Frédéric Brun – „Perla“

„Mein Schmerz lässt mich verstehen, dass der eigentliche Lebensweg ins Innere führt und Perla in mir ist.“

Am 31. Juli 1944 setzt sich von Frankreich aus der Konvoi 77 mit rund 1.300 Personen, darunter mehrere Hundert Kinder, in Bewegung. Das Ziel: das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau. Unter ihnen: Perla, eine junge, lebenslustige und attraktive Frau. Sieben Monate lang durchleidet sie die unerbittliche Gewalt, Qualen, Hunger. Sie sieht andere sterben, riecht den Geruch der Verbrennungsöfen, hört die Schreie und das Stöhnen. Perla überlebt und kehrt nach Frankreich zurück, ihre Erlebnisse brennen sich als Schmerz in ihr Innerstes ein. Gepaart mit einer unauslöschlichen Angst verursacht dieser starke Depressionen.  Frédéric Brun hat ein Buch über seine Mutter geschrieben, ein nur schmaler, indes preisgekrönter Band, der Worte für das Unfassbare findet und den Leser tief berührt und prägt. „Frédéric Brun – „Perla““ weiterlesen

Schmerz – Hanya Yanagihara „Ein wenig Leben“

„Er wollte loslassen, er wollte, dass die Kreatur in seinem Inneren sich in einen Schlaf begab, aus dem sie nie wieder erwachte.“ 

Ein Buch, über das viele sprechen. Dessen Cover ein Hingucker ist, das man einfach anschauen muss: Der Roman „Ein wenig Leben“ der Amerikanerin Hanya Yanagihara ist seit seiner Veröffentlichung im Januar dieses Jahres noch immer in aller Munde. Nicht umsonst erhielt ich kürzlich eine kurze Nachricht einer ehemaligen Mitschülerin, mit der ich einst den Deutsch-Leistungskurs an der Penne absolviert hatte: „Hast du schon dieses Buch gelesen?“. Ich musste verneinen und zugeben, dass auch der ebenfalls sehr dickleibige neue Roman von Paul Auster noch in meinem Regal darauf wartet, gelesen zu werden. Von dem jüngsten Werk von Jonathan Safran Foer ganz zu schweigen. Doch diese kurze Botschaft via Facebook ließ mich schließlich zu dem Buch mit dem markanten Cover-Foto greifen und ich begann zu lesen. „Schmerz – Hanya Yanagihara „Ein wenig Leben““ weiterlesen

Druck – Per Petterson „Ist schon in Ordnung“

„Mein Körper ist auf eine andere Weise erschöpft als früher, es ist die Zeit, ich weiß.“

Es gibt Bücher, die erzählen nahezu flüsternd und unaufgeregt ihre Geschichte. Dann findet man Bücher, die tragische Schicksale und Geschehnisse fast schreiend in die Welt bringen. Per Pettersons Roman „Ist schon in Ordnung“ gelingt es, beides zu vereinen. Bekannt geworden ist der Norweger hierzulande mit seinem Roman „Pferde stehlen“. Nach und nach hat er auch in Deutschland eine wachsende Fan-Gemeinde erhalten, ist von Kritikern mit Lob bedacht worden. „Druck – Per Petterson „Ist schon in Ordnung““ weiterlesen

Liebesleid – Tomas Espedal „Wider die Natur“

„Unsere Kinder nicht, unsere Eltern nicht, unsere eigene Geschichte nicht, auch unsere Kindheit und Jugend nicht oder unsere Freunde und Freundinnen, die Liebsten nicht; nichts gehört uns.“

Die Liebe lässt sich nicht anhand des Faktors Zeit bemessen. Eine kurze intensive Partnerschaft kann deutlichere Spuren im Inneren hinterlassen als eine Beziehung, die über Jahre und Jahrzehnte andauert. Doch was schmerzt mehr – die Entscheidung des Einen, dass eine Partnerschaft gescheitert ist, oder die Überraschung des Anderen, der danach plötzlich verlassen wird? Tomas, ein Schriftsteller, zählt zu jenen, die zurückgelassen werden. Seine Freundin verabschiedet sich, verlässt die gemeinsame Wohnung. Daraufhin zieht er sich zurück, findet im Alkohol und im Schreiben seinen Trost. In seinen Notizbüchern schreibt er seinen Schmerz nieder. Tomas ist dabei kein fiktiver Unbekannter. Tomas ist Tomas Espedal, der norwegische Schriftsteller und Freund des etwas bekannteren norwegischen Autors Karl-Ove Knausgård, was seinem Roman „Wider die Natur“ auch anzumerken ist. „Liebesleid – Tomas Espedal „Wider die Natur““ weiterlesen