Im Duett #6: Percival Everett „James“ & „Erschütterung“

„Hat nich jeder Mensch das Recht, frei zu sein?“, fragte Huck.

1884/85 erschien ein Buch, das wohl in sehr vielen Regalen steht, oft verfilmt wurde und den späteren Ruhm des amerikanischen Schriftstellers Mark Twain (1835-1910) begründet hat: „Die Abenteuer des Huckleberry Finn“. Dessen Landsmann und Literaturnobelpreisträger Ernest Hemingway stellte das Werk gar an den Anfang der gesamten neueren amerikanischen Literatur. Percival Everett, der mit seinem Roman „Erschütterung“ hierzulande einem breiteren Publikum bekannt wurde, greift die weltbekannte Geschichte nun auf, erzählt deren Geschehnisse allerdings anders: aus der Sicht des Sklaven Jim. Es wird Zeit für einen Autor „im Doppelpack“, denn beide Bücher des US-amerikanischen Autors habe ich nacheinander – quasi in einem Rutsch -, aber vor allem mit sehr viel Begeisterung gelesen.

„Im Duett #6: Percival Everett „James“ & „Erschütterung““ weiterlesen

Im Duett #5: Colson Whitehead „Harlem Shuffle“ & „Die Regeln des Spiels“

„Die Stadt war eine einzige wimmelnde, armselige Mietskaserne, und die Wand zwischen einem selbst und allen anderen war so dünn, dass man sie mühelos durchstoßen konnte.“ 

Er verkauft Möbel und gebrauchte Elektrogeräte. Auch Haushaltsauflösungen spülen etwas Geld in die Kasse. Woher die Ware kommt, ist Raymond „Ray“ Carney egal. Trotz eines eigenen Ladens und Nebengeschäften ist der Möbelhändler fast pleite. Als sein Cousin Freddie ihn zu einem krummen Ding überredet, betritt Ray die gefährliche Welt der glücklosen Kleinkriminellen, der korrupten Cops und skrupellosen Bandenchefs, die er so schnell nicht verlassen will – und kann. Mit „Harlem Shuffle“ (2021) und dem Nachfolgeroman „Die Regeln des Spiels“ (2023) erzählt Colson Whitehead vom Harlem der 60er- und 70er-Jahre und den Gesetzen der Unterwelt, die dort kaum einer entrinnen kann.

„Im Duett #5: Colson Whitehead „Harlem Shuffle“ & „Die Regeln des Spiels““ weiterlesen

Im Duett #4: Florian Knöppler „Kronsnest“ & „Habichtland“

„Man musste größer werden, wenn man nicht untergehen wollte, wachsen oder weichen.“

Nest – das Wort sagt es eigentlich schon. Kronsnest ist ein kleiner Ort. Nur wenige Menschen leben hier. Hinter dem Deich in der Elbmarsch. Man schreibt das Ende der 20er-Jahre, die gar nicht so golden sind. Billige Importe und die Inflation machen es den Bauern zunehmend schwer. In der Gesellschaft brodelt es, Unzufriedenheit herrscht. Die Nazis suchen und finden eifrige Mitläufer. Keine einfache Zeit für Hannes und seine Eltern, die einen Hof betreiben. Florian Knöppler erzählt in seinen beiden Romanen „Kronsnest“ und „Habichtland“ von Hannes, der im zweiten Band mittlerweile in die Fußstapfen seines Vaters getreten ist, selbst eine Familie hat und sich entscheiden muss, auf welcher Seite er steht.

„Im Duett #4: Florian Knöppler „Kronsnest“ & „Habichtland““ weiterlesen

Im Duett #3: Mirko Bonné – „Der eiskalte Himmel“ & „Seeland Schneeland“

„Fahr ins weiße Land.“

Unendlich weiße menschenleere Weiten fern der Zivilisation: So präsentieren sich die Regionen rund um die beiden Pole unserer Erde. Sehnsuchtsziel der Forscher und Entdecker, das für einige angesichts der unwirtlichen Bedingungen jedoch zur letzten Ruhestätte wurde. Wenige Jahre nachdem der Norweger Roald Amundsen im Dezember 1911 den Wettlauf zum Südpol gewinnt, sein Kontrahent, der Engländer Robert Scott, mit mehreren Männern stirbt, bricht sein Landsmann Ernest Shackleton wenige Wochen vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs in Richung Antarktis auf, um den weißen Kontinent zu durchqueren. An Bord der „Endurance“ ist mit Perce Blackborow ein blinder Passagier, der als Merce Blackboro zum Helden in den beiden Romanen von Mirko Bonné „Der eiskalte Himmel“ und „Seeland Schneeland“ wird. „Im Duett #3: Mirko Bonné – „Der eiskalte Himmel“ & „Seeland Schneeland““ weiterlesen

Im Duett #2: Janet Lewis – „Verhängnis“ & „Der Mann, der seinem Gewissen folgte“

„Er dachte: die Vergangenheit ist nie tot.“

In der Literaturgeschichte stößt man häufiger auf den interessanten Fall, dass ein Buch zur Entstehung eines anderen führte. Im Fall des Bandes „Famous Cases of Circumstantial Evidence“ aus der Feder des britischen Staatssekretärs Samuel March Philippe (1780 – 1862) sind es sogar drei Werke. Der US-amerikanische Lyriker und Literaturkritiker Yvor Winters schenkte jenen Band einst seiner Frau. Mit ihren meisterhaften historischen Romanen, die auf historischen Kriminalfällen und Indizienprozessen beruhen und in Philippes Band geschildert werden, kann und sollte die Lyrikerin Janet Lewis nun auch in deutscher Übersetzung wiederentdeckt werden.  „Im Duett #2: Janet Lewis – „Verhängnis“ & „Der Mann, der seinem Gewissen folgte““ weiterlesen

Im Duett #1: Sebastian Barry – „Tausend Monde“ & „Ein langer, langer Weg“

„Es war, als sei jedes Herz sprachlos.“ (Aus: „Tausend Monde“) 

Wenn mein Blick an meinen Bücherregalen entlangstreift, fällt mir auf, wie viele Autoren es in meinem Bestand gibt, von denen ich gleich mehrere Bücher besitze. Mit der Zeit entwickelt man ja bekanntlich so gewisse Lesevorlieben und sammelt die Werke von geschätzten Autoren. Dieser Beitrag soll Auftakt einer neuen Blogreihe sein, in der ich ein jüngeres sowie ein älteres Buch eines ausgesuchten Autors vorstellen will. Die Serie „Im Duett“ soll allerdings nicht die Reihe „Backlist lesen“ ersetzen. Den Auftakt macht der Ire Sebastian Barry. „Im Duett #1: Sebastian Barry – „Tausend Monde“ & „Ein langer, langer Weg““ weiterlesen