Mathijs Deen – „Der Taucher“

„All die Väter“, sagt er. „Diese Hilflosigkeit.“

Er ist wieder zurück. Und er ist nicht allein. In „Der Holländer“ hatte er seinen ersten großen Auftritt, nun muss Liewe Cupido den nächsten Fall aufklären. Vor der nordfriesischen Insel Amrum in der Deutschen Bucht stößt die Besatzung des niederländischen Bergungsschiffes „Freyja“ auf einen toten Taucher – in einer speziellen Körperhaltung verharrt und mit Handschellen an das Wrack des seit 1950 verschollenen Schiffes „Hanna“ gefesselt, das Unmengen an Kupferplatten an Bord hat. Für den wortkargen Kriminalbeamten beginnt eine Zeit des Reisens – von Küste zu Küste, von Land zu Land. Und oft mit dabei seine Hündin Vos, die Mathijs Deen im zweiten Band der Reihe an die Seite seines Helden stellt.

„Mathijs Deen – „Der Taucher““ weiterlesen

Janina Ramirez – „Femina“

„Ob nun vergessen, übersehen oder absichtlich herausgeschrieben – es ist ein Wunder, dass überhaupt weibliche Stimmen erhalten geblieben sind.“ 

Femina – so hießen im Mittelalter Randnotizen, die in Büchern auf Texte hinwiesen, die von Frauen verfasst worden sind. Dabei sind weibliche Stimmen im Lauf der Jahrhunderte bewusst unterdrückt oder gar entfernt worden, wird die bis heute andauernde Sicht auf die damalige Zeit ihnen nicht wirklich gerecht. Die britische Kulturhistorikern sowie Literatur- und Sprachwissenschaftlerin Janina Ramirez wirft in ihrem großartigen Buch „Femina“ einen anderen Blick auf das Mittelalter und konzentriert sich auf Frauenfiguren, die sehr wohl Einfluss hatten – ob politisch, kulturell oder religiös. Ihr Werk ist dabei eine Reise durch die Jahrhunderte und durch weite Teile Europas und zeichnet eine mittelalterliche Welt, die kosmopolitisch, mobil und offen war.

„Janina Ramirez – „Femina““ weiterlesen

Alba de Céspedes – „Das verbotene Notizbuch“

„Wann sind wir wahrhaftig wir selbst?“

Bereits mit dem Kauf überschreitet sie ganz bewusst eine Grenze. An einem Sonntag im November entdeckt Valeria beim Tabakhändler ein Notizbuch. Mit all ihren Überredungskünsten überzeugt sie ihn, ihr schließlich doch den schlichten Band auszuhändigen, obwohl er sonntags nur Tabak verkaufen darf, der letztlich in Form von Zigaretten auch das eigentliche Ansinnen Valerias war, das Haus an jenem Morgen zu verlassen. Das Notizbuch und das Schreiben verändern fortan das Leben der Ehefrau und zweifachen Mutter. Mit „Das verbotene Notizbuch“ hat die kubanisch-italienische Schriftstellerin Alba de Céspedes (1911-1997) einen zeitlosen Klassiker über eine Frau und das verzweifelte Ringen um Selbstbestimmung geschrieben, der in einer Neuübersetzung von Verena von Koskull nun wieder entdeckt werden kann.

„Alba de Céspedes – „Das verbotene Notizbuch““ weiterlesen

Toine Heijmans – „Der unendliche Gipfel“

„Hier oben zu sein, hat keine Bedeutung – das zu begreifen, ist das Schwierigste.“

Was treibt Menschen an, die höchsten Gipfel unserer Erde zu besteigen? Trotz der Strapazen, trotz der Gefahren? Nicht wenige haben ihre (Sehn)sucht nach den Bergen mit ihrem Leben bezahlt. Über eine spezielle Männerfreundschaft, die Berge und das Bergsteigen hat der Niederländer Toine Heijmans einen großartigen Roman geschrieben. „Der unendliche Gipfel“ erteilt dem Leser einige Lektionen – zur Geschichte des Kletterns und in Sachen Demut.

„Toine Heijmans – „Der unendliche Gipfel““ weiterlesen

David Hewson – „Garten der Engel“

„Man sollte eine Geschichte nie beurteilen, bevor sie nicht zu Ende ist.“

Paolo Uccelo bleibt nicht mehr viel Lebenszeit. Er liegt im Krankenhaus, weiß, seine Tage sind gezählt. Bald wird er mit dem Boot seine letzte Reise auf die Friedhofsinsel San Michele antreten. Doch vor seinem Tod gibt er seinem Enkel Nico in regelmäßigen Abständen Umschlag für Umschlag seine Aufzeichnungen. Ein Vermächtnis, das letztlich ein Jahrzehnte lang gehütetes Familiengeheimnis offenbart und in die Zeit führt, als Venedig 1943 von den Deutschen besetzt wurde und Paolo einem Geschwisterpaar Zuflucht bot. In seinem Roman „Garten der Engel“ erzählt der britische Schriftsteller David Hewson von einem besonderen Kapitel venezianischer Historie und welchen Einfluss geschichtliche Ereignisse und Erinnerungen auf das Leben folgender Generationen haben.

„David Hewson – „Garten der Engel““ weiterlesen

Dirk Schümer – „Die schwarze Rose“

„Wer, dachte ich, hat je entschieden, wem ein Baum oder ein Stein, ein Acker oder ein Mensch gehört?“

Bereits in den ersten Jahren Millionen Mal verkauft, wenige Jahre nach seinem Erscheinen erfolgreich verfilmt, von der französischen Tageszeitung Le Monde zu einem der besten Bücher des 20. Jahrhunderts gekürt: „Der Name der Rose“, Umberto Ecos Debüt als Romanschriftsteller und zugleich Weltbestseller, 1980 in Italien erschienen, kennen sicherlich sehr viele; und wenn auch nur dem Namen nach. Eine Wiederbegegnung mit William von Baskerville, dem weisen Franziskaner-Mönch, beschert Dirk Schümer mit seinem Roman „Die schwarze Rose“, der ähnlich wie Ecos Klassiker von einem Meister und seinem Novizen sowie von einer Mordserie erzählt. Unterschiede zwischen beiden Büchern gibt es trotzdem.

„Dirk Schümer – „Die schwarze Rose““ weiterlesen

Christine Wolter – „Die Alleinseglerin“

„Da lag das Boot, der Renommierkahn, das Prachtschiff, seine Tollheit.“

Neun Meter lang, zweieinhalb Meter breit. Eine kleine fahrende Insel zwischen Himmel und Wasser, in Bewegung versetzt dank der Kraft des Windes. Drache nennt sich das Segelboot, das Almut von ihrem Vater übernimmt. Was zuerst eine finanzielle wie seelische Last ist, wird später zu einem Sehnsuchtsort, an den sie in ihren Erinnerungen und Gedanken immer wieder zurückkehrt. Da ist sie bereits in Mailand, Tausende Kilometer von jenem brandenburgischen See entfernt, auf dem sie mit Freunden oder allein auf dem Drachen ihre Bahnen zog. Mit einer Neuausgabe holt der Ecco Verlag den einstigen DDR-Bestseller „Die Alleinseglerin“ von Christine Wolter aus der literarischen Versenkung. Eine großartige Wiederentdeckung aus vielerlei Gründen.

„Christine Wolter – „Die Alleinseglerin““ weiterlesen

Eva Björg Ægisdóttir – „Verschwiegen“

„Unter der Oberfläche brodelt so einiges.“

Elmas Rückkehr ist nicht die einzige. Eine zweite Frau taucht nach einigen Jahren wieder überraschend in Akranes auf. Wenig später wird ihre Leiche am alten Leuchtturm entdeckt, der für Kinder Spielplatz, für junge Paare ein Liebesnest ist. Für Elma ist der Mord der erste Fall als Polizistin in dem beschaulichen Ort an der Westküste Islands. Hier ist sie aufgewachsen, hierher ist sie nach Jahren in Reykjavík und nach dem Ende einer langjährigen Beziehung wieder zurückgekehrt. „Verschwiegen“ ist der Auftakt der neuen Krimi-Reihe der isländischen Autorin Eva Björg Ægisdóttir, für den sie nicht nur in ihrem Heimatland ausgezeichnet wurde.

„Eva Björg Ægisdóttir – „Verschwiegen““ weiterlesen

Tina Pruschmann -„Bittere Wasser“

„Es bleiben so komische Sachen übrig, wenn ein Land verschwindet.“

Sie hießen Busch, Berolina und Aeros. Mit Mann und Maus und Manege tourten sie einst durch ein Land, das es heute nicht mehr gibt, – und darüber hinaus in ganz Europa und Übersee. 1960 wurde in der DDR der Staatszirkus als Volkseigener Betrieb mit seinen drei „Betriebsteilen“ gegründet. Mehr als 60 Jahre danach widmet die Leipzigerin Tina Pruschmann sich in ihrem eindrücklichen Roman „Bittere Wasser“ diesem spannenden Kapitel. Und mehr noch: Zugleich schreibt sie über die bewegte Geschichte eines Dorfes im Erzgebirge zwischen Bergbau und Kurerholung. Eine besondere Kombination, die fasziniert.

„Tina Pruschmann -„Bittere Wasser““ weiterlesen

Backlist #20 Gaito Gasdanow – „Nächtliche Wege“

„Platon, das ist unerträglich.“

Nicht nur Debüts und Neuerscheinungen bekannter Autoren sorgen Jahr für Jahr für gespannte Aufregung. Erwartungsvoll schaue ich immer wieder in die Vorschauen mit der Hoffnung auf Wiederentdeckungen. Welche Schätze in den vergangenen Jahren gehoben werden konnten und welche Folgen sie auf den Buchmarkt haben, wären wohl ein interessantes Thema für eine wissenschaftliche Arbeit; wenn es sie vielleicht nicht schon gibt. 2012 trat ein Autor ins Rampenlicht, dessen Werke nach und nach wieder ins Bewusstsein gebracht worden sind: der russische Schriftsteller Gaito Gasdanow (1903-1971), der den neuerlichen Ruhm und die breite Rezeption, die bis heute anhält allerdings nicht mehr erleben durfte.

„Backlist #20 Gaito Gasdanow – „Nächtliche Wege““ weiterlesen