Grauen – Edna O’Brien „Die kleinen roten Stühle“

„Sie sahen die Ruinen ausgebrannter Häuser, eine verwüstete Landschaft, verängstigte Familien auf dem Marsch (…).“

Er ist kein Heiler, er ist vielmehr das Grauen und das Böse in Person. Als Vladimir Dragan an einem Winterabend den kleinen Ort Cloonoila an der irischen Westküste erreicht, ahnt keiner der Einwohner, welchen Fremden sie für die kommenden Wochen und Monaten bei sich willkommen heißen. Sein Charisma, seine Eloquenz und auch sein Aussehen blenden sie. Keiner fragt nach seiner Vergangenheit. Die Frauen wickelt er um den Finger. Fidelma, einst Inhaberin eines Textilgeschäftes und Frau des Textilhändlers Jack, beginnt eine Affäre mit ihm. Ein Verhältnis, das sie später teuer zu stehen kommt: Denn Vladimir ist einer der meist gesuchten Kriegsverbrecher, der während der Belagerung Sarajewos sein Unwesen getrieben hat. Die Irin Edna O‘ Brien erzählt in ihrem meisterhaften Roman „Die kleinen roten Stühle“ auf beklemmende Art und Weise von Lug und Betrug sowie den entsetzlichen Folgen der Gewalt des Menschen gegenüber seinesgleichen.   „Grauen – Edna O’Brien „Die kleinen roten Stühle““ weiterlesen

Schatten – Christoph Hein „Glückskind mit Vater“

„Mit unseren Erinnerungen versuchen wir, ein missglücktes Leben zu korrigieren, nur darum erinnern wir uns. Es sind die Erinnerungen, mit denen wir uns gegen Ende des Lebens beruhigen.“

Der folgende Gedanke macht zugegeben recht traurig: Der Wunsch auf ein selbstbestimmtes Leben bleibt meist unerfüllt, erweist sich als Trugschluss, als Fantasie. Selbst wenn wir hoffen, wenn wir tapfer, wenn wir ehrgeizig sind. Unser Lebensweg wird oft in andere, nicht gewollte und erwünschte Richtungen gelenkt. Christoph Heins neuer Roman „Glückskind mit Vater“ erzählt davon und weckt ein melancholisches Gefühl wie er wiederum glücklich macht, einen besonderen Helden kennengelernt zu haben.  „Schatten – Christoph Hein „Glückskind mit Vater““ weiterlesen