Vor Anker – Bohuslav Kokoschka „Ketten in das Meer“

„Alles wird zu Asche, denkt daran, was bist du, was bin ich, Asche!“

Kokoschka: Fällt dieser Nachname wird wohl meist der bekannte österreichische Künstler mit dem Vornamen Oskar (1886 – 1980) gemeint. Doch künstlerisch tätig und das auf sehr vielseitige Weise war auch dessen jüngerer Bruder Bohuslav, der sechs Jahre später zur Welt kam. Er war Maler, Grafiker und Autor. Sein Roman „Ketten in das Meer“, den Kokoschka bereits ein Jahr nach dem Ende des Ersten Weltkriegs und mit frischen Erinnerungen an die Zeit als Soldat verfasst hat und erstmals 1972 unter dem Titel „Logbuch des B.K.“ im Münchner Ehrenwirth Verlag erschienen war,  gilt es jetzt, in einer Neuausgabe des Wiener Verlags Edition Atelier zu entdecken.  „Vor Anker – Bohuslav Kokoschka „Ketten in das Meer““ weiterlesen

Achtung – Jakob Wassermann „Faber“

„Womit beginnen? Die Barrikade wird immer höher. Die ungesagten Worte liegen darauf wie Leichen.“

Es gibt Hans Fallada, es gibt Thomas Mann. Zwei Namen, zwei Schriftsteller, die wohl viele kennen. Sei es durch die Lektüre in der Schule, sei es durch das Lesen in den folgenden Jahren. Gerade erlebt Fallada mit einer Reihe an Neuausgaben, im Aufbau Verlag erschienen, eine gewisse Renaissance. Doch es gibt Autoren jener Zeit, deren Namen und Werke heute nahezu vergessen sind. Jakob Wassermann (1873 – 1934) zählte zu Lebzeiten zu den meist gelesenen Schriftstellern. Heute kennen ihn wohl die wenigsten. Doch womöglich könnte eine Neuausgabe wieder die Aufmerksamkeit auf sein literarisches Werk lenken. In der Reihe „Bibliothek der Weltliteratur“ hat nun der Schweizer Manesse Verlag Wassermanns Roman „Faber oder Die verlorenen Jahre“ aus dem Jahr 1924 veröffentlicht.   „Achtung – Jakob Wassermann „Faber““ weiterlesen

Abgrund – Romain Rolland „Über den Gräben“

„Wird sich derjenige, der später vielleicht diese endlosen Aufzeichnungen liest, klar werden über die endlosen Tage, Monate, Jahre, die wir in einer seelischen Wüste gelebt haben (…).“

Im und um das Jahr 2014 stand ein Jahrestag im Mittelpunkt der literarischen Öffentlichkeit, dem zahlreiche Erscheinungen gewidmet waren: 100 Jahre waren seit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges, der Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts, vergangen. In diesem Umfeld veröffentlichte der Verlag C.H.Beck einen besonderen Band, der sowohl jenes geschichtliche Geschehen als auch ein weiteres Jubiläum zusammenführte: 1866, am 29. Januar und damit vor 150 Jahren, kam der französische Schriftsteller Romain Rolland zur Welt. Der Band „Über den Gräben“ gibt Einblicke in die Gedanken und Gefühle Rollands und ist ein Auszug seiner mehr als 2.000 Seiten umfassenden Tagebuchaufzeichnungen, die er in den Jahren 1914 bis 1919 niedergeschrieben hat. „Abgrund – Romain Rolland „Über den Gräben““ weiterlesen

Zwei-Mann-Krieg – Nicholas Shakespeare „Broken Hill“

Literatur mit Wert vereint das Besondere mit dem Allgemeinen. Sie erzählt eine erstaunliche Geschichte, die über sich hinausweist – in ihrer Allgemeingültigkeit. Selbst wenn im Roman „Broken Hill“ des englischen Autors Nicholas Shakespeare die Jahre 1914 und 1915 beschrieben werden, hätte das Geschehen auch in unseren Tagen handeln können, in denen Fremden- und Islamfeindlichkeit mehr denn je spürbar sind und die Frage entsteht, ob Demütigungen und Erniedrigungen nicht zu fürchterlichen Ereignissen führen können.  „Zwei-Mann-Krieg – Nicholas Shakespeare „Broken Hill““ weiterlesen

Mann mit den Masken – Pierre Lemaitre „Wir sehen uns dort oben“

„Das Geschäft des Jahrhunderts. Der Wirtschaft brachte ein Krieg viele Vorteile ein, sogar noch hinterher.“

Zwei Männer ziehen in den Krieg – und überleben. Der eine ist Bankmitarbeiter, der andere stammt aus gutem Hause und ist künstlerisch begabt. Bei einem Angriff in den letzten Kriegstagen im November 1918 wird Albert verschüttet. Sein Kamerad Edouard rettet ihn und wird bei einem Granaten-Einschlag jedoch schwer am Kopf verletzt. Nach ihrem Fronteinsatz sind beide miteinander verschweißt, wie Pech und Schwefel, obwohl sie unterschiedlicher nicht sein können.   „Mann mit den Masken – Pierre Lemaitre „Wir sehen uns dort oben““ weiterlesen

Spuren – Christoph Poschenrieder „Das Sandkorn“

„Viele werden zum Treibgut; indem sie mittreiben, spüren sie am wenigsten Widerstand.“

Es gibt Bücher, die verlangen nach dem richtigen Moment. Wenn der noch nicht gekommen oder bereits vergangen ist, kann es geschehen, dass das Buch in Vergessenheit gerät. „Das Sandkorn“ von Christoph Poschenrieder ist so ein Buch. Ich kaufte es im vergangenen Frühjahr auf der Leipziger Buchmesse, las es an und legte es wieder weg.  „Spuren – Christoph Poschenrieder „Das Sandkorn““ weiterlesen