Karl Ove Knausgård – „Aus der Welt“

„All diese Bilder in mir.“

Dass Literatur immer auch Gedächtnis ist, dass ein Werk noch Jahre nach seinem Erscheinen erneut in den Fokus rücken und bedacht werden kann, beweist auch Karl Ove Knausgård, der berühmte weil auch preisgekrönte Norweger, dessen Bücher in zahlreichen Sprachen übersetzt wurde; allen voran sein sechsbändiges autofiktionales Mammut-Schreibprojekt „Min kamp“. 22 Jahre nach dem Erscheinen seines umfangreichen Debüts „Ute av verden“ kann dieser Erstling unter dem Titel „Aus der Welt“ auch in deutscher Übertragung gelesen und vor allem debattiert werden.

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Backlist #16 – Jan Kjærstad „Ich bin die Walker Brüder“

„Einige wenige Jahre besitzen wir die Fähigkeit, magisch zu denken.“

Es sind nur wenige Sekunden, die das Leben von Odd Marius Walaker verändern. Er stürzt mit seinem Fahrrad, geblendet von einer seltenen Münze. Und das auch noch auf dem Schlossplatz in Oslo. Seitdem ist nichts mehr wie es war. Der 14-Jährige spürt besondere Kräfte in sich wirken. Vor allem sein Denken und seine Wahrnehmung haben sich verschärft, sind intensiver geworden. Er glaubt, über die sogenannte W-Potenz zu verfügen, und nennt sich fortan die Walker Brüder. In seinem 2008 im Original erschienenen Roman („Jeg er brødrene Walker“) beweist der norwegische Schriftsteller Jan Kjærstad einmal mehr seine Meisterschaft für besondere, besonders skurrile Romane. „Backlist #16 – Jan Kjærstad „Ich bin die Walker Brüder““ weiterlesen

Stefanie de Velasco – „Kein Teil der Welt“

„Sich vorzustellen, dass die Welt untergeht, ist nicht einfach, selbst wenn man damit groß geworden ist.“

Manchmal sind sie mit ihrem Stand in belebten Einkaufsstraßen anzutreffen. Der eine oder andere ist ihnen vielleicht an der Haustür begegnet. Sie klingeln und reden über ihre Welt – mit der Zeitschrift „Der Wachturm“ in der Hand. In Deutschland gibt es mehr als 160.000 Zeugen Jehovas. Die Religionsgemeinschaft, die einige auch als Sekte titulieren, ist wohl den meisten dafür bekannt, dass ihre Mitglieder Bluttransfusionen verweigern. Einen eindrücklichen Einblick in die Gedankenwelt, Regeln und das System der „Zeugen“ gibt Stefanie de Velasco mit ihrem aktuellen Roman „Kein Teil der Welt“.

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Lindsey Lee Johnson – „Der gefährlichste Ort der Welt“

Sie ist eine der beliebtesten Fotomotive in den USA, doch tragischerweise auch ein bekannter Ort, an dem Menschen ihrem Leben ein Ende setzen wollen: die Golden Gate Bridge in San Francisco. An einem sonnigen Junitag in den Morgenstunden kurz nach dem Aufstehen radelt Tristan Bloch zur Brücke. Mit einem letzten Gedanken an seine Mutter und „ohne jeden Schmerz, ohne jede Traurigkeit“ stürzt er sich in die Tiefe. Die Küstenwache findet später seine Leiche. Tristan ist gerade mal 13 Jahre alt, von den anderen Schülern an seiner Schule belächelt und Opfer einer fiesen Mobbing-Intrige.  Sein Tod wird bereits auf Seite 53 des Romans „Der gefährlichste Ort der Welt“ erzählt. Wer glaubt,  dass in dem Buch die amerikanische Autorin Lindsey Lee Johnson damit schon alles geschildert hat, der irrt gewaltig. Denn mit diesem tragischen Ereignis fängt die Geschichte erst an, ihre eindrucksvolle Wirkung zu entfalten.  „Lindsey Lee Johnson – „Der gefährlichste Ort der Welt““ weiterlesen

Schmerz – Nicolas Clément „Nichts als Blüten und Wörter“

„Die Schmerzen sind reglose Weberschiffchen zwischen zwei Stoffbahnen mit zerfetzten Motiven.“

Wie soll man ein Buch beschreiben, das einen sprachlos macht? Der große Kontrast zwischen der Schönheit der Poesie und der dunklen, tieftraurigen Geschichte im Debüt des Franzosen Nicolas Clément „Nichts als Blüten und Wörter“ lässt um letztere ringen. Es ist nicht leicht, über dieses für einen Roman recht schmale Werk zu schreiben, weil der Band in einer sehr kunstvollen Sprache geschrieben ist, aber auch die Abgründe des Menschseins offenbart.  „Schmerz – Nicolas Clément „Nichts als Blüten und Wörter““ weiterlesen

Zwei Schwestern – Frances Greenslade „Der Duft des Regens“

„Der Schmerz war wie ein Fluss, auf dem ich paddelte; wenn ich versuchte, einen Fuß hineinzusetzen, würde er mich umreißen.“

Erwachsen zu werden bringt es mit sich, auf Familiengeheimnisse zu stoßen.  Ein Kind soll davon verschont bleiben, meine viele. Dabei kann ein Geständnis, eine Erklärung, eine Geschichte aus vergangener Zeit in späteren Jahren  Verwirrung stiften. Maggie, die Protagonistin und Erzählerin in dem Debüt-Roman „Der Duft des Regens“ der Kanadierin Frances Greenslade, soll diese Erfahrung machen. „Zwei Schwestern – Frances Greenslade „Der Duft des Regens““ weiterlesen