Mut – Frida Nilsson „Siri und die Eismeerpiraten“

„Die guten Dinge hinterlassen gute Spuren … und die schlimmen Dinge hinterlassen schlimme Spuren.“

Das Eismeer: eine weiße weite unwirtliche Welt. Stolze Schiffe segeln von Hafen zu Hafen, von kleinen Inseln zu winzigen Schären. Fische und Meerjungfrauen tummeln sich im Wasser. Ja, auch stolze Meerjungfrauen. Die Geschöpfe sind nicht nur Seemannsgarn. Es gibt sie wirklich. Auf ihrer Reise von ihrer Heimatinsel Blautum nach Senkum lernt Siri ein solch merkwürdiges Wesen kennen. Es ist nur eine von vielen ihrer besonderen Begegnungen auf ihrer ungewöhnlichen und gefährlichen Reise. Siri will ihre kleine Schwester Miki befreien, die von den gefürchteten Eismeerpiraten rund um Kapitän Weißhaupt gekidnappt wurde.  In ihrem neuen Kinderbuch erzählt Frida Nilsson diese abenteuerliche Geschichte. „Mut – Frida Nilsson „Siri und die Eismeerpiraten““ weiterlesen

Allein – Isabelle Autissier „Herz auf Eis“

„Die Stille ist ein Nicht-Geräusch, wie die Nicht-Existenz, die sie leben. Wie ein Albtraum, in dem alles verschwunden ist.“

Die Welt hat glücklicherweise noch immer Regionen, an denen die menschliche Zivilisation nicht angekommen ist oder sich von dort wieder zurückgezogen hat. Wer dorthin reist, sollte besondere Fähigkeiten haben. Es braucht keinen  Flug zum Mond, um Abenteuer bestehen zu können. Ziel kann da auch der südliche Zipfel Südamerikas sein. Mit ihrem Segelschiff landen Louise und Ludovic nahe Kap Hoorn. Ohne dass sie es zuvor erahnen können, wird die  Insel Stromness ihr „Zuhause“, ein vielmehr unfreiwilliges Gefängnis. Denn ihr Schiff „Jason“, das mit seinem Namen nicht ohne Grund an den griechischen Helden und Führer der Argonauten erinnert, verschwindet nach einem schweren Sturm. Das Paar aus Paris bleibt zurück. „Allein – Isabelle Autissier „Herz auf Eis““ weiterlesen

Schmerz – Nicolas Clément „Nichts als Blüten und Wörter“

„Die Schmerzen sind reglose Weberschiffchen zwischen zwei Stoffbahnen mit zerfetzten Motiven.“

Wie soll man ein Buch beschreiben, das einen sprachlos macht? Der große Kontrast zwischen der Schönheit der Poesie und der dunklen, tieftraurigen Geschichte im Debüt des Franzosen Nicolas Clément „Nichts als Blüten und Wörter“ lässt um letztere ringen. Es ist nicht leicht, über dieses für einen Roman recht schmale Werk zu schreiben, weil der Band in einer sehr kunstvollen Sprache geschrieben ist, aber auch die Abgründe des Menschseins offenbart.  „Schmerz – Nicolas Clément „Nichts als Blüten und Wörter““ weiterlesen

Warum? – Noah Hawley „Der Vater des Attentäters“

„Wenn wir leiden, Schmerzen oder Angst haben, wenden wir uns nach innen. Mit der eigenen Sterblichkeit konfrontiert, interessieren wir uns nicht mehr für die täglichen Dramen dieser Welt.“ 

Es ist eine Geschichte, die überall auf der Welt geschehen könnte und aktueller denn je ist. Die Medien berichten in aller Regelmäßigkeit über entsetzliche Amok-Läufe, Attentate und Gewaltausbrüche, in denen junge Menschen plötzlich zu Tätern werden und eine große Schuld auf sich nehmen. „Der Vater des Attentäters“ von Noah Hawley erzählt nicht nur eindrucksvoll von einer aus den Fugen geratenen Vater-Sohn-Beziehung. Der Roman geht der Frage nach, wie ein junger Mensch zu einem Mörder werden konnte. „Warum? – Noah Hawley „Der Vater des Attentäters““ weiterlesen

Zwischen den Seiten – Norbert Gstrein „Eine Ahnung vom Anfang“

„Ich hatte tatsächlich gesagt, dass es manchmal gerade die Sehnsucht nach Unschuld und Reinheit sei, die einen dazu bringe, Schuld auf sich zu nehmen.“ 

Es ist ein Rückzugsort, abgeschieden und ruhig gelegen: die Hütte am Fluss. Dorthin flüchtet der Deutschlehrer Anton, wenn er die hektische Welt hinter sich lassen will. Gemeinsam mit seinem Lieblingsschüler Daniel verbringt er hier Stunden, Tage, ganze Wochen; skeptisch beobachtet von Wanderern oder Schaulustigen, die sich dem Gelände nähern. Jahre später erschrecken eine Bombenattrappe auf dem Bahnhof sowie zwei Bombendrohungen die Einwohner der nahe gelegenen Provinzstadt. Auf einem Fahndungsfoto glaubt Anton, seinen Schüler wieder zu erkennen. „Zwischen den Seiten – Norbert Gstrein „Eine Ahnung vom Anfang““ weiterlesen

Einer bleibt zurück – Ralf Rothmann „Im Frühling sterben“

„Das ist der Krieg von Zynikern, die an gar nichts glauben, außer an das Recht des Stärkeren. Dabei sind’s  nur Kleingeister und Schwächlinge, ich hab’s im Feld erlebt.“

Es sind nur noch wenige Wochen bis Kriegsende. Walter und sein Freund Friedrich „Fiete“ ahnen es. Die Nachrichten über das Vorrücken der Alliierten und der Russen sprechen eine deutliche Sprache – trotz der immer lauteren Propaganda, die sich schier zu überschlagen scheint. Beide hoffen in ihrem norddeutschen Dorf, wo sie als Melker-Lehrling arbeiten, die letzten Züge des Krieges heil zu überstehen Doch dann werden sie mit gerade mal 17 Jahren für eine Versorgungseinheit der Waffen-SS zwangsrekrutiert. Ralf Rothmann erzählt in seinem neuen Roman „Im Frühling sterben“ keine ausgedachte Geschichte. Der Berliner Autor hat die Erlebnisse seines Vaters in einem autobiografischen Roman verarbeitet, der schmerzt.  „Einer bleibt zurück – Ralf Rothmann „Im Frühling sterben““ weiterlesen