Christine Wolter – „Die Alleinseglerin“

„Da lag das Boot, der Renommierkahn, das Prachtschiff, seine Tollheit.“

Neun Meter lang, zweieinhalb Meter breit. Eine kleine fahrende Insel zwischen Himmel und Wasser, in Bewegung versetzt dank der Kraft des Windes. Drache nennt sich das Segelboot, das Almut von ihrem Vater übernimmt. Was zuerst eine finanzielle wie seelische Last ist, wird später zu einem Sehnsuchtsort, an den sie in ihren Erinnerungen und Gedanken immer wieder zurückkehrt. Da ist sie bereits in Mailand, Tausende Kilometer von jenem brandenburgischen See entfernt, auf dem sie mit Freunden oder allein auf dem Drachen ihre Bahnen zog. Mit einer Neuausgabe holt der Ecco Verlag den einstigen DDR-Bestseller „Die Alleinseglerin“ von Christine Wolter aus der literarischen Versenkung. Eine großartige Wiederentdeckung aus vielerlei Gründen.

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Lars Mytting – „Ein Rätsel auf blauschwarzem Grund“

„Unser Leben ist ein Schatten.“ 

Ach, was war es doch für ein schmerzhafter Abschied zum Abschluss des Romans „Die Glocke am See“. Astrid und Gerhard sterben getrennt voneinander, sie bei der Geburt der gemeinsamen Zwillinge, er in seiner sächsischen Heimat an den Folgen einer Lungenentzündung. Doch Lars Mytting schreibt die Geschichte des norwegischen Dorfes Butangen, in dem beide damals ihre Liebe gefunden haben, weiter. In „Ein Rätsel auf blauschwarzem Grund“ begegnen wir erneut Pfarrer Kai Schweigaard, den das tragische Schicksal, der allzu frühe Tod der beiden, geprägt hat. Und wir lernen Jehahns kennen. Der Sohn von Astrid und Gerhard, der angeblich einzig und allein überlebt haben soll, begegnet eines Tages bei der Rentierjagd in den Bergen Victor, einem jungen Schotten, der ihm allzu ähnlich ist. „Lars Mytting – „Ein Rätsel auf blauschwarzem Grund““ weiterlesen

Unnur Jökulsdóttir „Vom Flügelschlag des Sterntauchers“

„Falke, Merlin und Kolkrabe, das sind die Panzerknacker von Entenhausen am Mývatn.“

Naturparadiese können viele Geschichten erzählen. Die interessantesten scheinen indes verborgen zu sein, versteckt hinter ihrer äußeren, hochglanzreisebroschüreträchtigen Schönheit. Ein Naturparadies ist auch der See Mývatnim Nordosten Islands gelegen. Dass dieser Mückensee – so die freie deutsche Übersetzung seines Namens – mehr als nur stechfreudige Insekten aufzuweisen hat und sich viele Geschichten um ihn kreisen, beweist der wundersame Band „Vom Flügelschlag des Sterntauchers“ der isländischen Journalistin und Autorin Unnur Jökuldóttir, die von den Schätzen, aber auch von den Gefahren, die diese einzigartige Natur und Landschaft bedrohen, berichtet. 

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Abschied – Siegfried Lenz „Das Wettangeln“

Und rums. Da liegt er – mit der Nase im Ufersand, über ihn wie ein kleiner Berg der Rollstuhl. Ein bronzefarbenes Horn und der Hut schweben noch in der Luft. Henry Weiß ist gestürzt. So hat der Illustrator Nikolaus Heidelbach die erste Szene in der Erzählung „Das Wettangeln“ von Siegfried Lenz in Farbe festgehalten. Es ist ein ganz besonderes Werk, weil das letzte im Schaffen des großen deutschen Autors, der am 7. Oktober 2014 verstarb.  „Abschied – Siegfried Lenz „Das Wettangeln““ weiterlesen