Auflösung – Olivier Adam „Klippen“

„Niemand weiß, was zwei Menschen miteinander verbindet, auch sie selbst wissen es oft nicht und kommen erst dahinter, wenn sie sich verlieren.“

Tragische Ereignisse kommen nicht immer auf leisen Sohlen daher. Manche kündigen sich an, erste Vorboten des Kommenden werden sichtbar. Nur erkennen möchte sie oftmals keiner. Der selbst gewählte Tod von Oliviers Mutter war konsequenter Abschluss ihrer Depression und Weltabgewandtheit. Nur wenige Tage zuvor war sie nach einer mehrmonatigen Behandlung aus der Psychiatrie entlassen worden. Der Ausflug nach Étretat in der französischen Normandie sollte ein Neubeginn für die Familie sein. Letztlich war es der Auftakt einer Reihe schmerzlicher Ereignisse, die das Leben von Olivier und seinem älteren Bruder Antoine für immer verändern sollen.  „Auflösung – Olivier Adam „Klippen““ weiterlesen

Zwei Welten – Catalin Dorian Florescu „Der Mann, der das Glück bringt“

„Nach dem großen Lachen kam immer das große Schweigen, denn jeder hoffte. Jeder befand sich unterwegs zu irgendeinem Amerika.“

Wo ist das Glück zu finden, wenn nicht dort, wo andere ihr Glück suchen und finden. Wenn wir auch nicht alle unbedingt im Strom schwimmen wollen, sind es doch die anderen Lebensgeschichten, Wünsche und Hoffnungen, die uns oftmals leiten. Amerika war und ist so ein Ziel für viele. Über dessen Geschichte als legendäres Einwanderer-Land, das von den einen erreicht wurde, von anderen unerreicht bliebt, schreibt der gebürtige Rumäne Catalin  Dorian Florescu in seinem neuen Roman „Der Mann, der das Glück bringt“. „Zwei Welten – Catalin Dorian Florescu „Der Mann, der das Glück bringt““ weiterlesen

Unfassbar – David Garnett „Dame zu Fuchs“

„Wo eben noch seine Frau gewesen war, stand, mit leuchtend  rotem Fell, ein kleiner Fuchs.“

Wollen wir uns nicht ab und an in ein Tier verwandeln? Wenn uns Stress plagt in ein Faultier, wenn eine peinliche Situation droht in eine winzige Maus oder in der kalten Winterszeit in einen Delfin, der über die Wellen eines tropischen Meeres springt. Allerdings sollte es sicher sein, dass wir wieder zu einem Menschen werden. Denn das berührende Schicksal von Mr. und Mrs. Tebrick in dem Roman „Dame zu Fuchs“ von David Garnett zeigt uns die andere Seite der Verwandlung.  „Unfassbar – David Garnett „Dame zu Fuchs““ weiterlesen

Weltenbrand – Katja Kettu „Wildauge“

„Wir sind dazu bestimmt, diese Welt mit zwei Augen zu betrachten, nur wir gemeinsam, denn ohne unsere Liebe ist diese Welt ein gähnender Lautsprecher, in dem der grausame und faulige Sturm des Todes brüllt.“

In Zeiten des Krieges verlieren selbst Orte der Idylle ihre Schönheit. Auch vor ihnen machen der Kampf und das Töten nicht halt. Deutsche Truppen, sowohl die SS-Elitegarde als auch die Wehrmacht, eroberten Europas Norden. Selbst das Gebiet oberhalb des Polarzirkels wurde besetzt. Eine besondere Geschichte aus dieser Zeit und aus jener Region hat die finnische Autorin Katja Kettu in ihrem Roman „Wildauge“ verarbeitet. „Weltenbrand – Katja Kettu „Wildauge““ weiterlesen

Entdeckt – Irmgard Keun „Das kunstseidene Mädchen“

„Ich bin so oft doch mal unglücklich gewesen, aber es geht immer vorüber. Geht es denn bestimmt immer vorüber?“

Es gibt Autoren und Werke, die ähneln Sternschnuppen. Sie glänzen für eine kurze Zeit, lenken die Blicke vieler Menschen auf sich, um wenig später schnell zu verglühen und nahezu in Vergessenheit zu geraten. Einst galt Irmgard Keun (1905-1982) als großes literarisches Talent, war die meistgelesene Autorin der 30er Jahre, wurde zuvor von Alfred Döblin entdeckt, von Kurt Tucholsky gepuscht. Während des Dritten Reiches verschmäht, geriet sie nach dem Krieg jedoch in Vergessenheit.  „Entdeckt – Irmgard Keun „Das kunstseidene Mädchen““ weiterlesen

Abstieg – Tim Winton „Schwindel“

„Engel ziehen weg, Kumpel. Sie sterben. Sie werden alt. Sie lassen dich allein.“

Er ist ganz unten, allerdings zugleich auch oben. Der einst berühmte Umweltaktivist Tom Keely steht nach der Scheidung und dem Jobverlust vor den Scherben seines Lebens. Er wohnt im zehnten Stock eines Hochhauses in Fremantle, nicht weit von der westaustralischen Metropole Perth entfernt. In seinem unaufgeräumten Appartement lebt er zurückgezogen in einer selbst gewählten Isolation. Trübsinn und Selbstmitleid bestimmen seine Gedanken, Untätigkeit, Alkohol und Tabletten seinen von Geldnöten beherrschenden Alltag. Dann tritt mit Gemma und ihrem sechsjährigen Enkel Kai die Vergangenheit in sein Leben und verändert es schlagartig.  „Abstieg – Tim Winton „Schwindel““ weiterlesen