Freiheit – Gunnar Cynybulk „Das halbe Haus“

„Vater hat immer gesagt, alles hier bei uns ist eine einzige große Lüge, ein Scheißhaufen, der mit Häkeldeckchen aus Worten zugedeckt ist. Aber das stimmt nur halb. Es ist ein großer Mist, und zugleich ist es schön.“

Die einen preisen dieses Land, die anderen verfluchen es. Jeder hat seinen ganz eigenen Blick auf das Land DDR. Die Debatten über die „Zone“, wie der Osten vom Westen einst genannt wurde, sind noch längst nicht erschöpft; nicht zwischen den Generationen, nicht in Kunst und Kultur. Weiterhin werden Fotografien und Filme gezeigt, Bücher geschrieben. Im selben Jahr wie Lutz Seilers „Kruso“ erschien der Roman „Das halbe Haus“ von Gunnar Cynybulk. Der Autor des einen Buchs erhielt den Deutschen Buchpreis, der des anderen leider „nur“ wohlwollende Kritiken.  Doch beide Romane weisen Parallelen auf.  „Freiheit – Gunnar Cynybulk „Das halbe Haus““ weiterlesen

Warum? – Noah Hawley „Der Vater des Attentäters“

„Wenn wir leiden, Schmerzen oder Angst haben, wenden wir uns nach innen. Mit der eigenen Sterblichkeit konfrontiert, interessieren wir uns nicht mehr für die täglichen Dramen dieser Welt.“ 

Es ist eine Geschichte, die überall auf der Welt geschehen könnte und aktueller denn je ist. Die Medien berichten in aller Regelmäßigkeit über entsetzliche Amok-Läufe, Attentate und Gewaltausbrüche, in denen junge Menschen plötzlich zu Tätern werden und eine große Schuld auf sich nehmen. „Der Vater des Attentäters“ von Noah Hawley erzählt nicht nur eindrucksvoll von einer aus den Fugen geratenen Vater-Sohn-Beziehung. Der Roman geht der Frage nach, wie ein junger Mensch zu einem Mörder werden konnte. „Warum? – Noah Hawley „Der Vater des Attentäters““ weiterlesen

Gewalten – D.W. Wilson „Als alles begann“

„Und es gab kein Bedürfnis, keine Sorge mehr – nicht in jenem Augenblick. Alles würde neu werden. Alle müden Wanderer würden ihr Ziel der Ruhe und Versöhnung erreichen. Das war immer die einzige Art, in der es enden würde.“

Es ist der letzte Wunsch seines Großvaters, der Alans Rückkehr in seine Heimatstadt Invermere bewirkt. Der Philosophie-Student lässt seine Doktorarbeit und seine Freundin Darby in der gemeinsamen Beziehungskrise zurück. Sein Großvater Cecil glaubt, nach einem Herzanfall vor dem baldigen Lebensende zu stehen.  Seine Bitte: Alan soll seinen Vater Jack, Cecils Sohn, ausfindig machen. Doch dies ist alles andere als eine leichte Aufgabe. Nicht nur machen schwere Waldbrände in den Rocky Mountains die Fahrt in den Westen zu einem mehr als beschwerlichen Trip. Zwischen Jack und Cecil herrscht seit knapp 28 Jahren Funkstille – genauer gesagt: seit Alan auf der Welt ist. „Gewalten – D.W. Wilson „Als alles begann““ weiterlesen

Alte neue Zeit – Hansjörg Schertenleib „Jawaka“

„Schafft der Zufall Bedeutung, oder hängt alles zusammen, geordnet nach einem Plan, den wir Menschen nicht verstehen können?“

Katastrophenmeldungen beherrschen die Nachrichten. Städte stehen durch den ansteigenden Meeresspiegel unter Wasser. Woanders ist Dürre. Tierarten sterben aus. Terroranschläge fordern unzählige Tote. Es gibt Aufstände und Unruhen in Europa. Nur etwas mehr als 30 Jahre später soll die Erde nicht mehr so sein, wie wir sie kennen. Nach einer globalen Katastrophe leben die Menschen wie im Mittelalter; in kleinen Siedlungen, von Ritualen und Bräuchen geprägt. Die moderne Technik gibt es nicht mehr. Das Geld wurde abgeschafft. „Alte neue Zeit – Hansjörg Schertenleib „Jawaka““ weiterlesen