Alba de Céspedes – „Das verbotene Notizbuch“

„Wann sind wir wahrhaftig wir selbst?“

Bereits mit dem Kauf überschreitet sie ganz bewusst eine Grenze. An einem Sonntag im November entdeckt Valeria beim Tabakhändler ein Notizbuch. Mit all ihren Überredungskünsten überzeugt sie ihn, ihr schließlich doch den schlichten Band auszuhändigen, obwohl er sonntags nur Tabak verkaufen darf, der letztlich in Form von Zigaretten auch das eigentliche Ansinnen Valerias war, das Haus an jenem Morgen zu verlassen. Das Notizbuch und das Schreiben verändern fortan das Leben der Ehefrau und zweifachen Mutter. Mit „Das verbotene Notizbuch“ hat die kubanisch-italienische Schriftstellerin Alba de Céspedes (1911-1997) einen zeitlosen Klassiker über eine Frau und das verzweifelte Ringen um Selbstbestimmung geschrieben, der in einer Neuübersetzung von Verena von Koskull nun wieder entdeckt werden kann.

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Knut Hamsun – „Hunger“

„Ich war vom Hunger betrunken, mein Hunger hatte mich berauscht.“

Er geht durch die Straßen seiner Stadt. Rast- und ruhelos – und hungrig. Oft weiß er nicht, wo er die Nacht verbringen kann. Seinen Besitz hat er nach und nach im Pfandhaus verscherbelt. Mit dem Schreiben für Zeitungen hält er sich so gut es geht über Wasser. Der schmale Roman „Hunger“ machte nach seinem Erscheinen 1890 Knut Hamsun (1859 – 1952) weltbekannt. Große Autoren wie Thomas Mann, Franz Kafka und Arthur Schnitzler lasen seine Werke und verehrten den späteren Literaturnobelpreisträger. Mit dem Zweiten Weltkrieg dann die Wende: Hamsun wird zur Persona non grata erklärt. Und auch heute noch gleicht die Auseinandersetzung mit seinem Leben und Schaffen einer Gratwanderung. Gut 70 Jahre nach seinem Tod werden die Werke des Norwegers gemeinfrei. Im Manesse Verlag erschien nun „Hunger“ in einer Neuübersetzung der Urfassung von 1890.

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„Sie will die Welt schreibend verändern“ – Ein Gespräch über Anna Seghers mit Hans-Willi Ohl

Ihre Werke sind Klassiker. Wer sich mit der Literatur des 20. Jahrhunderts, vor allem mit der Exilliteratur, beschäftigt, kennt sie. Für viele wohl unvergessen: die Lektüre ihrer Romane „Das siebte Kreuz“ oder „Transit“. Anna Seghers zählt zu den bekanntesten Autorinnen ihrer Zeit. Ihre Werke werden weiter gelesen und aufgelegt. Mit dem Vorsitzenden der Anna-Seghers-Gesellschaft, Hans-Willi Ohl, kam „Zeichen & Zeiten“ ins Gespräch – über ihr Werk, ihr Erbe und die Arbeit der Gesellschaft.

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Tarjei Vesaas – „Die Vögel“

„Merkwürdig, wird man vielleicht erst klug, wenn es zu spät ist?“

Ein Haus auf dem Berg mit Blick auf das Meer, drumherum dichter Wald. Der Himmel ist klar und wolkenlos. Vor dem Haus sitzt Hege – und strickt. Es ist eine stille und ruhige Szene, die aus der Zeit gefallen zu sein scheint. Wie viele andere Szenen auch aus dem mit dem Originaltitel „Fuglane“ 1957 erschienenen Roman „Die Vögel“, dem bekanntesten Werk des Norwegers Tarje Vesaas (1897 – 1970), das nun in einer deutschen Neuübersetzung entdeckt werden kann und sollte. Denn dieser Roman ist anders und sehr speziell – wie es auch der Held der Geschichte ist.      

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Im Abseits – Arthur Miller „Fokus“

„Woher kam ihm plötzlich dieses Grauen?“

Der erste Eindruck entscheidet. Eine Wendung, die uns wohl ein Leben lang begleitet, die zugleich zeigt, welche Bedeutung dem Äußeren in unserer Gesellschaft beigemessen wird, obwohl diese allzu bekannten Worte nicht nur auf das äußere Erscheinungsbild, sondern auch auf das Verhalten eines Menschen anspielt. Es braucht nur wenig, um einen Menschen für den Blick anderer zu verändern; manchmal nur eine Brille. Im Fall von Lawrence Newman wandeln die Gläser, die er beginnt zu tragen, sein ganzes Leben. Der Personalchef eines großen New Yorker Unternehmens muss einen wirtschaftlichen, sozialen und privaten Absturz erfahren – weil er mit der Brille für einen Juden gehalten wird. In seinem einzigen Prosawerk „Fokus“, nun in einer prächtigen Ausgabe in der Edition Büchergilde erschienen, erzählt der große amerikanische Schriftsteller und Pulitzerpreisträger Arthur Miller diese beklemmende Geschichte über die verschiedenen Formen von Antisemitismus und Rassismus in seinem Land.  „Im Abseits – Arthur Miller „Fokus““ weiterlesen