Karl Ove Knausgård – „Aus der Welt“

„All diese Bilder in mir.“

Dass Literatur immer auch Gedächtnis ist, dass ein Werk noch Jahre nach seinem Erscheinen erneut in den Fokus rücken und bedacht werden kann, beweist auch Karl Ove Knausgård, der berühmte weil auch preisgekrönte Norweger, dessen Bücher in zahlreichen Sprachen übersetzt wurde; allen voran sein sechsbändiges autofiktionales Mammut-Schreibprojekt „Min kamp“. 22 Jahre nach dem Erscheinen seines umfangreichen Debüts „Ute av verden“ kann dieser Erstling unter dem Titel „Aus der Welt“ auch in deutscher Übertragung gelesen und vor allem debattiert werden.

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Bergsveinn Birgisson „Die Landschaft hat immer Recht“

„Obwohl die Winde über das Firmament rasten, berührten unsere Zehen nie den Himmel.“

An einem der zahlreichen Enden der Welt zu leben, ist sicherlich nicht einfach. Und wenn dieses Ende auch noch im hohen Norden liegt, kann man wohl nicht gleich von einem Paradies sprechen. Wind und Wetter regieren mit aller Macht und bestimmen das Leben. Im Winter sind die Nächte besonders lang, die Kälte beißend. Frauen scheinen rar in dieser kargen Gegend. Als junger Mann und Fischer, der in einem Wohnheim an einem der Fjorde im Westen Islands gemeinsam mit raubeinigen Kollegen lebt, kann man da schon leise leiden und verzweifeln. Halldór, Held des Romans „Die Landschaft hat immer Recht“ des Isländer Bergsveinn Birgisson, ist dieser Fischer, der in seinem Tagebuch sowohl vom Alltag und der harten Arbeit als auch vom Leben und der Liebe schreibt – und das mit viel Humor und Melancholie, so unvergleichlich und wundersam.  „Bergsveinn Birgisson „Die Landschaft hat immer Recht““ weiterlesen

Liebesleid – Tomas Espedal „Wider die Natur“

„Unsere Kinder nicht, unsere Eltern nicht, unsere eigene Geschichte nicht, auch unsere Kindheit und Jugend nicht oder unsere Freunde und Freundinnen, die Liebsten nicht; nichts gehört uns.“

Die Liebe lässt sich nicht anhand des Faktors Zeit bemessen. Eine kurze intensive Partnerschaft kann deutlichere Spuren im Inneren hinterlassen als eine Beziehung, die über Jahre und Jahrzehnte andauert. Doch was schmerzt mehr – die Entscheidung des Einen, dass eine Partnerschaft gescheitert ist, oder die Überraschung des Anderen, der danach plötzlich verlassen wird? Tomas, ein Schriftsteller, zählt zu jenen, die zurückgelassen werden. Seine Freundin verabschiedet sich, verlässt die gemeinsame Wohnung. Daraufhin zieht er sich zurück, findet im Alkohol und im Schreiben seinen Trost. In seinen Notizbüchern schreibt er seinen Schmerz nieder. Tomas ist dabei kein fiktiver Unbekannter. Tomas ist Tomas Espedal, der norwegische Schriftsteller und Freund des etwas bekannteren norwegischen Autors Karl-Ove Knausgård, was seinem Roman „Wider die Natur“ auch anzumerken ist. „Liebesleid – Tomas Espedal „Wider die Natur““ weiterlesen

Familienmensch?! – Karl Ove Knausgård "Lieben"

„Nichts anderes war gut genug, nichts anderes ging. Nur dorthin, zum Wesentlichen, zum innersten Kern menschlicher Existenz würde ich mich bewegen.“ 

Das Leben zieht seine Bahn, füllt den Alltag mit Menschen und Dingen, Begegnungen und Erlebnissen. Nach dem ersten Kind folgt das zweite. Die Stadt wird verlassen, um in eine andere zu ziehen. Freundschaften verstärken sich oder werden gebrochen. Auch wenn dieser Lauf für viele bekannt erscheint, nichts Spannenderes zum Erzählen gibt es. Einer beweist es: der Norweger Karl Ove Knausgård. Sein auf sechs Bände angelegtes Romanprojekt „Min kamp“ feiert Erfolge – nicht nur in seinem nordischen Heimatland. Mittlerweile soll das Virus auch den Rest Europas und Teile Amerikas befallen haben. Nach dem ersten Band „Sterben“, wo der Autor vor allem den Tod seines alkoholabhängigen Vaters in den Mittelpunkt stellt, ist vor einiger Zeit der zweite Band „Lieben“ als Taschenbuch erschienen. „Familienmensch?! – Karl Ove Knausgård "Lieben"“ weiterlesen

Leben als Roman – Karl Ove Knausgård "Sterben"

„Der Tag kam immer mit mehr als bloßem Licht. So nieder- geschlagen man auch sein mochte, es war unmöglich, völlig unbeeindruckt davon zu bleiben, was er an Anfängen brachte.“

Das Leben als Roman, leben, lieben, leiden als Inhalt?! Es braucht keine Fiktion, kein Fantasie, um herausragende Literatur zu schreiben. Wer „Sterben“ des Norwegers Karl Ove Knausgård liest, wird beide vorherige Sätze ohne Zögern zustimmen können. Der Autor hat in seinem Heimatland mit seinem auf sechs Büchern angelegten autobiografischen Romanprojekt für Furore gesorgt und selbst für ein Vielleser-Land wie Norwegen traumhafte Verkaufszahlen erreicht. In Deutschland wird im Juni nach den Bänden „Sterben“, „Lieben“ und „Spielen“ der vierte mit dem Titel „Leben“ erscheinen. In Norwegen heißt das umfassende Werk „Min Kamp“ („Mein Kampf“), ein Titel den man hierzulande aus bekannten Gründen aus dem Weg geht. „Leben als Roman – Karl Ove Knausgård "Sterben"“ weiterlesen