Cesare Pavese „Der Mond und die Feuer“

„(…) die Welt hatte mich verändert.“

Nach mehr als 20 Jahren ist die Welt eine andere. Der furchtbare Krieg, in dem unzählige Menschen ihr Leben ließen, hat endlich ein Ende gefunden. Anguilla kehrt in seine Heimat zurück. War er noch ein junger Mann, als er in den 1920er-Jahren sein Dorf im Piemont verlassen und sich gen Amerika eingeschifft hat, ist er nun älter und erfahrener geworden. Seine neuen Erlebnisse mischen sich mit seinen Erinnerungen. Der letzte Roman des  preisgekrönten italienischen Schriftstellers Cesare Pavese ist ein stilles, von einer berührenden Melancholie umgebenes Buch, in dem es jedoch brodelt.

„Cesare Pavese „Der Mond und die Feuer““ weiterlesen

Maya Angelou „Ich weiß, warum der gefangene Vogel singt“

„Was immer Schwarze anderen Schwarzen gaben, der Spender hatte es ebenso bitter nötig wie der Empfänger.“ 

Es gibt Bücher, die bleiben im Gedächtnis von Generationen. Ihr jeweiliger Name und ihre Bedeutung werden weiter getragen. Ein gewisser, unbeschreiblicher Glanz umgibt sie. Und trotz ihres Ruhmes gibt es noch immer Leser, die noch nicht der großen Fangemeinde angehören. Ich selbst lernte Maya Angelou und ihr Buch „Ich weiß, warum der gefangene Vogel singt“ überhaupt erst dank zweier Zufälle kennen. Den Band entdeckte ich beim Stöbern in meiner Lieblingsbuchhandlung. Doch bekanntlich müssen gekaufte Bücher bis zur ihrer Lektüre oftmals ein wenig schmoren; es braucht den günstigen Zeitpunkt, die günstige Stimmung oder eben einen bestimmten Anlass. Der kam recht schnell mit dem Start des virtuellen Lesekreises #54reads, der das Werk der Afroamerikanerin zur Januar-Lektüre bestimmt hatte. „Maya Angelou „Ich weiß, warum der gefangene Vogel singt““ weiterlesen

Begegnung – Marie Nimier „Der Strand“

„Von dem Augenblick, da sie versteht, dass sie existiert, allein, der Natur zugewandt.“

Das Meer – Sehnsuchtsziel, Ort der Erinnerungen. Es gibt wohl kaum einen Menschen, den die weite Wasserlandschaft mit ihren intensiven Zusammenwirken der Elemente nicht geprägt hat. In der Kindheit mit ihren Entdeckungen, mit immer wiederkehrenden Reisen und langen Spaziergängen am Strand. Auch die Protagonistin im neuen Roman der Französin Marie Nimier ist dem Meer zugewandt. Nach einer ersten Reise mit ihrem Partner fährt sie nach wenigen Jahren per Fähre abermals auf  jene Insel und mit dem Bus wieder an jenen Strand, an dem sie gemeinsam mit ihrer früheren Liebe einige Tage verbracht hat. Doch die erneute Tour an jenen Ort verläuft anders als gedacht. „Begegnung – Marie Nimier „Der Strand““ weiterlesen

Von Stimme und Lampenfieber – Warum ich vorlese

Denke ich an meine Kindheit zurück, fallen mir vor allem natürlich das Lesen und das Verschwinden in den geliebten Büchern und Geschichten ein. Aber es gab da noch eine andere Szene: Ich mit der Haarbürste in der Hand „singe“ einen Hit der Pet Shop Boys. Warum nun gerade die Pet Shop Boys kann ich nicht genau sagen. Aber ich gab jedenfalls als Sängerin in meinem Playback mein Bestes. Gestenreich sprang und tanzte ich in meinem Kinderzimmer umher, die Bürste als Mikrofon vor meinem Gesicht. Warum ich nicht wirklich sang, bis heute nur allein meist während des Autofahrens, liegt daran, dass ich meine Stimme, ihre Tonlage und den sächsischen Akzent, in den ich immer noch leicht verfalle, nicht wirklich mochte und bis heute nicht wirklich mag. Auch das obligatorische Sprechtraining während meines Studiums hat mir nicht geholfen, ein A eben wie ein A auszusprechen und nicht wie ein Zwischending von A und O.

„Von Stimme und Lampenfieber – Warum ich vorlese“ weiterlesen

Familie – Vicente Valero „Die Fremden“

„Keine Biografie, mag sie noch so kurz sein, ist frei von Labyrinthen – wer sie betritt, läuft Gefahr, nie mehr herauszufinden.“

Es gibt sie wohl in jeder Familie: Verwandte, die die Heimat verlassen, ein besonderes Leben in der Ferne geführt haben, die in den Gesprächen zu Familienfeiern immer wieder erwähnt werden, aber für die meisten trotzdem ob der Entfernung fremd geblieben sind. Der spanische Autor Vicente Valero nähert sich in seinem Roman „Die Fremden“ diesen Phänomen an. Gleichzeitig ist sein Werk eine Hommage an das Familienleben und seine Heimatinsel Ibiza. „Familie – Vicente Valero „Die Fremden““ weiterlesen

Spuren – Anne von Canal „White Out“

„Die Vergangenheit ist nicht abgeschlossen, sie ist noch in Bewegung.“

Von einem Eisberg sind nur ein Fünftel bis ein Achtel zu sehen, der überwiegende Teil des Kolosses liegt unter der Wasseroberfläche. Er ist ein beliebtes symbolisches Bild und kann wohl auch bemüht werden, wenn es um Dinge geht, die wir unterschätzen. Unterschätzt werden oft die Wirkungen von Erinnerungen. Sie sind das große Thema in dem neuen Roman von Anne von Canal mit dem Titel „White Out“, und dieser führt ins ewige Eis: in die Antarktis. „Spuren – Anne von Canal „White Out““ weiterlesen