Rachel Kushner – „See der Schöpfung“

„H. sapiens braucht Hilfe. Aber er will keine.“

Wir müssen die Zeit weit zurückdrehen für diesen Roman, der in der Gegenwart angesiedelt ist. Vor etwa 40.000 Jahren existierte der letzte Neandertaler. In Europa und Asien ansässig, lebten die urzeitlichen Menschen mit dem kräftigen Körperbau und dem markanten Schädel zuletzt an der Seite ihres „Verwandten“ – unseres Vorfahrens, des Homo sapiens. Doch was wäre, wenn der Neandertaler nicht ausgestorben wäre? Wäre die Welt eine bessere – nicht Kriegen und Umweltzerstörung ausgesetzt? Dieser Frage geht Rachel Kushner in ihrem neuesten Roman „See der Schöpfung“ nach, der auf faszinierende wie eindrückliche Weise das Gestern mit dem Heute sowie Spannung mit Philosophie und Geschichte verknüpft.

„Rachel Kushner – „See der Schöpfung““ weiterlesen

Zach Williams – „Es werden schöne Tage kommen“

„Das Universum muss eine Illusion sein, irgendwie.“

Ob der Sturm über das Land fegt, Dunkelheit und Feuchte in das Zimmer kriechen, seine Lieblingspuppe übel zugerichtet ist oder er aus dem Wasser herausgezogen wird und nach Luft schnappt. Auf die Frage seiner Mutter sagt der kleine Max das immer selbe Wort: „Unheimich“. Das Wort könnte über all jenen zehn Stories stehen, mit denen der US-Amerikaner Zach Williams reichlich Begeisterung bei Kritikern und Lesen auslöst(e) – in Übersee und mittlerweile auch hierzulande. „Es werden schöne Tage kommen“ heißt sein  Band, der Menschen in Extremsituationen zeigt, skurrile Szenen beschreibt und beim Leser das Gefühl weckt, in schräge Zwischenwelten gelandet zu sein.

„Zach Williams – „Es werden schöne Tage kommen““ weiterlesen

Hervé Le Corre – „Durch die dunkelste Nacht“

„Er war in Winkel vorgedrungen, in denen der Tod Chaos gesät hatte (…).“

Bordeaux. Die Weinhauptstadt Frankreichs. Unzählige Touristen flanieren durch die Altstadt oder unternehmen eine Flussfahrt auf der Garonne, den Atlantik in Reichweite. Wer den Roman „Durch die dunkelste Nacht“ des Franzosen Hervé Le Corre liest, wird diese idyllischen Bilder indes zur Seite schieben (müssen). Polizeikommandant Jourdan, Held des Romans, wird immer wieder mit den Folgen erbarmungsloser wie brutaler Gewalt konfrontiert. Und dann treibt auch noch ein Serienmörder sein Unwesen in der Stadt. „Hervé Le Corre – „Durch die dunkelste Nacht““ weiterlesen

Anthony McCarten – „Going Zero“

„Es gibt keine Geheimnisse mehr. Wir alle stehen heute nackt im grellen Scheinwerferlicht.“

Noch vor einigen Jahren recht naiv, wunderte ich mich über Online-Werbung. Ich hatte zu Hause an einem Abend nach einer neuen Waschmaschine gegoogelt. Tags darauf konnte ich mich vor Angeboten nicht retten, als ich im Büro das Internet öffnete. Überall schwirrten Anzeigen auf den Seiten, die ich aufrief. Zweifellos: Wir sind gläsern. Alles, was wir tun, was wir in das weltweite Netz hineintragen, wird gesammelt. Nicht nur Krimi-Serien zeigen uns, was mittlerweile Behörden an Daten selbst rein legal zusammentragen können. Weit beängstigender sind die Möglichkeiten und Wege der Tech-Konzerne. Ein erschreckendes Bild zeigt uns der Neuseeländer Anthony McCarten in seinem neuen Roman „Going Zero“ auf, wobei er das Thema der Überwachung mit einem weiteren größeren Problem auf beeindruckende Weise verknüpft.

„Anthony McCarten – „Going Zero““ weiterlesen

James Kestrel – „Fünf Winter“

„In seinem Inneren machte sich eine Stille breit, ein tiefer, dunkler Raum.“

Paradies im Pazifik, tropische Perle. Hawaii ist Sehnsuchtsort und Traumziel. Am 7. Dezember 1941 wird die Insel indes zur Hölle. Mehr als 2.400 Menschen sterben beim Angriff der japanischen Armee auf die US-amerikanische Pazifik-Flotte in Pearl Habor. Joe McGrady, Police Detective auf Hawaii und Ex-Soldat, wird da schon auf der anderen Seite des Ozeans, in Hongkong sein. Er ist auf der Suche nach einem kaltblütigen Mörder, nichtsahnend, dass seine Jagd ihn fünf Jahre lang von seinem Zuhause trennen wird. „Fünf Winter“ heißt denn auch der Roman des Amerikaners James Kestrel, der dafür zwei hochrangige Preise erhalten hat.

„James Kestrel – „Fünf Winter““ weiterlesen

Constantin Schwab – „Das Journal der Valerie Vogler“

„Kunst kennt keinen Kompromiss.“ 

Wir nennen sie Spitzbergen, die Norweger Svalbard. Die Inselgruppe im Nordatlantik und im Arktischen Ozean ist sowohl Raum für Forscher als auch zunehmend Ziel von kälteaffinen Reisenden. Hier lässt sich staunen über das schillernde Nordlicht und zottelige Eisbären. In die Literatur hat Spitzbergen als Schauplatz hingegen noch wenig Eingang gefunden. Der Österreicher Constantin Schwab verlegt nun die Handlung seines Debütromans nach Spitzbergen, der von einem geheimnisumwobenen Künstlerkollektiv erzählt, das zum ersten Mal eine Außenstehende zu sich einlädt. „Constantin Schwab – „Das Journal der Valerie Vogler““ weiterlesen