Claire Lombardo – „Der größte Spaß, den wir je hatten“

„Man ist nicht der Grund für das Glück der Eltern, sondern dafür zuständig, dass sie trotzdem glücklich sind.“

Ein gesundes Bauchgefühl kann uns vor schlechten Entscheidungen bewahren. Unser Instinkt schützt uns davor, in gewissen Situationen etwas Falsches zu machen und unter anderem auch davor – der Leseerfahrung sei dank – ein Buch in die Hand zu nehmen, Zeit mit ihm zu verbringen und zu vergeuden, das uns nicht gefallen wird. Da war dieser dicke Roman. Ein Debüt, das Buch einer jungen Amerikanerin. Auf dem Umschlag lobende Worte, sogar von dem mir sehr geschätzten Pulitzer-Preisträger Richard Russo. Ich war skeptisch! Schob die Lektüre vor mir her. Bis ich „Der größte Spaß, den wir je hatten“ von Claire Lombardo schließlich doch las und die Erfahrung machte, dass das Bauchgefühl manchmal auch komplett daneben liegen kann. „Claire Lombardo – „Der größte Spaß, den wir je hatten““ weiterlesen

Tom Rachman „Die Gesichter“

„Ein Künstler, Charlie, sieht die Welt anders als normale Menschen (…).“

Der Vater – ein berühmter und gefeierter Künstler, die Mutter – nicht minder begabt, aber erfolglos. Mittendrin – der Sohn. Charles, von allen meist nur Pinch genannt, steht zwischen beiden, blickt zu seinem Vater hinauf, während er seiner Mutter, die ihm die meiste Liebe gibt, weitaus weniger Beachtung schenkt. Tom Rachman hat mit seinem neuen Roman „Die Gesichter“ ein bewegendes und kluges Buch geschrieben, in dem jeder Leser seine Geschichte findet und eine besondere Seite mögen wird.

„Tom Rachman „Die Gesichter““ weiterlesen

Daan Heerma van Voss „Abels letzter Krieg“

„Die Welt war von einer nie dagewesenen Schwere.“

Manche meinen, die Atmosphäre in einigen Ländern Europas erinnert an die einst dunkle Zeit und die Vorboten dieses Unheils. Rassismus, Antisemitismus und Homophobie treten offen und vermehrt zutage. In seinem neuen Roman zieht der Niederländer Daan Heerma van Voss ebenfalls Parallelen zwischen der Gegenwart und der einstigen Geschichte und verkündet mit Hilfe des markanten wie sympathisch wirkenden Romanhelden zwei wichtige Botschaften. „Daan Heerma van Voss „Abels letzter Krieg““ weiterlesen

Backlist #5 – Michela Murgia „Accabadora“

„(…) der Schmerz ist eine unangenehme Angelegenheit, wer ihn nicht empfindet, kann das nicht verstehen…“

Um dieses Buch habe ich, ehrlich gesagt, mehrmals einen großen Bogen gemacht. Immer wieder hatte ich es beim Stöbern in der Buchhandlung in der Hand, immer wieder habe ich es wieder ins Regal gestellt. Doch jedes Buch hat seine Zeit, in jenem Fall indes entschied der Lesekreis, den ich mit einer Naumburgerin kürzlich ins Leben gerufen habe,  „Accabadora“ der italienischen Schriftstellerin Michela Murgia zu lesen und zu diskutieren. Der Tod ist ein ungemein schweres Thema, zumal, wenn man ihm mehrfach begegnet ist, von geliebten Menschen Abschied nehmen musste. Der Schmerz liegt sowohl in dem Verlust als auch in der Endgültigkeit und Unwiderruflichkeit dieses einschneidenden Ereignisses. „Backlist #5 – Michela Murgia „Accabadora““ weiterlesen

Vom Feuer – Nicol Ljubić „Ein Mensch brennt“

„Die Wirklichkeit aber ist ein Wechselspiel zwischen Erbanlagen und Erlebtem.“

Jan Palach, Oskar Brüsewitz, Hartmut Gründler. Drei verschiedene Männer aus unterschiedlichen Städten, die doch auf die selbe Art und Weise ihrem Leben ein Ende und zugleich ein letztes Zeichen ihres Protestes gesetzt haben. Sie übergossen sich mit Benzin und zündeten sich selbst an. Ein unvorstellbar grausamer Tod. Während der Prager Student Palach und der Zeitzer Pfarrer Brüsewitz gegen das Diktat der Sowjetunion beziehungsweise die Unterdrückung der Kirche in der DDR protestierten, gehörte Gründler in den 1970er-Jahren zu den Gegnern der Atomkraft. In seinem neuen Roman „Ein Mensch brennt“ erinnert Nicol Ljubić an den einstigen Lehrer und Umweltaktivisten und erzählt zugleich eine berührende Familiengeschichte.  „Vom Feuer – Nicol Ljubić „Ein Mensch brennt““ weiterlesen

Im Blutrausch – Wajdi Mouawad „Anima“

„Die Welt ist groß und weit, doch die Menschen gehen immer ausgerechnet dorthin, wo es ihnen die Seele zerreißt“

Sie wissen ganz genau, was wir tun. Selbst wenn wir uns unbeobachtet fühlen. Sie riechen unseren Schmerz, unsere Furcht. Obwohl wir womöglich weit entfernt von ihnen sind. Tier und Mensch vereint zwar der gleiche Ursprung in grauer Urzeit, doch mit den Jahrmillionen der Evolution haben wir uns voneinander getrennt: Wir sind zu Herrschern und zur Bestie geworden. Weil gewalttätig gegen die Natur und gegen uns selbst. Der kanadische Autor mit libanesischen Wurzeln, Wajdi Mouawad, erzählt darüber in seinem erschütternden und einzigartigen Roman „Anima“.

„Im Blutrausch – Wajdi Mouawad „Anima““ weiterlesen