Samantha Schweblin – „Hundert Augen“

„Was für eine Art Leben führte Mister wohl auf der anderen Seite?“

Sie schnurren, surren, quieken. Sie haben eine tierische Gestalt angenommen, sind Krähe, Maulwurf, Kaninchen oder auch Drache. Sie bewegen sich auf Rollen und beobachten mit Hilfe einer Kamera ihre Besitzer. Wenn ihr Akku leer ist, „sterben“ sie. Kentukis, die auch über Mikrofon, Lautsprecher und ein Übersetzungsprogramm verfügen, verbreiten sich nach und nach auf der ganzen Erde. In ihrem Roman „Hundert Augen“ erzählt Samantha Schweblin von einem zuerst faszinierenden, schließlich jedoch erschreckenden Phänomen, das unserer technisierten und virtuellen Gegenwart sehr nah ist.  „Samantha Schweblin – „Hundert Augen““ weiterlesen

Intelligenz – Andreas Brandhorst „Das Erwachen“

„Würden sie die Menschen für eine intelligente Spezies halten? Wenn man bedenkt, welches Chaos wir auf der Erde anrichten?“

Wir kommunizieren via Internet.  Apps helfen uns, die Heizung zu regulieren, Bestellungen zu machen, Geld zu überweisen. Die Welt ist miteinander vernetzt und wir mit ihr. All das nehmen wir mittlerweile selbstverständlich hin. In einigen Jahrzehnten werden die digitalen Möglichkeiten wohl noch raumgreifender sein. Doch was geschieht, wenn der Mensch die Herrschaft über seine eigene Technik verliert, weil eine sogenannte Maschinenintelligenz entsteht? Andreas Brandhorst hat über dieses mögliche Zukunftsszenario einen beklemmenden und spannenden Roman geschrieben, der zugleich schildert, wie beängstigend abhängig die Menschheit bereits von der vernetzten digitalen Welt ist – in all nur erdenklichen Lebensbereichen.  „Intelligenz – Andreas Brandhorst „Das Erwachen““ weiterlesen

Mensch und Nichtmensch – Martin Walker „Germany 2064“

„Wir spielen Gott, indem wir empathische Wesen hervorbringen, mit denen wir Beziehungen eingehen und für die wir auch Zuneigung entwickeln können. Wir vertrauen ihnen unsere Kranken und unsere Alten an. Als deren Schöpfer tragen wir Verantwortung für sie.“

Der Blick in die Zukunft gleicht nicht der Tagträumerei. Wenn wir gut träumen, uns in Gedanken Wünsche erfüllen, hoffen wir vor allem. Dabei blenden wir aus, dass sich die Dinge anders, sich auch negativ entwickeln können. Martin Walkers Blick in die Zukunft in seinem neuesten Werk „Germany 2064“ hält befürchtete, aber auch überraschende Prognosen bereit – in einem Roman, der in einer spannenden Mischung Thriller und Prophezeiung vereint.   „Mensch und Nichtmensch – Martin Walker „Germany 2064““ weiterlesen

Zwei Welten – Georg Klein „Die Zukunft des Mars“

„Und wenn das dumpf Gefühlte helle Wirklichkeit errungen habe, sei auf einen immer schon furchtsam Gewesenen eher Verlass als auf die vielen, die sich von ihrem Tun sorglos durch die Tage treiben ließen.“

Irgendwann in unserer Zeit. Die Menschen leben auf dem Mars. Über und unter der Oberfläche des roten Planeten. Die Bewohner der Kolonie teilen sich in Gruppen, je nach Art ihrer Beschäftigung. Sie sind Allesmacher oder Altfinder, Neubastler oder Nothelfer. Einer von den Samaritern ist Porrporr. Der junge Mann hilft allerdings nicht nur Mitmarsianern, die verletzt worden sind. Er hat sich dank des weisen Smosmo das Lesen und Schreiben angeeignet, Fähigkeiten, die auf dem Mars schon seit langem verschwunden und zudem verboten sind. „Zwei Welten – Georg Klein „Die Zukunft des Mars““ weiterlesen

Spatz auf Abwegen – Reif Larsen "Die Karte meiner Träume"

„Ist es möglich, den gesamten Inhalt der Welt zu sammeln? Und wenn man die ganze Welt in seiner Sammlung hat, ist es dann noch eine Sammlung?

Eine Buchbesprechung sollte immer dem Objekt angemessen sein. Über einen Klassiker in der schönsten Jugendsprache voller Anglizismen und Abkürzungen zu schreiben, würde dem Sprachgefühl des Autors wohl nicht gerecht werden. Ein Manga-Comic in Form eines Sonetts zu besprechen, ist auch der falsche Weg. Aber im Falle dieses Buches, um das an dieser Stelle geht, müsste ich Karten zeichnen, an den Seiten mit krakeliger Handschrift Kommentare versehen und lange Pfeile ziehen. Damit stoße ich jedoch an die Grenzen meiner Möglichkeiten. Deshalb versuche ich trotz allem, „Die Karte meiner Träume“ von Reif Larsen in der bekannten Art und Weise vorzustellen. Und zwar (leider) nur mit Worten. „Spatz auf Abwegen – Reif Larsen "Die Karte meiner Träume"“ weiterlesen