Inkeri Markkula – „Wo das Eis niemals schmilzt“

„Kann die Erinnerung an einen Ort in uns weitergegeben werden?“

Er wächst Tausende Kilometer vom Ort seiner Herkunft auf. Seine leibliche Eltern kennt er nicht, sie wiederum wissen nicht, dass er überhaupt lebt. Jon wird in Kanada geboren, seine Mutter und sein Vater zählen zur indigenen Bevölkerung. Bereits nach der Geburt wird er einem weißen Paar übergeben, das mit ihm wenig später nach Dänemark zieht. Erst als junger Mann wird Jon seine Urheimat kennenlernen – die arktische Baffininsel, wo er schließlich auf die finnische Glaziologin Unni trifft, die vor Ort für ihre Forschungen Untersuchungen am Gletscher „Penny“ durchführt.

„Inkeri Markkula – „Wo das Eis niemals schmilzt““ weiterlesen

Toine Heijmans – „Irrfahrt“

„Wenn das Denken aufhört, übernimmt das Meer.“

Ein Sturm zieht über der Nordsee vor der Küste der Niederlande auf. Auch wenn er sein Ziel bereits vor Augen hat, entscheidet Donald, auf der See auszuharren. Zur Sicherheit – für sich und seine siebenjährige Tochter Maria, die ebenfalls an Bord ist. In seinem schmalen Romandebüt „Irrfahrt“ erzählt der Niederländer Toine Heijmans von einer besonderen Segeltour, einem Mann, seiner Familie und dass nichts ist, wie es auf den ersten Blick scheint.

„Toine Heijmans – „Irrfahrt““ weiterlesen

Thomas Korsgaard – „Hof“

„Wenn die Leute nie weinen, werden sie so eigenartig. Dann verschwindet etwas in ihren Augen.“

Von der vielbeschworenen Idylle ist dieses Landleben weit entfernt. Tue kennt es nicht anders. Sein Zuhause ist ein heruntergekommener Hof, das nahegelegene Dorf im dänischen Nirgendwo bezeichnet er als Vorort der Finsternis. Sein cholerischer Vater verbrennt die toten Tiere, um Entsorgungskosten zu sparen, seine Mutter verzockt beim stundenlangen Online-Poker Geld, das die Familie nicht hat. Wir sind mittendrin in einer Tragödie, und wollen nicht wirklich da heraus, weil wir einen Zwölfjährigen begleiten, der den Tod kennt, aber das Leben liebt und aus seinem etwas machen will.

„Thomas Korsgaard – „Hof““ weiterlesen

Benjamin Koppel – „Annas Lied“

„Wer doch nur sein Schicksal ändern könnte?“

Der Lauf der Welt und an sich jedes Leben birgt die Frage in sich: Was wäre wenn? Wenn es einschneidende und dramatische historische Ereignisse und besondere gesellschaftliche wie familiäre Umstände nicht gegeben hätte, wäre Anna als Pianistin wohl bekannt geworden? Diese Frage stellt sich nach der Lektüre des Romans des dänischen Jazz-Musikers und -Komponisten Benjamin Koppel, der in seinem Buch der Schwester seines Großvaters ein literarisches Denkmal setzt. „Benjamin Koppel – „Annas Lied““ weiterlesen

Mathijs Deen – „Der Taucher“

„All die Väter“, sagt er. „Diese Hilflosigkeit.“

Er ist wieder zurück. Und er ist nicht allein. In „Der Holländer“ hatte er seinen ersten großen Auftritt, nun muss Liewe Cupido den nächsten Fall aufklären. Vor der nordfriesischen Insel Amrum in der Deutschen Bucht stößt die Besatzung des niederländischen Bergungsschiffes „Freyja“ auf einen toten Taucher – in einer speziellen Körperhaltung verharrt und mit Handschellen an das Wrack des seit 1950 verschollenen Schiffes „Hanna“ gefesselt, das Unmengen an Kupferplatten an Bord hat. Für den wortkargen Kriminalbeamten beginnt eine Zeit des Reisens – von Küste zu Küste, von Land zu Land. Und oft mit dabei seine Hündin Vos, die Mathijs Deen im zweiten Band der Reihe an die Seite seines Helden stellt.

„Mathijs Deen – „Der Taucher““ weiterlesen

Tove Ditlevsen – „Gesichter“

„Man darf nur ein Gesicht auf einmal haben.“

Die Wiederentdeckung der dänischen Autorin Tove Ditlevsen (1917 – 1976) mit ihrer autobiografischen Kopenhagen-Trilogie aus den Bänden „Kindheit“, „Jugend“ und „Abhängigkeit“ bestehend und in den Jahren 1967 bis 1971 wenige Jahre vor ihrem Freitod erschienen, kam einer literarischen Sensation gleich. Nun kann auch ihr Roman „Gesichter“ entdeckt werden. Ein eindrückliches, aber auch herausforderndes Werk mit einem ebenfalls kurzen, prägnanten Titel, das auch in Zusammenhang mit ihrer Trilogie gelesen werden kann, vielleicht auch sollte. Denn auch darin gibt es, wenngleich fiktiv,  autobiografische Anklänge und Bezüge, wenn die Skandinavierin darin über das Thema Psyche und die Psychose einer Autorin schreibt.

„Tove Ditlevsen – „Gesichter““ weiterlesen