Pate für ein Buch – Wie und warum ich Bloggerin wurde!

Wie lassen sich akustische Lautäußerungen am besten mit Worten beschreiben? Klar, es gibt Verben wie „schreien“, „juchzen“ und „in die Hände klatschen“. Aber so richtig fassen sie nicht, wie ich mich am vergangenen Freitagnachmittag verhalten und staunende Mienen bei meinen Kollegen hervorgerufen habe. Vor allem beschreiben sie nicht diese innere Freude, die einen ausfüllt und schier überwältigt. Was war passiert? Auf der Internetseite der Leipziger Buchmesse  unter der Rubrik „Blogger“ stand mein Blog „Zeichen und Zeiten“. Ich war zu einem Blogger-Paten ernannt worden – von insgesamt 15. Mit dieser erstmaligen Initiative will die Buchmesse den Bloggern einen größeren Raum geben. Und ich denke, ohne anmaßend sein zu wollen und im Namen aller Blogger, wir alle haben diese besondere Würdigung verdient. Wir alle sind leidenschaftliche Botschafter der Bücher und Literatur und stehen oftmals näher zu den anderen Lesern und Bücherfreunden als so mancher Kritiker. Weil wir womöglich klarer schreiben, wenn uns ein Buch gefällt oder nicht gefällt? Weil wir weit unabhängiger sind? An eine Bewerbung habe ich schon gedacht und mir auch Gedanken gemacht, wie ich das Bewerbungsformular am besten ausfüllen könnte. Doch ich habe nicht daran geglaubt, dass ich mit dieser Bewerbung erfolgreich sein würde. Denn das Internet ist gut gefüllt mit hervorragenden Literatur-Blogs. Doch manchmal wird eben auch das Unglaubliche wahr. Schon einen Tag später machte ich die Bekanntschaft mit meinem „Patenkind“. Ein Päckchen erreichte mich von der Leipziger Buchmesse: mit einem sehr freundlichen Anschreiben, Pins, einem Tagesticket, Lesezeichen und zwei Exemplaren von „Kafka. Die frühen Jahre“ von Reiner Stach, nominiert für den Preis der Leipziger Buchmesse in der Kategorie Sachbuch. Ein Werk, das schon seit einiger Zeit auf meiner Wunschliste steht und sich über kurz oder lang zu den beiden vorherigen Bänden der auf insgesamt drei Bänden angelegten Biografie in meinem Buchregal gesellen sollte. Dass nicht nur einer der größten Autoren und reizvollsten Persönlichkeiten der Literaturgeschichte zusammen mit einem der erfolgreichsten Biografen mein Patenkind bilden, ist für mich eine große Ehre sowie Freude und Herausforderung zugleich.

Das Patenkind hat sich in den letzten Tagen schon etwas verändert. Es hat Spuren eines Bleistiftes auf einigen Seiten sowie farbige Page-Markers. Nebenbei entstehen Notizen auf Karteikarten. So nähere ich mich seit einiger Zeit Büchern, die ich auf diesem Blog besprechen möchte. Es ist ein anderes, weil intensiveres Lesen. Und nicht nur das ist ein Grund, warum ich diesen Blog seit einigen Jahren führe. Literatur begleitet mich schon seit der Kindheit. Aus der Bibliothek schleppte ich als Kind die Bücher in Stapeln. Werke in der Schulzeit las ich ohne Murren, ab und an gab ich Mitschülern, die sich weniger für das Buch interessiert hatten, bereitwillig Auskunft über den Verlauf der Handlung. Meist in der Pause, kurz vor der Deutschstunde. Nicht immer wurde ich in der Familie gelobt, wenn ich mein Taschengeld nur für Bücher ausgab. Im späteren Germanistik-Studium in Leipzig wählte ich vor allem literaturwissenschaftliche Seminare und Vorlesungen. Es war auch die Zeit, in der ich die Buchmesse zum ersten Mal als Besucher erlebte. Ein Ereignis, das bis heute fest in meinem Kalender steht. Es ist dieses Spektakel aus Tausenden Büchern und Besuchern  sowie Begegnungen mit prominenten und weniger prominenten Autoren, das mich so ungemein begeistert. Ich mag vor allem den Skandinavien-Stand, wo man die finnische, schwedische oder norwegische Sprache hört und alles recht familiär zugeht. Mein Blog ist über die Jahre zu einem wichtigen Begleiter geworden. Er passt in mein von Büchern bestimmtes Leben wie ein großes Puzzleteil. Die Resonanz auf die Beiträge bereichert mich. Manchmal werde ich angesprochen, manchmal erreichen mich Kommentare, auch E-Mails. Selbst über ein „gefällt mir“ freue ich mich. In der weiten Facebook-Welt gibt es zwar zahlreiche Gruppen zu Büchern, aber nicht immer bekommt Literatur die Aufmerksamkeit, die sie verdienen sollte. Das ist auch allgemein so. Ja, Bücher werden mittlerweile wieder gut verkauft. Aber es gibt noch immer zu viele, die nicht lesen. Mit jedem Beitrag hoffe ich, dass ich Leser wie Nichtleser überzeugen kann, zu dem jeweiligen Buch zu greifen oder im Fall eines weniger guten Buches, die Lebens- und Lesezeit anderweitig zu verbringen. Denn das Leben ist zu kurz, um schlechte Bücher zu lesen. Auf was ich mich nun freue: auf die nächsten 350 Seiten meines Patenkindes sowie auf interessante Begegnungen und Gespräche mit all jenen, die genauso ticken wie ich.

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