Steffen Schroeder – Planck oder Als das Licht seine Leichtigkeit verlor

„Die Welt ist ein Paradox. Und alles ist möglich.“

Sie gelten als die klügsten Köpfe, zählen zu den bekanntesten Wissenschaftlern ihrer Zeit. Ihre Söhne sind hingegen eingesperrt hinter dicken Mauern. Erwin Planck wird als Widerständler im Zuge des 20. Juli 1944 im Gefängnis Tegel inhaftiert. Eduard Einstein ist Patient der psychiatrischen Anstalt Burghölzli in Zürich. Mit seinem berührenden wie komplexen Roman „Planck oder Als das Licht seine Leichtigkeit verlor“ erzählt der Autor und Schauspieler Steffen Schroeder von zwei berühmten Vätern und ihren besonderen Söhnen – und einer dunklen Zeit.

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Charlotte McConaghy – „Wo die Wölfe sind“

„Ich glaube, uns macht die Zivilisation gewalttätig.“

Wohl kein anderes Tier löst im Menschen so gegensätzliche Gefühle aus wie der Wolf. Die einen fürchten und jagen ihn, weil er als Raubtier Nutztiere tötet. Für andere ist er der Inbegriff eines ökologischen Gleichgewichts und ein Tier voller Anmut und Schönheit. Beide Positionen lassen sich auch in dem neuen, vorrangig in Schottland angesiedelten Roman der australischen Autorin Charlotte McConaghy finden, die mit „Wo die Wölfe sind“ wieder eine starke Frauenfigur und die Dringlichkeit des Natur- und Artenschutzes in den Mittelpunkt rückt.

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Robert Mcfarlane – „Im Unterland“

„Nicht nur Flüsse verschwinden und tauchen an unerwarteten Orten wieder auf, auch Geschichten.“ 

Alice hat es getan. Und auch Professor Otto Lidenbrock. Beide haben das Land unter der Erde gesehen. Die Helden aus den Klassikern „Alice im Wunderland“ und „Die Reise zum Mittelpunkt der Erde“ von Lewis Carroll beziehungsweise Jules Verne finden sich denn auch in dem Band „Im Unterland“ des britischen Naturschriftstellers Robert Macfarlane ein. Doch seine persönliche Entdeckungsreise in die Welt unter der Erde, wie es im Untertitel des Buches heißt, ist hingegen wahrhaftig und real. Er erzählt von seinen Begegnungen mit Wissenschaftlern, von entlegenen Orten und gefährlichen Touren. 

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Olli Jalonen – „Die Himmelskugel“

„Der Himmel beginnt in den Augen.“

2061 soll er wieder von der Erde aus zu beobachten sein. Rund aller 74 bis 79 Jahre kehrt er zurück – der Halleysche Komet. Benannt ist er nach dem englischen Astronomen, Mathematiker und Meteorologen Edmond Halley (1656 – 1742). Der Finne Olli Jalonen erinnert mit seinem jüngsten, auch preisgekrönten Roman „Die Himmelskugel“ an den bekannten Wissenschaftler, der durch seine vielfältigen Forschungen in die Geschichte eingegangen ist. Doch im Mittelpunkt der Handlung steht eine ganze andere, überaus imponierende weil eigenwillige Person.

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Maria Popova – „Findungen“

„Doch es gibt Menschen, die unsere Schubladen sprengen (…).“

Was macht nur dieses Buch mit mir. Ich bemerke, wie ich ein buntes Fähnchen nach dem anderen an die Seitenränder des Bandes klebe. Auf diese Weise markiere ich kluge Gedanken und Zitate, um sie später schnell zu finden. Mit der Zeit hat der sonst weiße Schnitt blaue, grüne und orangefarbene Flecken. Für die Lektüre des zugleich umfangreichen Bandes „Findungen“ von Maria Popova ist ein Vorrat an solchen bunten Klebezetteln überaus praktisch, ja notwendig. Denn dieses wundersame Buch ist voller kluger Gedanken.

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Benjamin Labatut – „Das blinde Licht“

„Wann haben wir aufgehört, die Welt zu verstehen.“

Genie: Überragende schöpferische Begabung, Geisteskraft. So erklärt der Duden das Wort, mit dem neben Künstler oft auch hochrangige und einflussreiche Wissenschaftler beschrieben werden. Mit dem Titel verbunden ist auch die Wahrnehmung, die schier übermenschliche Leistung der Hochbegabten nicht beschreiben oder gar erklären zu können. Sie scheinen aus der Welt gefallen zu sein und haben doch die Welt verändert. Vier der herausragenden Wissenschaftler des 20. Jahrhunderts stellt der chilenische Autor Benjamin Labatut in seinem nicht minder herausragenden Debütroman „Das blinde Licht“ vor. Der Leser lernt darin Fritz Haber, Karl Schwarzschild, Alexander Grothendieck und Werner Heisenberg und ihre ganze eigene Welt kennen.  

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Die Verwandlung – Daniela Emminger „Kafka mit Flügeln“

„Den Beginn einer Metamorphose entschied man nicht, er wurde entschieden.“

Es gibt Länder, die sind hierzulande kaum im Bewusstsein verankert, sie sind nicht Teil einer inneren Landkarte – weil sie kein beliebtes Touristenziel sind und kaum in den Schlagzeilen der Medien auftauchen. Man weiß, dass es sie gibt, aber auf die simplen Fragen, wie die Hauptstadt heißt, welche anderen Staaten angrenzen oder welche Traditionen gepflegt werden, werden wohl viele nichtwissend mit den Schultern zucken. Kirgistan ist so ein weißer Fleck. In das zentralasiatische Land, das bis 1991 zur Sowjetunion gezählt hat, entführt die österreichische Autorin Daniela Emminger in ihrem Roman „Kafka mit Flügeln“, der nicht nur geografische Grenzen, sondern auch Genre-Grenzen aufhebt. Dies ist mein Beitrag zur Indiebookchallenge 2018-2019, in der es in den kommenden Tagen um das Thema Roadtrip geht.

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Der Zeit voraus – Klaus Cäsar Zehrer „Das Genie“

„Man hat nur die Wahl, an der Masse zugrunde zu gehen oder an der Einsamkeit.“

Bereits als Kleinkind im Alter von nur 18 Monaten liest er tagtäglich die Zeitung, mit vier Jahren bringt er sich Latein und Griechisch bei, weitere Sprachen folgen. Als Zehnjähriger stellt er Studenten der renommierten Harvard-Universität seine eigene Theorie der vierten Dimension vor. William James Sidis (1898 – 1944) war ein Wunderkind, der damit schon früh das Interesse der Öffentlichkeit auf sich gezogen hat, von der Presse bis zu seinem frühen Tod regelrecht verfolgt wurde. Nach dem dänischen Autor Morton Brask, der in seinem Roman „Das perfekte Leben des William Sidis“ (Nagel & Kimche) bereits den Amerikaner in den Mittelpunkt stellt, erzählt nun auch Klaus Cäsar Zehrer in seinem Debüt „Das Genie“ vom filmreifen Aufstieg und Fall des Wunderkindes.   „Der Zeit voraus – Klaus Cäsar Zehrer „Das Genie““ weiterlesen

Wunderkind – Morten Brask „Das perfekte Leben des William Sidis“

„Es gibt wohl kein Leben, das richtiger ist als ein anderes.“

Im Alter von 18 Monaten bringt er sich das Lesen selbst bei. Als Sechsjähriger lernt er Latein, entwickelt zudem eine eigene Sprache. Mit zehn Jahren liest er „Das Kapital“ von Karl Marx. Elfjährig wird er an der Elite-Universität Harvard immatrikuliert. William James Sidis (1898 – 1944) galt als Wunderkind. Er hätte ein großer Wissenschaftler werden, mit seinen Ideen die Welt womöglich ein wenig verändern können. Doch er zog sich in die Anonymität zurück und scheiterte – nicht wegen seiner beeindruckenden intellektuellen Fähigkeiten, sondern vor allem aufgrund seines teils feindlichen Umfeldes. Der Däne Morten Brask hat Sidis‘ Leben in seinem jüngst erschienenen Roman literarisch verarbeitet. „Wunderkind – Morten Brask „Das perfekte Leben des William Sidis““ weiterlesen

Reise ohne Rückkehr – Owen Beattie/John Geiger: Der eisige Schlaf

„Fast alle waren betroffen von dem Gefühl absoluter Isolation. Abgesehen von der Antarktis und vielleicht einer Handvoll anderer Plätze, gibt es auf dieser Welt keinen Ort, wo sich der Mensch in einer derartigen Einsamkeit ausgesetzt sieht wie in der kanadischen Arktis. Es ist dies eine Erfahrung, die vielleicht derjenigen der Astronauten im Weltall am nächsten kommt.“

Sie sollte der Garant für Erfolg, Ruhm und einen Platz in der Geschichte sein. Mit Selbstbewusstsein, Stolz und der modernsten Schiff-Ausstattung ihrer Zeit stechen am 19. Mai 1845 die Schiffe Erebus und Terror unter dem Kommando des Kapitäns Sir John Franklin in See. Ihr Ziel: die Nordwestpassage zu durchfahren und so die Verbindung zwischen dem Atlantik und dem Pazifik zu finden.  „Reise ohne Rückkehr – Owen Beattie/John Geiger: Der eisige Schlaf“ weiterlesen