Samantha Harvey – „Umlaufbahnen“

„Nur ihre Füße, die über einem Kontinent baumeln, ihr linker Fuß verdeckt Frankreich, ihr rechter Deutschland. Die behandschuhte Hand verbirgt Westchina.“

In 400 Kilometern Höhe umkreist sie mit einer Geschwindigkeit von 28.000 Kilometern pro Stunde die Erde. 16-mal am Tag. Seit 1998 ist die Internationale Raumstation (ISS) da oben im All, manchmal von hier unten auch mit dem bloßen Augen zu erkennen. In ihrem Roman „Umlaufbahnen“ verlagert die britische Schriftstellerin Samantha Harvey den Fokus. Der Leser begleitet einen Tag von sechs Astronautinnen und Astronauten auf einer namenlosen Raumstation. Der Blick ist grandios und atemberaubend, die Auswirkungen sind prägend.

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Barbara Kingsolver – „Demon Copperhead“

„Jeder weiß, dass alle, die in diese Welt geboren werden, von Anfang an gezeichnet sind – Gewinner wie Verlierer.“

Monat für Monat habe ich ihn mir aufgehoben, um die Vorfreude auszukosten. Ich wollte den Roman noch etwas ruhen lassen, den richtigen Moment abwarten. An mir zogen die Besprechungen vorbei, Kollegen und Freunde lasen das Buch, erzählten mir von ihrer Lektüre. Doch manches braucht seine Zeit, den passenden Moment – auch Bücher, Bücher wie „Demon Copperhead“, für den die US-amerikanische Schriftstellerin Barbara Kingsolver große Preise abräumte. Doch dann war schließlich der Moment gekommen – und die Story zog mich mit. „Barbara Kingsolver – „Demon Copperhead““ weiterlesen

Joy Williams – „In der Gnade“

„Alles existiert, um uns etwas zu lehren.“

51 Jahre hat es gebraucht, bis diesem Roman die Reise über den großen Teich gelungen ist. Mehr als ein halbes Jahrhundert an Zeit, die manchem Menschen nicht vergönnt ist. Doch meisterhafte Literatur ist zeitlos, heißt es. Wenngleich man eben in manchen Fällen warten muss, bis sie uns erreicht. 1973 erschien das Debüt „State of Grace“ der damals 29-jährigen US-amerikanischen Schriftstellerin Joy Williams, die in ihrer Heimat mittlerweile als Kultautorin gilt, aber hierzulande erst entdeckt werden muss.

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Alex Schulman – „Endstation Malma“

„Wann weiß man, dass man ein Kind verloren hat?“ 

Zugegeben: Langsam wird er mir ein wenig unheimlich. Bestseller reiht er an Bestseller.  Alles keine schnell dahingeworfenen Geschichten, sondern klug durchdachte Handlungen, die ob ihrer Struktur und ihrer gedanklichen Tiefe verblüffen. Alex Schulman ein Phänomen zu nennen, wäre sicherlich nicht übertrieben. Mit seinen Romanen „Die Überlebenden“ und „Verbrenn alle meine Briefe“ hat er sich nicht nur in seiner schwedischen Heimat einen beachtlichen Bekanntheitsstatus erschrieben. Mittlerweile kommt man hierzulande nicht an ihm vorbei. Kürzlich ist sein neuester Roman „Endstation Malma“ erschienen. Wieder führt er uns in die Abgründe einer Familie.

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Joy Williams – „Stories“

„Wenn man erwachsen wird, fällt ein Schatten auf einen. Alles ist sonnig, und dann taucht über einem dieser verdammte Flügel oder irgend so was auf.“

Auf die literarischen Jahre der jüngeren Vergangenheit blickend, scheinen die USA für uns Europäer noch immer ein recht unbekanntes Land zu sein. Denn welch großartige (Wieder)-Entdeckungen sind doch zuletzt gemacht worden. Man meint, die herrliche Geschichte des süßen Breis als Vergleich zu bemühen oder vielleicht auch zu glauben, es gäbe ein schwarzes Loch, wo all die in Übersee (einst) bekannten und viel gelesenen Schriftsteller hineingefallen sind, um an der anderen Seite des Atlantiks nie aufzutauchen. Nun erscheint wieder ein Name, der „da drüben“ oft und viel und mit großer Bewunderung ausgesprochen wird, doch hierzulande selbst Kenner zwingt, die Suchmaschine zu benutzen: Joy Williams.  „Joy Williams – „Stories““ weiterlesen

Janet Lewis – „Draußen die Welt“

„Es gab sie noch immer, diese Welt in ihrer erfreulichen Mittelmäßigkeit.“ 

Ihr Leben ist auf den ersten Blick so unaufgeregt alltäglich. Mary Perrault kümmert sich um Haus und Grundstück, um ihren Mann und die vier Kinder. Mit ihrer Familie lebt sie in der kalifornischen Provinz, im Santa Clara Valley, malerisch zwischen Bergen, Meer und Marschland und unweit von Sacramento gelegen. Ihr Haus ist ein Hort der Gastfreundschaft und Sicherheit. Doch auch die tragischen Schicksale und die großen Ereignisse der Welt machen nicht Halt vor ihrer Tür. Mit ihrem Roman „Draußen die Welt“ erzählt die amerikanische Schriftstellerin und Lyrikerin Janet Lewis (1899 – 1998) vom Alltag einer amerikanischen Familie sowie den Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise Ende der 20er-Jahre und Anfang der 30er-Jahre.  „Janet Lewis – „Draußen die Welt““ weiterlesen