Carolin Würfel – „Drei Frauen träumten vom Sozialismus“

„Über Wasser halten, schwimmen lernen, eine gemeinsame Insel finden.“

Christa Wolf, Maxie Wander, Brigitte Reimann – das literarische Dreigestirn. Ohne diese drei Frauen wäre die Literatur der DDR um vieles ärmer, womöglich undenkbar. Noch heute werden sie gelesen, in Schule, im Studium. Ihre Bücher erleben Neuauflagen, werden – einst gekürzt veröffentlicht – nun in voller Länge gedruckt. Wie aktuell Reimanns Roman „Die Geschwister“ (Aufbau). Die Journalistin und Autorin Carolin Würfel zeichnet mit ihrem Band „Drei Frauen träumten vom Sozialismus“ nicht nur die einschneidenden Ereignisse und Einflüsse der drei Schriftstellerinnen nach. Sie erzählt von ihrem Verhältnis untereinander – und zur DDR, dem Land, in dem sie lebten. „Carolin Würfel – „Drei Frauen träumten vom Sozialismus““ weiterlesen

Kristina Gorcheva-Newberry – „Das Leben vor uns“

„Dieses Land ist zu alt und zu störrisch“, sagte meine Großmutter immer (…).“

Sie sind jung, ihr Leben liegt noch vor ihnen. Sie wollen frei sein, die Welt sehen. Doch Anja und ihre Freundin Milka leben in Moskau. Der spätere Umbruch mit Beginn der Ära Gorbatschow und die Folgen von Perestroika und Glasnost liegen noch in gewisser Ferne. Als Leonid Breschnew, der Generalsekretär der KPdSU, 1982 stirbt, sind sie 14 Jahre alt. Kaum einer kommt heraus aus diesem riesigen totalitären Reich namens Sowjetunion. Mit ihrem Debüt „Das Leben vor uns“ schreibt die russisch-amerikanische Autorin Kristina Gorcheva-Newberry über eine Jugend im Kommunismus und ein Land, das seine Kinder frisst. „Kristina Gorcheva-Newberry – „Das Leben vor uns““ weiterlesen

Helge Hesse – „Die Welt neu beginnen“

„Man braucht keine Obrigkeit, um die Welt neu zu beginnen.“ 

Was wir oftmals als heutige Errungenschaft ansehen, hat seine Wurzeln in der Vergangenheit. Der Glaube, Fortschritt ist eine Erscheinung der Gegenwart, liegt wohl in einer Unkenntnis der Geschichte oder in einem gewissen Desinteresse begründet. Fortschrittlich war bereits jener Mensch, der das Feuer nutzte, das Rad erfand, waren auch jene Künstler, die in Höhlen eindrückliche und staunenswerte Abbilder ihrer Umgebung schufen. Wenn wir heute von Freiheit und Gleichheit, von der Mitsprache jedes Menschen an politischen und gesellschaftlichen Verhältnissen oder der wachsenden Rolle der Wissenschaft reden, müssen wir zurückblicken. Zu einer faszinierenden und überaus lehrreichen Zeitreise in das letzte Viertel des 18. Jahrhunderts lädt Helge Hesse in seinem Band „Die Welt neu beginnen“ ein, mit dem der Düsseldorfer Publizist für den Bayerischen Buchpreis nominiert ist. „Helge Hesse – „Die Welt neu beginnen““ weiterlesen

Backlist #16 – Jan Kjærstad „Ich bin die Walker Brüder“

„Einige wenige Jahre besitzen wir die Fähigkeit, magisch zu denken.“

Es sind nur wenige Sekunden, die das Leben von Odd Marius Walaker verändern. Er stürzt mit seinem Fahrrad, geblendet von einer seltenen Münze. Und das auch noch auf dem Schlossplatz in Oslo. Seitdem ist nichts mehr wie es war. Der 14-Jährige spürt besondere Kräfte in sich wirken. Vor allem sein Denken und seine Wahrnehmung haben sich verschärft, sind intensiver geworden. Er glaubt, über die sogenannte W-Potenz zu verfügen, und nennt sich fortan die Walker Brüder. In seinem 2008 im Original erschienenen Roman („Jeg er brødrene Walker“) beweist der norwegische Schriftsteller Jan Kjærstad einmal mehr seine Meisterschaft für besondere, besonders skurrile Romane. „Backlist #16 – Jan Kjærstad „Ich bin die Walker Brüder““ weiterlesen

Anne Holt – „In Staub und Asche“

„Eine Gesellschaft ist verletzlich. Sie ist auf Vertrauen aufgebaut.“ 

Sie hießen Ida, Maria, Espen, Andreas. Vier der insgesamt 77 Menschen, die am 22. Juli 2011 während des Anschlags des rechtsextremen Terroristen Anders Behring Breivik in Oslo und auf der Insel Utøya getötet wurden. Unter den Opfern befanden sich zahlreiche Kinder und Jugendliche eines Zeltlagers der sozialdemokratischen Arbeiterpartei. Das Attentat hat eine Wunde in die Seele des Landes gerissen. Des Landes, das so sicher und friedvoll galt, dessen Einwohner glücklich und zufrieden schienen. Der Anschlag hat gezeigt, dass Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit ein Teil der Gesellschaft sind. Mittlerweile sind dieser Tag und seine Folgen auch in der norwegischen Literatur angekommen. In ihrem Roman „In Staub und Asche“ widmet sich die Krimi-Autorin Anne Holt diesem anspruchsvollen Thema – und das meisterhaft. „Anne Holt – „In Staub und Asche““ weiterlesen

Jan Kjærstad – „Berge“

„Norwegen braucht Glückskekse, wenn das Erdölzeitalter dem Ende zugeht.“

Für dieses Buch schrumpft mein Vorrat an bunten Post-its erheblich. Zahlreiche gelbe und rote Fähnchen zieren nunmehr diesen Band mit dem dunklen Umschlag. Die Farben sollen bitte nicht politisch verstanden werden. Obwohl der neue Roman mit dem kurzen Titel „Berge“ des norwegischen Schriftstellers Jan Kjærstad vor allem ein politischer ist und mit dem er nach zuletzt „Das Norman-Areal“ wieder eindrucksvoll seine Klasse beweist.

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Backlist #10 – Gila Lustiger „Die Schuld der anderen“

„Waren sie wirklich dabei, sich eine Gesellschaft ohne Gewissen heranzuziehen (…)?“

Es müssen 27 Jahre vergehen, bis der Mord an Emilie aufgeklärt wird. 27 Jahre, in denen unklar war, von wem die junge Frau auf brutalste Art und Weise vergewaltigt und getötet wurde. Doch der Pariser Journalist Marc Rappaport hegt Zweifel, als in einer kurzen Nachricht über die Klärung des Verbrechens, die nur mit Hilfe eines DNA-Tests möglich wurde, berichtet wird. Denn der Mörder der jungen Edel-Prostituierten ist ein unbescholtener Bürger. Rappoport macht sich auf die Spur und stößt bei seinen intensiven Recherchen auf ein enges Geflecht aus Korruption und kriminellen Machenschaften von Industrie und Politik, wobei Emilie nicht das einzige Opfer ist.  Gila Lustigers Roman „Die Schuld der anderen“ ist deshalb mehr als nur ein spannendes Buch über ein längst vergangenes Verbrechen und seine Aufklärung.  „Backlist #10 – Gila Lustiger „Die Schuld der anderen““ weiterlesen

Ehrgeiz – Jean Prévost „Das Salz in der Wunde“

„Ein Erfolg ist nichts dagegen, und keiner der Ehrgeizigen hört auf, wenn sein Ziel erreicht ist: Alle wollen zu diesem ersten Moment zurück, ziehen von Neuem los und reiten ihr Glück zu Tode.“

Von einem Moment auf den anderen kommt der Fall. Eine falsche Verdächtigung bringt Dieudonné Crouzon um seine Zukunft. Er soll die Geldbörse eines Freundes gestohlen haben. Von da an verändert sich das Leben des Studenten komplett. Er flieht – von Paris in die Provinz nach Châteauroux. Dank der Hilfe seines Freundes Boutin, der noch immer zu ihm hält und auch weiterhin halten wird. Crouzon findet eine Stelle als einfacher Schreiber bei einer Wahlkampfzeitung – und was er wohl kaum für möglich gehalten hat: Sein Aufstieg beginnt.  „Ehrgeiz – Jean Prévost „Das Salz in der Wunde““ weiterlesen