Christine Wolter – „Die Alleinseglerin“

„Da lag das Boot, der Renommierkahn, das Prachtschiff, seine Tollheit.“

Neun Meter lang, zweieinhalb Meter breit. Eine kleine fahrende Insel zwischen Himmel und Wasser, in Bewegung versetzt dank der Kraft des Windes. Drache nennt sich das Segelboot, das Almut von ihrem Vater übernimmt. Was zuerst eine finanzielle wie seelische Last ist, wird später zu einem Sehnsuchtsort, an den sie in ihren Erinnerungen und Gedanken immer wieder zurückkehrt. Da ist sie bereits in Mailand, Tausende Kilometer von jenem brandenburgischen See entfernt, auf dem sie mit Freunden oder allein auf dem Drachen ihre Bahnen zog. Mit einer Neuausgabe holt der Ecco Verlag den einstigen DDR-Bestseller „Die Alleinseglerin“ von Christine Wolter aus der literarischen Versenkung. Eine großartige Wiederentdeckung aus vielerlei Gründen.

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Gøhril Gabrielsen – „Die Einsamkeit der Seevögel“

„Die eigene Verwundbarkeit analysieren, das ist es, was dieser Ort und ich brauchen (…).“

Dunkelheit und Kälte herrschen. Es ist Winter im äußersten Norden Norwegens. Eine Fischerhütte ist für die kommenden Wochen und Monate das Zuhause einer Wissenschaftlerin. Der nächste Ort ist 100 Kilometer entfernt. Sie will forschen, erfahren, wie sich die Klimaveränderungen auf die Populationen der Seevögel auswirken. Doch die Zeit als Einsiedlerin, ausgeliefert der kargen und weiten Landschaft und den Witterungsbedingungen, wird für die junge Frau zu einer intensiven körperlichen wie mentalen Herausforderung, weil auch ihre eigenen Erwartungen an diesen Forschungsaufenthalt anders sind als die Realität und sie überrollt wird von der Vergangenheit. „Gøhril Gabrielsen – „Die Einsamkeit der Seevögel““ weiterlesen

Bergsveinn Birgisson „Die Landschaft hat immer Recht“

„Obwohl die Winde über das Firmament rasten, berührten unsere Zehen nie den Himmel.“

An einem der zahlreichen Enden der Welt zu leben, ist sicherlich nicht einfach. Und wenn dieses Ende auch noch im hohen Norden liegt, kann man wohl nicht gleich von einem Paradies sprechen. Wind und Wetter regieren mit aller Macht und bestimmen das Leben. Im Winter sind die Nächte besonders lang, die Kälte beißend. Frauen scheinen rar in dieser kargen Gegend. Als junger Mann und Fischer, der in einem Wohnheim an einem der Fjorde im Westen Islands gemeinsam mit raubeinigen Kollegen lebt, kann man da schon leise leiden und verzweifeln. Halldór, Held des Romans „Die Landschaft hat immer Recht“ des Isländer Bergsveinn Birgisson, ist dieser Fischer, der in seinem Tagebuch sowohl vom Alltag und der harten Arbeit als auch vom Leben und der Liebe schreibt – und das mit viel Humor und Melancholie, so unvergleichlich und wundersam.  „Bergsveinn Birgisson „Die Landschaft hat immer Recht““ weiterlesen

Gesellschaftsinseln – Ulla-Lena Lundberg „Eis“

„Tatzen und Schnauzen, Felle und Pelze, Flüstern und Schreie. Eine Eisente, eine Eiderente, eine Bachstelze, eine Himmelsziege. Ein Flügel streicht über eine Stirn, ein runder Robbenschädel durchstößt die Oberfläche. Ein Lächeln über allem, schnell verschwunden, ebenso schnell wieder da. Ohne zu kategorisieren und zu moralisieren.“

Ihre neue Heimat ist abgelegen, so weit abgelegen, dass sie abseits der bekannten Schiffsrouten auf kaum einer Karte vermerkt ist.  Die Öras, eine Inselgruppe in der Ostsee zwischen Finnland und Schweden, wird das neue Zuhause des Pfarrers Petter Kummel, seiner Frau Mona und der kleinen Tochter Sanna. Es ist für den jungen Mann die erste eigene Pfarrstelle. Doch allen Befürchtungen zum Trotz fühlt sich die kleine Familie von der ersten Minute an, nachdem sie ihre Füße von der Fähre auf das Eiland gesetzt hat, willkommen und pudelwohl. Die Gemeinde kümmert sich rührig um Petter und seine Frau, die sogleich am ersten Tag das Pfarrhaus einrichtet und im Stall die Kühe melkt.  „Gesellschaftsinseln – Ulla-Lena Lundberg „Eis““ weiterlesen

Der weiße Planet – Barry Lopez "Arktische Träume"

„Der gefrorene Ozean selbst wälzt sich in seinem Winterschlaf wie ein Drache.“ 

Es ist das Land abseits jeglicher Vorstellungen und des ewigen Eises, wo der Tag oder die Nacht endlos ist, wo alles in Bewegung erscheint oder im tiefen Schlaf versinkt. Der amerikanische Naturforscher Barry Lopez, 1945 in Port Chester geboren, war während seiner zahlreichen Reisen über den Polarkreis hinweg Teil dieser arktischen Welt. Seine Erlebnisse und Gedanken, sein Wissen über das Eisland hat er in seinem Buch „Arktische Träume“ zusammengefasst. Sein Werk ist dabei nicht irgendein Sachbuch, das staubtrocken und unemotional nach Erklärungen sucht, es hat, 1986 erschienen, den National Book Award erhalten und damit einen der renommiertesten Literatur-Preise. Und das nicht umsonst.  „Der weiße Planet – Barry Lopez "Arktische Träume"“ weiterlesen