Ingvild H. Rishøi – „Andere Sterne“

„Manchmal gibt es einfach keinen Ausweg, und dann geschieht ein Wunder.“ 

Weihnachten steht vor der Tür. Wie jedes Jahr. Für den Weihnachtsbaum-Verkauf im Osloer Stadtteil Tøyen wird ein pflichtbewusster und verantwortungsvoller Mitarbeiter gesucht. Für den Vater von Ronja und Melissa die Chance, nach seinen zahlreichen Abstürzen wieder auf die Beine zu kommen, seinen Kindern ein gesichertes Leben zu bieten. Doch dann wird wieder alles so wie befürchtet. Nur diesmal helfen sich die beiden Schwestern selbst und übernehmen Verantwortung – mit der Unterstützung anderer. Mit ihrem Roman „Andere Sterne“ hat die norwegische Autorin Ingvild H. Rishøy eine besondere Weihnachtsgeschichte geschrieben, die sowohl den Zauber des Festes einfängt, als auch traurige Einblicke in eine mit Sorgen behaftete Familie gibt.  „Ingvild H. Rishøi – „Andere Sterne““ weiterlesen

Familie mal zwei – Bücher von Hanne Ørstavik und Helga Flatland

„Irgendwas ist in jeder Familie.“ 

Keine Familie ist wie die andere. In ihr herrschen Gesetze und Geheimnisse sowie Bindungen und Emotionen unterschiedlicher Stärke. Sie kann wachsen und über Generationen hinweg bestehen oder sich auflösen. Die beiden norwegischen Autorinnen Helga Flatland und Hanne Ørstavik haben mit „Eine moderne Familie“ und „Die Zeit, die es dauert“ zwei besondere, sehr verschiedene Geschichten über dieses Thema geschrieben. Beide Titel ergänzen sich wunderbar und geben zugleich einen spannenden Einblick in die Gegenwartsliteratur des nordischen Landes.

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Katya Apekina – „Je tiefer das Wasser“

„Warum uns wieder da hineinziehen? Wir waren Kinder.“ 

Was will uns dieses Cover sagen? Mir erschien es etwas rätselhaft und mysteriös. Dieses Weiß unter den blauen Lettern des Titels, diese Augen. Doch wer das Debüt der russisch-amerikanischen Schriftstellerin Katyna Apekina bis zum Ende liest, wird den Sinn erkennen und erneut erschauern. Ihr großartiger, indes auch teils verstörender Roman erzählt von einer außergewöhnlichen Familie – die außergewöhnliche Beziehungen und Emotionen pflegen, die schließlich zu tragischen Ereignissen führen. „Katya Apekina – „Je tiefer das Wasser““ weiterlesen

Jean Stafford – „Die Berglöwin“

„Die Berge aber trugen die Gefahr unübersehbar in ihren narbigen Gesichtern.“

Berglöwen, hierzulande besser bekannt unter dem Namen Puma, sind kräftige wie bewegliche Katzen. Sie gelten als Einzelgänger und scheu. Ihre Zahl wurde in Nord- und Südamerika vom Menschen drastisch reduziert. Die Ureinwohner des Kontinents schätzen sie, verbinden mit ihnen Stärke, Treue, Mut. „Die Berglöwin“ (im Original „The Mountain Lion“) heißt der 1947 erschienene Roman der amerikanischen Pulitzer-Preisträgerin Jean Stafford (1915 – 1979), den es dank einer Neuübersetzung nun neu zu entdecken gibt und in dem die schöne Katze eine symbolische Bedeutung erhält. „Jean Stafford – „Die Berglöwin““ weiterlesen

Claire Lombardo – „Der größte Spaß, den wir je hatten“

„Man ist nicht der Grund für das Glück der Eltern, sondern dafür zuständig, dass sie trotzdem glücklich sind.“

Ein gesundes Bauchgefühl kann uns vor schlechten Entscheidungen bewahren. Unser Instinkt schützt uns davor, in gewissen Situationen etwas Falsches zu machen und unter anderem auch davor – der Leseerfahrung sei dank – ein Buch in die Hand zu nehmen, Zeit mit ihm zu verbringen und zu vergeuden, das uns nicht gefallen wird. Da war dieser dicke Roman. Ein Debüt, das Buch einer jungen Amerikanerin. Auf dem Umschlag lobende Worte, sogar von dem mir sehr geschätzten Pulitzer-Preisträger Richard Russo. Ich war skeptisch! Schob die Lektüre vor mir her. Bis ich „Der größte Spaß, den wir je hatten“ von Claire Lombardo schließlich doch las und die Erfahrung machte, dass das Bauchgefühl manchmal auch komplett daneben liegen kann. „Claire Lombardo – „Der größte Spaß, den wir je hatten““ weiterlesen

Linde Hagerup „Ein Bruder zu viel“

„Aber manchmal muss man Dinge tun, von denen man nicht gewusst hat, dass sie möglich sind.“

Manchmal kann die Welt furchtbar gemein und doof sein. Nämlich dann, wenn sich alles und jeder sich gegen einen verschworen hat. Sara hat dieses Gefühl. Dabei war doch bis vor Kurzem alles prima, ja bestens. Mit ihren Eltern, ihrer älteren Schwester Emilie und in der Schule. Doch dann tritt der kleine Steinar in ihr Leben und das ihrer Familie und krempelt dieses von Grund auf komplett um. Die Norwegerin Linde Hagerup hat mit ihrem Kinderbuch „Ein Bruder zu viel“ ein warmherziges, mal heiteres, mal melancholisches Werk geschrieben – für sowohl jüngere als auch ältere Leser.

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Eine Suche – Florian Wacker „Stromland“

„Alle suchen sie hier draußen nach etwas, (…).“

Würden wir für einen geliebten Menschen, um die sprichwörtliche halbe Welt reisen, in ein Land, das sich vom eigenen, vertrauten so grundsätzlich unterscheidet wie der Norden vom Süden? Würden wir es wirklich tun – in die Fremde ziehen, in eine unbekannte Welt? Irina wagt es, wobei die junge Frau nicht einmal weiß oder nur ahnen kann, wo sie suchen soll. Sie macht sich auf nach Peru, in das weite wilde Gebiet des Amazonas, um ihren Zwillingsbruder Thomas zu finden. Über diese Reise nach Südamerika, über Eroberer und Entdecker, die schon weit vor ihr das Land erreicht haben, erzählt Florian Wacker in seinem Roman „Stromland“, der auf wunderbare Weise verschiedene Zeiten zusammenführt.    „Eine Suche – Florian Wacker „Stromland““ weiterlesen

Jesmyn Ward „Singt, ihr Lebenden und ihr Toten, singt“

„Hier ist von Glück keine Spur.“

Ein Blick auf die Liste der Gewinner des National Book Awards macht eines deutlich: Es gibt nicht viele Schriftsteller, die diese neben dem Pulitzerpreis renommierteste literarische Auszeichnung in den USA gleich mehrfach erhalten haben. Dazu zählen Autoren mit Rang und Namen wie William Faulkner, Philip Roth, John Updike oder Saul Bellow, deren Werke heute zu den Klassikern der amerikanischen Literatur zählen. Doch nur eine Frau ist dies ebenfalls gelungen: Jesmyn Ward. Nach ihrem Roman „Vor dem Sturm“ (Verlag Antje Kunstmann)  bekam sie für ihr aktuelles Werk „Singt, ihr Lebenden und ihr Toten, singt“ erneut den Award. Und das zu Recht. „Jesmyn Ward „Singt, ihr Lebenden und ihr Toten, singt““ weiterlesen

Zwillinge – Sasha Marianna Salzmann „Außer sich“

„(…) aber Hoffnung ist ja nichts, was da ist, um erfüllt zu werden, (…).“

Was macht eine Person zu der, der sie ist? Die Familie und Sprache, Erfahrungen und Erlebnisse, gesellschaftliche wie soziale Normen, eigene oder fremde Ansprüche? Ist es nicht so, dass wir uns in stets und ständig wandeln, äußerlich wie innerlich, Häute abstreifen wie eine Schlange, überkommene Vorstellungen über Bord werfen. So wird aus Alissa Ali, aus der jungen Frau ein Mann, die Stimme wird tiefer, die Bartstoppeln sprießen. Die Heldin in dem Romandebüt der Berlinerin Sasha Marianna Salzmann „Außer sich“ befindet sich auf einer zweifachen Suche: auf der nach ihrem Zwillingsbruder Anton und nach sich selbst. „Zwillinge – Sasha Marianna Salzmann „Außer sich““ weiterlesen

Zwillinge – Pat Barker „Tobys Zimmer“

„Aber Trauer ist etwas Seltsames, Unbändiges.“

Der Erste Weltkrieg von 1914 bis 1918 kostete rund 900.000 englischen Soldaten der British Army das Leben. Sowohl jene, die einen Sohn, einen Enkel, einen Bruder verloren haben, waren von dem Verlust gezeichnet, als auch jene zwei Millionen Verletzte, die verstümmelt oder mit körperlichen wie seelischen Wunden in die Heimat zurückgekehrt waren. Von beiden Seiten erzählt die englische Schriftstellerin Pat Barker in ihrem Roman „Tobys Zimmer“, der auf der Grundlage realer Geschehnisse zudem von der Beziehung zwischen Kunst und Krieg zu berichten weiß. „Zwillinge – Pat Barker „Tobys Zimmer““ weiterlesen