Lesen und Lernen am Fjord – Zu Besuch in der Deichman-Bibliothek in Oslo

Das erste Ziel einer Reise ist meistens ein besonderes. Nach der Ankunft und dem Check-in im Hotel führen mich meine Wege in Oslo zum Ann-Cath. Vestlys plass. Den Fjord und das spektakuläre Opern-Gebäude im Rücken betrete ich die neue Deichman-Bibliothek. Durch die gläserne Fassade schimmert warm das Licht. Bereits am Nachmittag setzt Anfang Dezember die Dämmerung ein. Schnell stellen sich ein Gefühl und ein besonderer Gedanke ein: Diesen Ort möchtest du am liebsten nicht mehr verlassen. Im Juni 2020 eröffnet, legt die Einrichtung in Sachen Bibliothekswesen in Europa die Messlatte hoch. 2021 wurde sie von der International Federation of Library Associations and Institutions (IFLA) zur „Public Library of the Year“ gekürt. Weshalb wird nur nach wenigen Minuten klar.      „Lesen und Lernen am Fjord – Zu Besuch in der Deichman-Bibliothek in Oslo“ weiterlesen

Vom Suchen und Finden – Reinhard Stöckel „Der Mongole“

„Wo Vergehen ist, ist auch Beginn.“

Irgendwann in naher Zukunft. Drohnen bringen die Post und liefern die bestellten Einkäufe aus dem Supermarkt bequem nach Hause. Künstliche Intelligenz hat Einzug gehalten in Verwaltungen. Die Wölfe stehen nicht mehr unter Schutz. Der Wissenschaftler Radik kommt in die Lausitz, um im Auftrag seines Vorgesetzten die Raubtiere zu beobachten. Dabei richtet sich die Aufmerksamkeit des Biologen auf ein ganz anderes Geschöpf: auf den stark gefährdeten Sonnentau, eine fleischfressende Pflanze. Doch Radik ahnt nicht, dass seine Forschungsreise auch eine Reise in die Geschichte seiner Familie bedeutet.  „Vom Suchen und Finden – Reinhard Stöckel „Der Mongole““ weiterlesen

Abstieg – Lionel Shriver „Eine amerikanische Familie“

„Alles hat mit allem zu tun.“

Es kann schon erschreckend sein, wenn in Deutschland innerhalb eines Jahres zwei Romane erscheinen, die in die Zukunft der USA blicken und eine unheilvolle, ja düstere Zeit beschreiben. Erzählt Omar El Akkad in seinem Roman „American War“ von Krieg und Zerstörung, Hass und Terrorismus, wendet sich die amerikanische Autorin Lionel Shriver einem ganz anderen Thema zu: dem Verfall des Dollars, Inflation und damit dem Abstieg weiter Teile der amerikanischen Bevölkerung.  „Abstieg – Lionel Shriver „Eine amerikanische Familie““ weiterlesen

Intelligenz – Andreas Brandhorst „Das Erwachen“

„Würden sie die Menschen für eine intelligente Spezies halten? Wenn man bedenkt, welches Chaos wir auf der Erde anrichten?“

Wir kommunizieren via Internet.  Apps helfen uns, die Heizung zu regulieren, Bestellungen zu machen, Geld zu überweisen. Die Welt ist miteinander vernetzt und wir mit ihr. All das nehmen wir mittlerweile selbstverständlich hin. In einigen Jahrzehnten werden die digitalen Möglichkeiten wohl noch raumgreifender sein. Doch was geschieht, wenn der Mensch die Herrschaft über seine eigene Technik verliert, weil eine sogenannte Maschinenintelligenz entsteht? Andreas Brandhorst hat über dieses mögliche Zukunftsszenario einen beklemmenden und spannenden Roman geschrieben, der zugleich schildert, wie beängstigend abhängig die Menschheit bereits von der vernetzten digitalen Welt ist – in all nur erdenklichen Lebensbereichen.  „Intelligenz – Andreas Brandhorst „Das Erwachen““ weiterlesen

Mehr als Honig – Maja Lunde „Die Geschichte der Bienen“

„Ich blieb sitzen und betrachtete die Bienen, ihre Ausdauer, ihr ewiges Hin und Her, sie befanden sich niemals im Stillstand. Nicht, ehe ihre Flügel rissen.“ 

Laut Albert Einstein bleiben der gesamten Menschheit nur noch vier Jahre Lebenszeit, nachdem die letzte Biene gestorben ist. Ein bekanntes Zitat, das sowohl die Bedeutung dieser Insekten beschreibt als auch eine Bedrohung vor Augen führt. Doch leider gibt es noch immer Menschen, die womöglich aus Unkenntnis heraus die Rolle der Biene auf die Produktion von Honig reduzieren, statt gerade ihre Bestäubungsleistung zu betrachten, mit der sie zu den wichtigsten Nutztieren der Welt zählt. Schon seit einigen Jahren wird vor einem Bienen-Sterben gewarnt – weil Imker von einem Tag auf den nächsten ganze Völker verlieren, weil sich allgemein die Zahl der Insekten Jahr für Jahr reduziert. Zu den warnenden Stimmen zählt auch die norwegische Autorin Maja Lunde, die mit ihrem Roman „Die Geschichte der Bienen“ bereits viel Aufmerksamkeit erfahren und den Buchhändler-Preis ihres Landes erhalten hat. „Mehr als Honig – Maja Lunde „Die Geschichte der Bienen““ weiterlesen

Welt von morgen – Lauren Beukes „Moxyland“

„Die Angst muss gemanagt werden. Die Angst muss kontrolliert werden. Wie die Menschen.“

Die Welt von morgen braucht gar nicht so unbekannt zu sein. Denn die Gegenwart ist bereits ein Teil von ihr. Kapstadt 2018: Konzerne operieren weltweit. Das Handy bestimmt das Leben und den Alltag. Werbung  begleitet den Menschen nahezu 24 Stunden lang tagaus tagein. Kleine fahrende Roboter beseitigen den Schmutz in den Wohnungen. All das kennen wir schon. Lauren Beukes dreht am Rad der Zeit nur ein Stück weiter und entwirft in ihrem Debütroman „Moxyland“ ein Zukunftsszenario, das sich zu einer erschreckenden Vision entwickelt und Warnung zugleich ist.   „Welt von morgen – Lauren Beukes „Moxyland““ weiterlesen

Mensch und Nichtmensch – Martin Walker „Germany 2064“

„Wir spielen Gott, indem wir empathische Wesen hervorbringen, mit denen wir Beziehungen eingehen und für die wir auch Zuneigung entwickeln können. Wir vertrauen ihnen unsere Kranken und unsere Alten an. Als deren Schöpfer tragen wir Verantwortung für sie.“

Der Blick in die Zukunft gleicht nicht der Tagträumerei. Wenn wir gut träumen, uns in Gedanken Wünsche erfüllen, hoffen wir vor allem. Dabei blenden wir aus, dass sich die Dinge anders, sich auch negativ entwickeln können. Martin Walkers Blick in die Zukunft in seinem neuesten Werk „Germany 2064“ hält befürchtete, aber auch überraschende Prognosen bereit – in einem Roman, der in einer spannenden Mischung Thriller und Prophezeiung vereint.   „Mensch und Nichtmensch – Martin Walker „Germany 2064““ weiterlesen

Der Anfang vom Ende – Peter Høeg „Der Susan-Effekt“

„Mit den tieferen wissenschaftlichen Wahrheiten ist es wie mit der Ehrlichkeit: Sie müssen mit Maß dosiert werden.

Die Zeiten, in denen die Zukunft mit einem Blick in den Kaffeesatz oder die Glaskugel gelesen wird, sind vergessen. In Dänemark ist eine Kommission aus Experten verschiedener Gebiete ins Leben gerufen worden. Ihre Prognosen für die Zukunft haben eine hohe Trefferquote, erfüllen sich nahezu immer; ob es um politische Umbrüche oder Naturkatastrophen geht. Doch mehr als 40 Jahre nach der Gründung werden deren Mitglieder getötet. Susan Svendsen entdeckt nicht nur die erste Leiche. Die 43-jährige Experimentalphysikerin ist mit ihrem Mann und den beiden Kindern Thit und Harald mittendrin in diesem rätselhaften Geschehen auf der Suche nach dem Abschlussbericht des besonderen Gremiums. Den der ist die Währung, um sich nach heiklen Vorfällen in Indien, wohin die ganze Familie gereist war, aus drohenden Gefängnisstrafen „freizukaufen“.  „Der Anfang vom Ende – Peter Høeg „Der Susan-Effekt““ weiterlesen