten Schweifen kreisförmig in den Acker eingegraben nahe einer Farm gefunden. Die Polizei wird gerufen. Neben dem hiesigen Detective Sergeant Alec Nicols kommt auch Cooper Allen als Spezialistin hinzu. Beide können da noch nicht ahnen, dass sie mit ihren wochenlangen Ermittlungen in den Abgrund der menschlichen Seele blicken werden. Der schottische Autor Greg Buchanan hat mit seinem Debüt „Sechzehn Pferde“ einen Roman von verstörender Dunkelheit geschrieben. „Greg Buchanan – „Sechzehn Pferde““ weiterlesen

Olivia Laing – „Zum Fluss“

„Auf seinem Weg durch eine Landschaft fängt ein Fluss die Welt ein und gibt sie gedoppelt zurück; eine glitzernde veränderliche Welt (…).“

Von ihrer Quelle in einem Wald bei Haywards Heath bis zu ihrer Mündung in den Ärmelkanal nahe Newhaven schlängelt sich die Ouse 42 Meilen durch die Landschaft Südenglands. Der Fluss hat als tragischer Ort Berühmtheit erlangt und Einzug in die Literaturgeschichte gehalten: Am 28. März 1941 ertränkte sich die Schriftstellerin und Verlegerin Virginia Woolf im Alter von 59 Jahren in der Ouse. In ihrem Buch „Zum Fluss“ begibt sich die englische Journalistin und Autorin Olivia Laing auf eine Reise zu Fuß entlang des Gewässers und erzählt nicht nur die tragische Geschichte ihrer berühmten Landsmännin, die vor allem mit ihren Romanen zu den bedeutendsten Autorinnen des 20. Jahrhunderts gehört.

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Olli Jalonen – „Die Himmelskugel“

„Der Himmel beginnt in den Augen.“

2061 soll er wieder von der Erde aus zu beobachten sein. Rund aller 74 bis 79 Jahre kehrt er zurück – der Halleysche Komet. Benannt ist er nach dem englischen Astronomen, Mathematiker und Meteorologen Edmond Halley (1656 – 1742). Der Finne Olli Jalonen erinnert mit seinem jüngsten, auch preisgekrönten Roman „Die Himmelskugel“ an den bekannten Wissenschaftler, der durch seine vielfältigen Forschungen in die Geschichte eingegangen ist. Doch im Mittelpunkt der Handlung steht eine ganze andere, überaus imponierende weil eigenwillige Person.

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Raynor Winn – „Der Salzpfad“

„Ein schmaler Streifen Erde, oft nicht breiter als dreißig Zentimeter, war zu meinem Zuhause geworden.“

Gehen, nur gehen. Meter für Meter, Meile für Meile. Diese simpelste unserer Bewegungen erlebt seit einiger Zeit eine Renaissance. Pilgerwege und andere Routen werden von vielen beschritten, in den Städten wird flaniert, in der Literatur wächst die Zahl der Bücher, die sich dem Gehen und den berühmten wie weniger berühmten Pfaden widmen. Weder Entdeckerlust noch das Gefühl, aus dem Hamsterrad des Alltags auszusteigen, bringen die Engländerin Raynor Winn und ihren Mann Moth dazu, den South West Coast Path entlang der südlichen Küste Großbritanniens zu begehen. Vielmehr zwingt pure existenzielle Not das Ehepaar dazu, das geliebte Haus und Heim in Wales zu verlassen. Ihr Erlebnisbericht mit dem Titel „Der Salzpfad“ erzählt ihre berührende Geschichte und noch viel mehr. „Raynor Winn – „Der Salzpfad““ weiterlesen

Polly Clark – „Tiger“

„Die Natur verfügt über eine majestätische Kraft, die sich nur in eine Richtung bewegt: nach vorn.“ 

Wie viele andere Tierarten ist auch er vom Aussterben bedroht. Schätzungsweise nur noch 500 Exemplare des Amurtigers, auch Sibirischer Tiger genannt, leben auf der Welt. Die größte Katze unseres Planeten wurde gejagt. Weite Teile ihres Lebensraums in den nordöstlichen Regionen Sibiriens sind zerstört worden. Noch einmal so viele Exemplare sind in Zoos über die ganze Welt verstreut heimisch.  In ihrem zweiten Roman widmet sich die britische Schriftstellerin Polly Clark den seltenen Tieren, ihrer Gefährdung und ihrem Schutz sowie der Faszination des Menschen für die riesigen majestätischen Katzen.

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Ulrike Draesner – „Schwitters“

„Es gibt keinen Ort, der ein Zuhause ist. Man musste ein Zuhause immer erfinden.“

Wenn die Heimat das eigene Leben bedroht, wird die fremde Ferne zum rettenden Land. Doch Kurt will nicht gehen. Hier sind seine Heimat, seine Frau, seine Kunst. Doch sie reden auf ihn ein: Freunde, Kollegen, sogar Helma. In den ersten Tagen des Jahres 1937 setzt er seinen Zweifeln ein Ende. Der Mann, der Künstler, verlässt Frau und Haus und reist dem Sohn Ernst gen Norden hinterher. Es sollte eine Reise ohne Wiederkehr werden. Ulrike Draesner widmet sich in ihrem meisterhaften Roman Kurt Schwitters (1887 – 1948), dem eigenwilligen Künstler der Moderne und Mitbegründer der internationalen Dada-Bewegung, sowie seinen letzten elf Lebensjahren. Ein Buch, das weit mehr erzählt als von einem berühmten Mann, der die Kunst zur Lebensform erhoben hat.

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John Lanchester „Die Mauer“

„Wer hat die Welt kaputt gemacht? Sie würden niemals zugeben, dass sie es waren. Und doch ist es direkt vor ihren Augen geschehen.“

Es gibt sie in China, eine solche hat Berlin geteilt, zwischen den USA und Mexico soll eine errichtet werden. Eine Mauer grenzt ab, ist Bollwerk und Verteidigungslinie. England hat eine Anlage mit einer Länge von rund 10.000 Kilometern gebaut. Sie umschließt die Insel und soll verhindern, dass die Anderen in Scharen ins Land kommen. Dieses Szenario bildet den Kerngedanken im neuen Roman des britischen Schriftstellers John Lanchester, der schon mit seinem Werk „Kapital“ auf aktuelle politische wie gesellschaftliche Entwicklungen reagiert hat.  „John Lanchester „Die Mauer““ weiterlesen

Susan Hill „Stummes Echo“

„Und so saßen sie da, versammelt um das kleine, schreckliche Ding (…).“

Oft wird ja die Ansicht belächelt und als naiv abgetan, dass Bücher eine gewisse Macht haben, Leben verändern können. Doch warum sollte es nicht so sein? In ihrem Roman „Stummes Echo“, der bereits 2008 im Original mit dem Titel „The Beacon“ erschienen ist und nun in deutscher Übersetzung vorliegt, erzählt die Engländerin Susan Hill über eine Familie, deren Leben durch ein Buch und fragwürdige Erinnerungen auf den Kopf gestellt wird und das für erhebliche Verwirrung sorgt; inklusive eines Gefühlschaos. „Susan Hill „Stummes Echo““ weiterlesen

Mutter mit Geheimnissen – Michael Ondaatje „Kriegslicht“

„Wir ordnen unser Leben dank kaum näher ausgeführter Geschichten.“

Was teilen Eltern mit ihren Kindern? Eine gemeinsam verbrachte Zeit, all das, was in dem eigenen Haus, in der Wohnung zu finden ist? Wenn es jedoch um die Vergangenheit der Älteren geht,  haben die Jüngeren bei einem Blick auf deren Leben oftmals den Eindruck, auch auf Geheimnisse, Unausgesprochenes zu stoßen. Egal welche Gründe sich hinter dieser Verschwiegenheit verbergen. In seinem neuen Roman mit dem Titel „Kriegslicht“ erzählt Michael Ondaatje von einer brüchigen Eltern-Kind-Beziehung infolge von Geheimnissen und wie sich Krieg auf die Menschen auswirkt.

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