Bettina Baltschev – „Am Rande der Glückseligkeit“

„Das Meer wird eine Zuflucht (…).“

„Blättere“ ich durch meine digitalen Fotoordner und meine Erinnerungen an vergangene Urlaubsreisen, fällt mir eine Besonderheit auf. Ich reise oft und gern ans Meer. Zweifellos: Ich bin ein Meeresmensch. Vor allem Inseln haben es mir angetan, auf denen man dem Meer gefühlt viel näher kommt. In der Kindheit ging es auf die Insel Usedom, meine Au Pair-Zeit nach dem Abitur verbrachte ich auf der norwegischen Vogelinsel Runde. Mein absoluter Wohlfühlort ist Ahrenshoop auf dem Darß. Hiddensee, Poel, Terschelling, Föhr, Amrum, Korfu, La Gomera, Bornholm, Senja – die Liste „meiner“ Meeresorte beziehungsweise Inseln hat bereits eine gewisse Länge erreicht. Und meine Wunschliste für künftige Touren hat mit Svalbard (Spitzbergen), Grönland und die Färöer einige kühlere Exoten vorzuweisen. Nicht nur aus diesem Grund bin ich förmlich eingetaucht in den neuen Band der Autorin und MDR-Redakteurin Bettina Baltschev „Am Rande der Glückseligkeit“, dessen Untertitel „Über den Strand“ schließlich den entscheidenden Hinweis gibt, wohin es geht.

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Jürgen Hosemann – „Das Meer am 31. August“

„Allein mit dem Meer zu sein hieß eben vor allem auch, allein zu sein.“

In einer modernen Gesellschaft, in der das Motto „Schneller, höher, weiter“ gilt, ist gefühlt kein Raum mehr für die Schönheit und Faszination des Alltags und des vermeintlichen Nicht-Geschehens. Der Ruf nach mehr Achtsamkeit steht der Gier nach Happening, Rausch und Sensationen gegenüber. Wissen wir noch, welche und wie viele kleine und immer wiederkehrende Dinge an einem Tag um uns herum einfach nur sind oder geschehen? Mit seinem wundersamen Band „Das Meer am 31. August“ lädt Jürgen Hosemann nicht nur dazu ein, darüber nachzudenken.

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Ben Smith – „Dahinter das offene Meer“

„Es gibt kein Raus.“

Es ist eine eintönige Welt. Nichts als Meer, Wasser bis zum Horizont und darüber hinaus. Hunderte Windräder strecken sich in die Höhe. Ein Wald aus Metall, der allmählich rostet und verfällt, ein letztes, indes brüchernes Bollwerk der modernen Zivilisation. Wo einst Land war, ist nur Wasser. Mittendrin: eine Plattform. Das Zuhause eines alten Mannes und eines Jungen. Gemeinsam reparieren sie die Windräder. Eine nahezu sinnlos erscheinende Arbeit. Denn Ersatzteile gibt es nicht, nagen Salz und Wasser an den Konstruktionen. Stetig sinkt die Energieleistung. Im Meer schwimmen mehr Plastik-Teile als Fische. Es ist ein beklemmendes Szenario, das der britische Autor Ben Smith in seinem Debüt „Dahinter das offene Meer“ beschreibt.

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Henry Beston – „Das Haus am Rand der Welt“

„Man kann am Rande der Brandung stehen und eine ganze Welt studieren.“

Bücher über die Natur erleben seit einiger Zeit eine Hochkonjunktur. Neben der Vielzahl an Ratgebern erweckt auch das besondere Genre des Nature Writing das Interesse einer breiten Leserschaft. Wer sich damit eingehend beschäftigen will, kommt an einem Namen nicht vorbei: Henry Beston (1888 – 1968). In seinem Buch „Das Haus am Rand der Welt“ beschreibt er seine Erlebnisse, als er für ein Jahr zurückgezogen in einem Haus auf der Halbinsel Cape Cod an der Küste Massachusetts lebte. Sein eindrückliches Werk hält dem Leser nicht nur die Wandelbarkeit und Schönheit der Natur vor Augen. Es ist auch ein eindrucksvolles Plädoyer für den Schutz von Flora und Fauna.

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Mathijs Deen – „Unter den Menschen“

„Ich bin nicht verrückt. Oder muss man verrückt sein, um unglücklich zu sein.“ 

Hinter oder kurz vor dem Deich – der Blickwinkel ist bekanntlich oft entscheidend –  scheint die Welt eine andere zu sein. Das Meer ist zum Greifen nah, das Hinterland ein weites und überaus flaches, über das in regelmäßigen Abständen eine steife Brise huscht oder ein Sturm pfeift. Es ist die Heimat von Jan. Nach dem tragischen Tod seiner Eltern lebt er allein auf dem Bauernhof der Familie. Der Briefkasten ist einen Kilometer vom Haus entfernt, die Nachbarn noch ein „Stückchen“ weiter. Die Einsamkeit und die Sehnsucht nach einer Frau treiben ihn um. Eines Wintertages, die Arbeit ist für das Jahr geschafft,  inseriert er in der Zeitung. Seine Kontaktanzeige bildet den Auftakt des Romans „Unter den Menschen“ des Niederländers Mathijs Deen, der allerhand herrliche Irrungen und Wirrungen bereitet. „Mathijs Deen – „Unter den Menschen““ weiterlesen

Backlist #11 – James Hanley „Ozean“

„Wie erbärmlich unzulänglich wir doch sind.“ 

Es sind nur wenige Minuten, die zwischen einer vermeintlich sicheren Schiffsfahrt und ihrem tragischen Ende, zwischen Leben und Tod entscheiden. Mit einem Torpedoschuss versenkt  ein deutsches U-Boot das Passagierschiff „Aurora“, das unterwegs nach Amerika ist. Eine Handvoll Männer findet sich schließlich auf einem Rettungsboot wieder. Über sich den Himmel, um sich die unermessliche Weite des Meeres. Mit seinem 1941 erschienenen Roman „Ozean“ hat der Engländer James Hanley eine eindrückliche und psychologisch spannende Parabel über die Nichtigkeit des Menschen und über dessen Stärken wie Schwächen geschrieben. 

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Begegnung – Marie Nimier „Der Strand“

„Von dem Augenblick, da sie versteht, dass sie existiert, allein, der Natur zugewandt.“

Das Meer – Sehnsuchtsziel, Ort der Erinnerungen. Es gibt wohl kaum einen Menschen, den die weite Wasserlandschaft mit ihren intensiven Zusammenwirken der Elemente nicht geprägt hat. In der Kindheit mit ihren Entdeckungen, mit immer wiederkehrenden Reisen und langen Spaziergängen am Strand. Auch die Protagonistin im neuen Roman der Französin Marie Nimier ist dem Meer zugewandt. Nach einer ersten Reise mit ihrem Partner fährt sie nach wenigen Jahren per Fähre abermals auf  jene Insel und mit dem Bus wieder an jenen Strand, an dem sie gemeinsam mit ihrer früheren Liebe einige Tage verbracht hat. Doch die erneute Tour an jenen Ort verläuft anders als gedacht. „Begegnung – Marie Nimier „Der Strand““ weiterlesen

Wellenreiter – William Finnegan „Barbarentage“

„Doch Wellen tanzen zu einer endlos komplexen Melodie.“

Mit zehn Jahren sieht er die ersten Wellenreiter, mit elf erhält er das erste Surfbrett geschenkt. Es ist größer als er selbst, doch es wird sein Leben von grundauf verändern und es auch die kommenden Jahre und Jahrzehnte bestimmen. In dieser Zeit lernt William Finnegan die Welt und zahlreiche wunderschöne und einsame, aber auch gefährliche Surfspots kennen, an denen eine falsche Bewegung, eine falsche Einschätzung der Welle und ihre bestimmenden Faktoren das Leben kosten kann. Über seine Leidenschaft hat der amerikanische Journalist ein Buch geschrieben, das jedoch mehr ist als ein Buch über das Surfen und eine Autobiografie und für das er zu Recht im Jahr 2016 den renommierten Pulitzerpreis erhalten hat. „Wellenreiter – William Finnegan „Barbarentage““ weiterlesen

Paradies in Gefahr – Morten A. Strøksnes „Das Buch vom Meer“

„Das Meer, das uns fast unendlich vorkommt, ist im Universum nicht mehr als ein Tropfen.“

Mit einer dünnen Angel am Ufer zu stehen, im Rücken hoch aufragende Berge, voraus die Weite des Meeres, füllt einen mit Demut und dem Gefühl einer gewissen Verlorenheit. Geschehen vor einigen Jahren in Nordnorwegen auf der Insel Senja. Ich hatte damals wenig Anglerglück. Die Fische zogen einen weiten Bogen um mich. Zugegeben: Meine Reaktion auf einen Fisch, wie er den Köder schluckt, wäre wohl eine eher unbedarfte, ungeschickte gewesen. Mein Vater war da der Angler und Experte in der Familie. Wie muss man sich wohl fühlen, wenn man mit einem kleinen Schlauchboot aufs Nordmeer fährt, um einen riesigen Fisch zu fangen, dem Schauergeschichten vorauseilen? Der Norweger Morten A. Strøksnes hat in „Das Buch vom Meer“ darüber geschrieben, und das erzählt nicht nur von jenem speziellen Abenteuer, das in dem langen Nebensatz „oder Wie zwei Freunde Wie zwei Freunde im Schlauchboot ausziehen, um im Nordmeer einen Eishai zu fangen, und dafür ein ganzes Jahr brauchen“ bereits angedeutet wird. „Paradies in Gefahr – Morten A. Strøksnes „Das Buch vom Meer““ weiterlesen

Literarisch über die Meere und Ozeane der Welt

Sie bedecken nahezu zwei Drittel der Erde. In ihnen begann vor Milliarden von Jahren das Leben. Die Meere unseres Planeten verbinden wir womöglich allerdings heutzutage zuallererst mit Strandurlaub und Kreuzfahrten. Der eine mag an die faszinierende Unterwasserwelt denken,  der andere, wie sie in Gefahr ist. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung hat 2016 und 2017 zu den Wissenschaftsjahren für Meere und Ozeane erklärt. Grund genug, einmal in die Tiefe des Blogs und der Buchregale abzutauchen und nach Literatur zum Thema Meer zu suchen.
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