Joachim B. Schmidt – „Ósmann“

„Im Skagafjord gibt es Geistergeschichten wie Muscheln am Strand.“

Er ist ein Hüne, der nach Gammelhai stinkt und Robbenblut trinkt. Tag ein, Tag aus setzt er mit seiner Seilfähre Mensch und Tier über die Tiefen des Skagafjords. Bei Sturm und bei Sonnenschein. Im äußersten Norden Islands, dort wo die Grönlandsee das herbe Land ablöst, ist Ósmann eine Institution. Nach seinem Helden Kalmann hat Joachim B. Schmidt eine weitere besondere Gestalt zum Leben erweckt – oder sollte man vielmehr sagen: wiedererweckt.

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Anne Reinecke – „Hinter den Mauern der Ozean“

„Die fünf, das sind wir. Aber wer hat uns Rettung gewährt? Wir selbst? Die Fremden? Wir wissen so wenig.“

Irgendwann in Berlin. Eine unüberwindliche Doppel-Mauer umringt den Stadtkern, dahinter erstreckt sich das weite Meer. Berlin – eine Insel. Vieles ist zerstört, einige Gegenden gelten als ungesichert. In der einstigen Millionen-Metropole leben nur noch eine Handvoll Menschen. Auserwählte, die sogenannten Ewigen, die zu unterschiedlichen Zeiten als Kinder in die Stadt gebracht worden sind. Darunter Lola, die die Geschichte der Fünf erzählt, die nicht viel wissen über ihre Herkunft.

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Gianni Sola – „Bei Licht ist alles zerbrechlich“

„Wenn wir unser Schicksal nicht ändern können, sind wir nichts.“

Die Welt des Jungen ist überschaubar. Vater, Mutter, Schwester, das kleine Dorf, die Schweine, die Davide schon als Kind hüten muss. In die Schule geht er nicht, wie sein Vater kann das Kind nicht lesen und schreiben. Es herrschen dunkle Zeiten in Italien des Jahres 1942. Es ist Krieg, der Duce regiert. Eines Tages kommt eine Gruppe Juden, die zwangsumgesiedelt werden sollen, nach Tora e Piccilli. Auch Nicolas, der das Leben von Davide und seiner Freundin Teresa fortan für immer verändern wird. In seinem Roman „Bei Licht ist alles zerbrechlich“ erzählt der italienische Autor Gianni Solla von Liebe und Freundschaft, vor allem jedoch davon, wenn einer das Leben eines anderen führt.

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Ian McEwan – „Lektionen“

„So viele vergessene Lektionen.“ 

Das ganze Leben. Die Meisterklasse in der Literatur. Schriftsteller haben sich daran abgearbeitet, die einem Menschen gegebene Zeit zu erzählen. Manchen ist es bravourös gelungen, manche sind daran kläglich gescheitert. Der Engländer Ian McEwan zählt zur ersten Gruppe. Denn sein neuer Roman „Lektionen“ ist ein Meisterwerk, das dem Leser einen Leserausch verschafft, der lange im Gedächtnis bleibt. 

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Joachim B. Schmidt – „In Küstennähe“

„Die Leute wissen einen Dreck.“

Ein Altersheim kann ja so ein wunderbares Versteck für einen Kleinkriminellen sein. Lárus ist die rechte Hand des Hausmeisters, seine illegalen Geschäfte betreibt er unauffällig. Er mäht zwar den Rasen, repariert dies und das, doch nebenbei scheffelt Lárus als umtriebiger Drogendealer kräftig Kohle. Das Altersheim Isafjörður ist das perfekte Alibi. Doch eine kaputte Heizung in Zimmer 37-A wird eines Tages sein Leben verändern. Er lernt Grimur, einen alten Fischer, kennen, der den furchteinflößenden Beinamen „Der Schlächter“ trägt. Er wird sein Freund – und unfreiwillig auch sein Mentor. In seinem Debüt „In Küstennähe“ beweist Joachim B. Schmidt seine Vorliebe für kauzige Figuren und ein Herz für ihre teils auch tragischen Lebensgeschichten.

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Jonathan Lee – „Der große Fehler“

„Es war an der Zeit, die Stadt zu öffnen, während er sich selbst verschlossen hielt.“

Ich war noch niemals in New York. Zugegeben. Aber ich träume in regelmäßigen Abständen von Big Apple, ganz so, als ob ich angezogen werde, in mir eine nicht zu beschreibende Sehnsucht existiert. Ich sehe Wolkenkratzer, Menschenmassen, Häuserschluchten, die Brooklyn Bridge – und ich verlaufe mich regelmäßig in der Stadt, die niemals schläft und trotz ihres modernen Erscheinungsbildes eine interessante Vergangenheit in sich trägt, die es lohnt zu erzählen. In seinem Roman „Der große Fehler“ erweist der Engländer Jonathan Lee  Andrew Haswell Green (1820 – 1903) die Ehre, jenem Mann, der New York in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wie kein anderer geprägt hat und trotzdem heute nahezu vergessen ist. „Jonathan Lee – „Der große Fehler““ weiterlesen