Familiengeheimnis – Paul Baeten Gronda „Straus Park“

„Seit drei Generationen hatte seine Familie diese Fassade im Blick. Sauber, beständig, leblos.“ 

Amerika wurde über Jahrhunderte für unzählige jüdische Familien zu einer zweiten Heimat. Sei es, um der Armut zu entfliehen, sei es, um den Pogromen und Verfolgungen zu entkommen. Heute leben schätzungsweise acht Millionen Juden in den USA. Amos Grossmanns Großeltern Charlotte und Markus gelingt es, untergetaucht in Amsterdam, nahezu unbeschadet das Dritte Reich und den Zweiten Weltkrieg zu überstehen und am Ende des Krieges in die USA zu emigrieren. Was der Enkel der vermögenden Familie allerdings zuerst nicht weiß, ist, dass ihre Flucht noch einen ganz anderen Grund hat.       „Familiengeheimnis – Paul Baeten Gronda „Straus Park““ weiterlesen

Begleiter – Gerbrand Bakker „Jasper und sein Knecht“

„Am schönsten ist das Gefühl, dass ich etwas zurückbekomme, das zerstört zu sein schien.“

Die aktuelle Literatur scheint einen neuen Trend zu pflegen: Schriftsteller schreiben über sich, ihr kreatives Leben und den Literaturbetrieb, ihre Bewährungsproben im Alltag, ihr Innerstes. Den Namen Karl Ove Knausgård braucht man an dieser Stelle wohl nicht zu erklären. Sowohl Fans als auch Kritiker werden sich in jenem Punkt einig sein, dass er mit seiner sechsbändigen „Min kamp“-Reihe – der letzte Teil soll im kommenden Jahr im Luchterhand Verlag erscheinen – die Form des autobiografischen Schreibens wieder in das Bewusstsein gebracht hat. Thomas Melles Buch „Die Welt im Rücken“ (Rowohlt) steht ein weiteres Werk mit autobiografischen Zügen auf der Shortlist des diesjährigen Deutschen Buchpreises. Nun Gerbrand Bakker, der sich in diese kurze Aufzählung einreiht und der in seinem neuesten Band „Jasper und sein Knecht“ ebenfalls über seine Depression schreibt. „Begleiter – Gerbrand Bakker „Jasper und sein Knecht““ weiterlesen

Zuflucht und Zuhause – Bettina Baltschev „Hölle und Paradies“

„Es klingt fast, als lasse man sich auch im Exil die gute Laune nicht verderben, doch wie viel davon ist Fassade?“ 

Die Reihe der Romane im Anhang des Buches erinnert an eine Lektüre-Liste aus dem Germanistik-Studium, vielleicht aus einem Seminar zur deutschen Literatur der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Große Namen werden aufgezählt: Joseph Roth, Klaus Mann, Irmgard Keun, Lion Feuchtwanger, Jakob Wassermann, Arnold Zweig, Alfred Döblin. Sie alle haben nach Hitlers Machtergreifung im Jahr 1933 Deutschland verlassen. Überall auf der Welt verstreut, haben ihre Bücher indes ein gemeinsames Zuhause gefunden: den in Amsterdam ansässigen Querido Verlag, dessen Geschichte und Verdienste Bettina Baltschev in ihrem Band „Hölle und Paradies. Amsterdam, Querido und die deutsche Exilliteratur“ erzählt. „Zuflucht und Zuhause – Bettina Baltschev „Hölle und Paradies““ weiterlesen