Knut Hamsun – „Hunger“

„Ich war vom Hunger betrunken, mein Hunger hatte mich berauscht.“

Er geht durch die Straßen seiner Stadt. Rast- und ruhelos – und hungrig. Oft weiß er nicht, wo er die Nacht verbringen kann. Seinen Besitz hat er nach und nach im Pfandhaus verscherbelt. Mit dem Schreiben für Zeitungen hält er sich so gut es geht über Wasser. Der schmale Roman „Hunger“ machte nach seinem Erscheinen 1890 Knut Hamsun (1859 – 1952) weltbekannt. Große Autoren wie Thomas Mann, Franz Kafka und Arthur Schnitzler lasen seine Werke und verehrten den späteren Literaturnobelpreisträger. Mit dem Zweiten Weltkrieg dann die Wende: Hamsun wird zur Persona non grata erklärt. Und auch heute noch gleicht die Auseinandersetzung mit seinem Leben und Schaffen einer Gratwanderung. Gut 70 Jahre nach seinem Tod werden die Werke des Norwegers gemeinfrei. Im Manesse Verlag erschien nun „Hunger“ in einer Neuübersetzung der Urfassung von 1890.

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Anatoli Pristawkin – „Schlief ein goldnes Wölkchen“

„Die Kinder, das war was anderes, sie waren wie Kollerdisteln, die der Wind trieb, wohin er wollte.“ 

Sie heißen Kolka und Saschka. Die meisten kennen sie als Kusmin-Zwillinge. Keiner kann sie ob ihrer verblüffenden Ähnlichkeit auseinanderhalten. Sie sind unzertrennlich und klammern sich an sich in einer Zeit des Krieges, des Leids, des stetigen Hungers. Sie leben in einem Waisenhaus, wissen nicht, was Familie und elterliche Liebe bedeuten. Mit 500 weiteren Kindern werden sie eines Tages in den fernen Osten, in den Kaukasus, geschickt. Doch hier geraten sie zwischen die Fronten. Mit seinem Roman „Schlief ein goldnes Wölkchen“ hat der russische Schriftsteller Anatoli Pristawkin (1931 – 2008) ein erschütterndes literarisches autobiografisches Zeitdokument verfasst, das nun in einer neuen Ausgabe wiederentdeckt werden kann – und sollte. „Anatoli Pristawkin – „Schlief ein goldnes Wölkchen““ weiterlesen

Ganz unten – Ernst Haffner „Blutsbrüder“

„Geben, Schenken ist nicht des Reichen Sache. Die hetzen Hunde auf den Bettler oder schlagen die Tür zu. Geben mit der Selbstverständlichkeit des Wissens um Hunger und Elend wird nur der Arme. Der oberschlesische Kumpel, der italienische Tagelöhner oder der Berliner Arbeitslose.“

Ihr Zuhause sind die Straßen, die Wärmestuben, die Kneipen. Und Berlin ist voll davon. Wie auch von Männern und Frauen, die am Hungertuch nagen, die in der Wirtschaftskrise Anfang der 30er Jahre nicht wissen, wie sie über die Runden kommen. Doch ganz unten sind vor allem die Kinder und Jugendlichen, die keine Familie mehr kennen. Wie Jonny und Fred, Willi und Ludwig. Ihre neue Familie ist die Clique der Blutsbrüder. Denn zusammen ist man stark – auf der Suche nach Geld für Essen oder auch gegen die Polizei.  „Ganz unten – Ernst Haffner „Blutsbrüder““ weiterlesen